Eine Legende feierte Jubiläum. Dixon Musik, einst einer der besten Plattenläden Thüringens und Gastgeber vieler legendärer Partys in Erfurt und Thüringen wurde vor 30. Jahren gegründet. Was Mitte der 1990er mit einem improvisierten Vinylhandel begann, entwickelte sich zu einem der wichtigsten Knotenpunkte der Thüringer Technoszene der Nachwendezeit.
Dixon Musik prägte Erfurt
Hinter dem Namen Dixon stehen Mirko Sauer und Sven UK – zwei DJs, die aus Leidenschaft ein Stück Thüringer Techno-Geschichte geschrieben haben. Wie Mirko Sauer im Interview mit unserer Zeitung berichtet, war Dixon Musik mehr als nur ein Laden. Es war ein Treffpunkt, ein Sprungbrett für DJs und ein Motor der lokalen Clubszene. „Angefangen hat alles 1995. Zunächst eröffneten wir unter dem Namen Dixon einen kleinen Plattenladen. Später wurde daraus Dixon Musik – mit Label und Veranstaltungen“, erinnert sich der Mitgründer.
Von der Moritzstraße zur Johannesstraße
Die Anfänge waren bescheiden. Sauer und Sven UK übernahmen die Schallplatten des ersten CD-Ladens Erfurts „Loge“, nachdem dieser schließen musste. „Wir standen plötzlich mit einem Haufen Vinyl da und suchten einen Raum. Am nächsten Tag waren wir in der Moritzstraße – ohne Heizung, ohne Fußboden, alles improvisiert“, erzählt Sauer. Zunächst Hobby, entwickelte sich der Laden schnell zum Anlaufpunkt für DJs aus der Region.
Bald folgten größere Räume in der Schlüter- und schließlich in der Johannesstraße. Dort wurde Dixon zum Zentrum einer Szene, die in Thüringen bis dahin kaum existierte. „Es kamen immer mehr DJs, das Sortiment wuchs – und plötzlich war die Johannesstraße die richtige Adresse. Da ging es richtig los.“
Wie ein kleiner Plattenladen Thüringens Nachtleben veränderte
In den 1990er-Jahren war Techno vor allem in Metropolen wie Berlin, Leipzig oder Frankfurt zuhause. In Erfurt schufen Sauer und UK mit Dixon ein Stück Großstadtgefühl. „Wir waren der größte Plattenladen in Thüringen und hatten ein riesiges Sortiment. Dazu organisierten wir Partys und holten internationale Größen wie Richie Hawtin oder Sven Väth nach Erfurt – die standen auch mal bei uns im Laden.“
Ein Knotenpunkt der Technoszene
Doch Dixon war mehr als ein Vinylhandel: Es wurde zur Plattform. DJs, die hier Platten kauften, fanden bald Auftritte in den von Sauer und UK initiierten Clubs. Über Jahre prägten sie Orte wie die „Kantine“ oder das „Puck“. „Es entstand eine Community“, sagt Sauer. „Anfang der 90er war hier tote Hose. Wir haben Clubs eröffnet, Partys gemacht, Platten verkauft – einfach gemacht, ohne lange zu überlegen.“
Fast 25 Jahre hielt der Laden durch. Doch die Digitalisierung setzte der Vinyl-Kultur zu. „Zuerst kamen die Internetshops, da konnten wir noch mithalten. Aber mit MP3 war Schluss – das hat Vinyl den Stecker gezogen. Da haben wir die Reißleine gezogen.“ Dixon verschwand aus dem Stadtbild, lebte aber in Erinnerung weiter – als Synonym für ein Lebensgefühl, das eine ganze Szene verband und ein Fundament für die Nachtkultur in den kommenden Jahren in Erfurt gelegt hat.
30 Jahre Dixon Musik in Thüringen
Ganz losgelassen hat die Musik Mirko Sauer und Sven UK nie, vielleicht, weil die gemeinsame Geschichte bereits zu DDR-Zeiten begann. In einem Arbeitslager. „Ich habe dort als Koch gearbeitet und abends für die Leute Disco gemacht. So lernten wir uns quasi beim Kartoffelschälen kennen – und abends auf der Tanzfläche. Nach der Wende legte ich weiter als DJ auf und Sven ist mit eingestiegen“, erinnert sich Sauer.
Viel Zeit ist seitdem vergangen. Dixon ist als Geschäft Geschichte, doch unter dem Namen Charlie Moskau starteten sie 2021 wieder durch – zunächst zur Bundesgartenschau auf dem Petersberg. „Vielleicht war es die Erfahrung, vielleicht die Liebe zur Musik – jedenfalls schlug es sofort ein“, so Sauer. Das Publikum ist heute älter, aber die Begeisterung geblieben. „Viele hören immer noch Techno, nur feiern sie anders. Unser Konzept ist darauf abgestimmt. Dixon steckt in uns – das ist Teil unserer DNA.“
