Die Magie des Lesens und die Faszination der Bücher stehen im Mittelpunkt der Theateradaption von Tintenherz, die mit der Geschichte von Meggie und ihrem Vater Mo das Publikum in Erfurt verzaubern soll. Meggie, die zwischen Büchern aufwächst und von ihrem Vater, einem Buchrestaurator, geprägt wird, kennt die Welt der Bücher seit ihrer Kindheit. Doch seltsamerweise liest ihr Vater ihr nie vor. Meggie fragt sich auch, warum ihre Mutter verschwunden ist und sie sich kaum an sie erinnert. Ihr Leben nimmt eine bedrohliche Wendung, als mysteriöse und furchteinflößende Gestalten auftauchen, die auf der Suche nach einem besonderen Buch sind. Mo und Meggie fliehen zu ihrer Tante Elinor, einer Büchernärrin, und eine packende, abenteuerliche Reise beginnt – ein Krimi, der Lesefans begeistert und die Zuschauer:innen mitten hinein in die magische Welt der Literatur zieht.
Bühnenversion von Cornelia Funkes weltbekanntem Jugendroman
Die Bühnenversion von Cornelia Funkes weltbekanntem Jugendroman, der erstmals 2003 erschien und mehrfach ausgezeichnet wurde, ist für das Regieteam rund um Axel Brauch und Bühnenbildnerin Gesine Mahr eine besondere Herausforderung. „Für mich geht es im Kern um die Magie des Lesens und der Bücher – und um die Kraft, die wir als Gruppe haben, wenn wir uns gemeinsam gegen das Böse stellen“, erklärt Brauch. Der Antagonist Capricorn und seine Schergen verkörpern das Böse, gegen das sich die Figuren behaupten müssen. Brauch glaubt fest daran, dass das Theater eine Kraft besitzt, die die Welt verändern kann – wenn man nur an die Geschichte glaubt. Gesine Mahr ergänzt, dass sie besonders die bildreiche, faszinierende Welt an Tintenherz reizt: „Man ist mal in der Gegenwart und dann wieder in einer fantastischen Welt voller außergewöhnlicher Wesen, die sogar in unsere Welt übertreten.“
Der Originalgeschichte treu geblieben
Das Buch eins zu eins auf die Bühne zu übertragen, war für das Team aber keine Option. „Wir sind der Originalgeschichte sehr treu geblieben“, erklärt Brauch, auch wenn man für eine 70-minütige Theaterfassung die Handlung stark kürzen und manche Erzählstränge anpassen musste. Gleichzeitig entschieden sich die Macher:innen, die Schauplätze nach Thüringen zu verlegen, sodass einige Zuschauer vielleicht den Thüringer Wald oder den Rennsteig in den Kulissen wiedererkennen. Mahr zeigt sich von den düsteren und geheimnisvollen Aspekten der Geschichte besonders beeindruckt und hebt hervor: „Durch die Nachtstimmungen, Wanderungen und Reisen entsteht ein schauriger Zauber, der das Buch so besonders macht.“
Die Umsetzung auf der Bühne brachte jedoch besondere Herausforderungen mit sich. Für Regisseur Axel Brauch war es wichtig, die Geschichte für ein jüngeres Publikum und Familien zugänglich zu machen, ohne die düsteren Seiten der Erzählung zu verlieren. Anstelle von Gewalt arbeitete er deshalb oft mit magischen Effekten. Die Bühnenbildnerin entschied sich dafür, die Bühne durch kleinere Gebäude zu „verkleinern“, um die Figuren den Zuschauern näher zu bringen. Die Idee der „Lost Places“ in Thüringen inspirierte das Bühnenbild: „So ein Lost Place könnte im Thüringer Wald stehen und als Unterschlupf für die Bösewichte dienen“, erzählt Mahr. Elinors Bibliothek lehnt sich an die historische Amalia Bibliothek in Weimar an, während Mo und Meggies Zuhause als Tiny House gestaltet ist.
Das Akkordeon als zentrales Instrument
Auch musikalisch bietet die Inszenierung neue Akzente. Anstatt auf den Soundtrack der Filmadaption zurückzugreifen, ließ das Team eine eigenständige Klangwelt entstehen. „Wenn ich ein Buch lese, habe ich oft schon Musik, Klänge oder Geräusche im Ohr, die etwas Neues hervorrufen“, erzählt Axel Brauch. Der Komponist Daniel Roth kreierte die Musik und entschied sich gemeinsam mit dem Regisseur für das Akkordeon als zentrales Instrument, das eine besondere, magische Klangfarbe in die Erzählung einbringe und die Theaterbesucher:innen mitreißen soll.
„Als Gruppe sind wir stark“
Denn die Zuschauer:innen sollen aus der Aufführung von Tintenherz vor allem die Kraft der Gemeinschaft mitnehmen, meint Gesine Mahr: „Ich fände es wunderschön, wenn die Zuschauer merken, dass wir alleine oft nicht weit kommen. Aber als Gruppe sind wir gemeinsam stark.“ Axel Brauch sieht das Theater als Ort, an dem Diversität und die Überwindung von Vorurteilen vermittelt werden können: „Das Fremde mag auf den ersten Blick fremd erscheinen, aber das sollte nicht so bleiben. Es geht darum, dass Menschen nicht in populistische Fallen tappen“, sagt er.
Mit der Tintenherz-Inszenierung möchte das Ensemble ein wahres Theaterfest bieten, das mit Zaubereffekten, Feuer, selbst komponierter Musik, bunten Kostümen und einem liebevoll gestalteten Bühnenbild die Zuschauer auf eine magische Reise mitnimmt. „In den 75 Minuten wird es keine Sekunde langweilig“, verspricht Brauch, „man fühlt sich, als würde man mit Maggie und Mo auf eine spannende Abenteuerreise durch den Thüringer Wald und zurück gehen. Das muss man einfach erleben.“
Hard Facts:
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- diverse Termine vom 6. November bis 27. Dezember
- Theater Erfurt | Theaterplatz 1 | Erfurt
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