Am 9. November findet in Jena der “Klang der Stolpersteine” statt. An 22 Standorten werden zahlreiche Musiker an den Stolpersteinen stehen und jüdische Musik spielen. Begonnen hat die musikalische Stolpersteinaktion im November 2017, nachdem im November 2016 rechtsextreme Gruppen einen Fackelmarsch durch Jena zelebrierten.
Ein Zeichen für Menschenrechte, Demokratie und Völkerverständigung
Der “Klang der Stolpersteine” ist damit nicht nur eine Reaktion der Stadt Jena auf rechtsextremistische Gruppierung von 2016, sondern auch eine Zeichensetzung. Mitinitiator Klaus Wegener beschreibt zur ursprünglichen Motivation der Stolpersteine: “Die Idee ist, sich mit zahlreichen Kurzkonzerten an Jenas Stolpersteinen und anderen Gedenkorten vor den Opfern des Nationalsozialismus musikalisch zu verneigen und ein kraftvolles Zeichen für Menschenrechte, Demokratie und Völkerverständigung zu setzen. Dazu kommt eine kämpferische Komponente: Alle Kurzkonzerte werden als politische Kundgebung angemeldet, sodass an diesem Tag die Stadt von Kundgebungen überzogen ist und eine Besudelung dieses Tages wie am 09.11.2016 nicht mehr möglich ist.”
Initiatoren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen
Organisiert wird der “Klang der Stolpersteine” aus der Bürgerschaft der Stadt Jena heraus. Initiatoren und Organisatoren sind drei Privatpersonen aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen: Till Noack, der ehemaliger Geschäftsführer der Stadtwerke Jena, Gerhard Paulus, Professor für Physik und Klaus Wegener, Musiker und Lehrer an der Musikschule Jena.
Hunderte Musiker beteiligen sich ehrenamtlich
Insgesamt beteiligen sich etwa 41 bis 50 Musikgruppen und circa 200 Musiker am 9. November ehrenamtlich an der musikalischen Aktion, ob in der Organisation oder mit ihrem musikalischen Beitrag. An 22 Standorten kann man jene Musiker hören und erleben, die besondere Orte einbeziehen. Beispielsweise wird es Konzerte geben an Gedenktafeln zum Todesmarsch, zur T4-Verschickung, an Denkmälern wie der Stele zur Erinnerung an das Außenlager von Buchenwald oder an Häusern, in denen von den Nazis drangsalierte Mitbürgerschaft lebten, die nicht ermordet worden, aber vor denen nichtsdestotrotz, Stolpersteine verlegt sind. Über eines sind sich die Initiatoren einig: “Hier wird ein Stück Stadtgeschichte wieder lebendig.”
Opfer der damaligen und jetzigen Zeit gedenken
Ebenfalls wird an das in Jena geborene Mädchen Sonja Marie Wagner erinnert, dass von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet wurde und für das es keinen Stolperstein gibt, weil sie keine feste Adresse hatte. Auch der neu eingeweihte Enver-Şimşek-Platz, dessen Umbenennung an ein Opfer des NSU erinnert, wird ein Spielort sein. Till Noack betont dabei: “Wir möchten der Opfer der damaligen Zeit gedenken, mit Enver Şimşek gedenken wir auch eines Opfers der jetzigen Zeit. Wir wollen Stadtgeschichte lebendig werden lassen, indem wir auf alle diese Menschen und Häuser oder Plätze aufmerksam machen. Wir wollen dem Erstarken von menschenverachtenden Geisteshaltungen mit den Inhalten begegnen, die im Nationalsozialismus zugrunde gegangen sind, die uns aber alle zu einer Gemeinschaft, zu einer Gesellschaft macht: mit Kultur.”
Nationalismus und Fremdenhass hat in der Stadt Jena keinen Platz
“Der Klang der Stolpersteine” ist eine Aktion, die aus der Gesellschaft kommt und kein staatlich organisiertes Denken und Fädenzieher im Hintergrund versteckt hält. Die Aktion ist aus dem inneren Bedürfnis der Bürgerschaft entstanden. Der Wunsch ist groß, dass “Der Klang der Stolpersteine” noch sehr lange fortgesetzt wird. Kontakte zu Initiativen in anderen Städten ist aufgebaut, indem Gedenkaktionen und ein Austausch über die jeweiligen Erfahrungen stattfinden. Abschließend sagt Klaus Wegener: “Wir freuen uns sehr, wenn Gedenkkultur in Deutschland dadurch ein kleines Stückchen lebendiger, aktueller, fantasievoller wird. Darüber hinaus würde uns freuen, wenn der ‘Klang der Stolpersteine’ Schule macht.”
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Hard Facts:
- Wo? Jena, verschiede Schauplätze in der ganzen Stadt
- Wann? 9. November
- Das Programm und weitere Infos findest du unter: www.klang-der-stolpersteine.de