Wo sonst als im Kino kann man so vielfältig, differenziert und mit einer erkennbaren Haltung in eine vollkommen andere Welt eintauchen? Umso spannender, wenn diese Welt eine reale ist, die uns die Dokumentarfilmer:innen näherbringen“, schreiben Caren Pfeil. Die Kinoleiterin des Metropol-Kinos in Gera bringt es mit ihren Worten auf den Punkt, warum ihr euch die 6. Ostthüringer Dokfilmwochen vom 29. August bis 16. September auf keinen Fall entgehen lassen solltet.
Die Ostthüringer Dokumentarfilmwochen
Wie in den vergangenen Jahren haben Caren und das Team des Kinos im Schillerhof und des Kinos am Markt in Jena ein buntes Bouquet an den diversesten Dokumentarfilmen zusammengetragen. Es gibt Filmpreisgewinner, ausgezeichnete Publikumslieblinge und Voraufführungen. Euch erwarten Matinee, Schulvorstellungen, Regiegespräche, Lesungen und mehr. Gezeigt werden insgesamt 18 Dokumentarfilme in 45 Veranstaltungen in beiden Städten. „Dank der Förderung der Thüringer Staatskanzlei ist es möglich, in insgesamt 17 Filmgesprächen mit den Filmemacher:innen ins Gespräch zu kommen“, wie Caren stolz mitteilt.
Tabus werden gebrochen & Ängste überwunden
Den Startschuss in Gera macht am 29. August der Film „Smoke Sauna Sisterhood – Hitzewellen“. Darin begleitet die Filmemacherin Anna Hints Frauen bei einer besonderen Zusammenkunft in einer Rauchsauna. Diese tief verwurzelte Tradition lädt dazu ein, alle Hüllen fallen zu lassen und sich allem zu entledigen, was beklemmt. Die Frauen öffnen sich und sprechen über Themen wie Schwangerschaft, Liebschaften, Sexualität und traumatische Erfahrungen. „Tabus werden gebrochen und Ängste überwunden“, heißt es in der Ankündigung.
In Jena beginnen die Dokumentarfilmwochen am 29. August mit dem Film „Im Land der Wölfe – Friedliche Koexistenz“. In der hundertminütigen Dokumentation taucht ihr in die Welt des größten Raubtieres aus der Familie der Hunde ein. Viele Menschen haben ihr Wissen über Wölfe aus alten Märchen und Sagen, die oft nichts mit der Realität zu tun haben. Im 19. Jahrhundert fast ausgerottet, sind Wölfe heute in Europa geschützt und leben wieder unter uns, nutzen unsere Wege und Autobahnen. Der Tierfilm-Spezialist Sebastian Koerner zeigt in seiner Dokumentation ungeschönt das Leben der Wölfe, einschließlich Szenen, die schwer anzusehen sein können. „Der Film regt zum Nachdenken über Biodiversität, Artenschutz und das Zusammenleben von Mensch und Natur an“, schreiben die Veranstalter:innen.
Deutscher Filmpreis 2024
Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit, Plastic Fantastic, Ausstellung auf der Leinwand – Frida Kahlo, Schleimkeim – Otze und die DDR von unten – die Palette der aufgeführten Filme ist umfangreich. Es geht um Gefühle, Graffiti-Kunst, Identität, Literaten und die Natur. Als ein Highlight ist klar der Film „Sieben Winter in Teheran – Frauen im Iran“ zu nennen, der sowohl in Gera als auch in Jena gezeigt wird und beim Deutscher Filmpreis 2024 als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. In der Dokumentation nutzt die Filmemacherin Steffi Niederzoll heimlich aufgenommene Videos, um in ihrem Dokumentarfilm das Leben von Frauen im Iran zu rekonstruieren. Die Geschichte beginnt 2007 in Teheran, als die 19-jährige Reyhaneh Jabbari zu einem geschäftlichen Termin geht. Dort wird sie von ihrem neuen Kunden angegriffen und ersticht ihn in Notwehr. Sie wird verhaftet und zum Tode verurteilt. Der Fall erregte internationale Aufmerksamkeit und lenkte den Fokus auf die Frauenrechtslage im Iran.
Die Magie der Bilder
„Man kann sich heute nur noch schwer vorstellen, wie die ersten bewegten Bilder auf die Menschen gewirkt haben müssen. Es waren ja kaum mehr als ein paar Filmschnipsel, im Prinzip die Dokumentation völlig alltäglicher Situationen – ein Schiff legt an, ein Zug fährt in den Bahnhof ein, ein Mann nimmt ein Bad in den Wellen. Und dennoch: Die Magie der Bilder sprang über aufs Publikum, das sich wunderte, wie so etwas möglich sei? Ob der Zug zum Stehen kommt, bevor er den Zuschauerraum erreicht? Und ob man vielleicht auch ein paar Spritzer Meerwasser abbekommt?“, fragt das Team des Kinos am Markt in Jena und gibt den besten Grund, warum ihr euch die Dokfilmwochen nicht entgehen lassen solltet: „Jetzt, 120 Jahre später, sollten diese Sorgen bei den meisten ausgeräumt sein, faszinieren können Filme im Allgemeinen und Dokumentationen im Speziellen aber nach wie vor. Über knapp drei Wochen im Herbst wollen wir uns deshalb auf de Dokumentarfilm stürzen.“
Hard Facts:
- Dokfilmwochen: 29. August bis 16. September |
- Mehr: metropolkino-gera.de
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