Interview mit Sebastian23
Sebastian23 ist inzwischen 38 und einer der Stars der Poetry Slam-Szene. Am 26. April tritt er mit seinem Soloprogramm „Hinfallen ist wie anlehnen, nur später“ in Jena auf. Warum sein Weg schon vorgezeichnet war und woher er sich seine Ideen holt, verrät er uns im Interview.
Sieht man dich auch ohne Mütze?
Man sieht mich manchmal auch ohne Mütze, aber man merkt es nicht. Denn ohne Mütze erkennen mich auch gute Bekannte oft erst auf den zweiten oder dritten Blick.
Was macht für dich einen richtig guten Poetry Slam aus?
Das Besondere am Poetry Slam ist die Direktheit. Richtig gut ist es, wenn die Grenze zwischen Publikum und Bühne sich auflöst und der Abend zu einem Gesamtkunstwerk wird.
Du hast inzwischen schon 18 Jahre Slam-Erfahrung. Inwiefern haben sich du und deine Texte in dieser Zeit verändert?
Ich hoffe sehr, dass meine Texte inzwischen handwerklich besser geworden sind und ich mich besser darauf verstehe, meine Gedanken und Gefühle genau so in Worte zu gießen, wie sie in mir auftauchen. Ich glaube zudem, dass ich etwas politischer und kritischer geworden bin, weil ich mittlerweile eine Reichweite habe und denke, dass damit auch eine Verantwortung einhergeht.
In welchen Momenten bereust du es, nicht lieber etwas Vernünftiges gemacht zu haben?
Ich mag ja den Gedanken, dass Schriftsteller und Dichter als unvernünftige Berufe betrachtet werden. Bereut habe ich die Entscheidung bis jetzt noch nicht. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass ich Philosophie studiert habe. Ein Leben im Normalbereich war also weit im Voraus ausgeschlossen.
Im April kann man dich in Jena live erleben. Wem würdest du deine Show empfehlen?
Jedem, für den sich Lachen und Denken nicht ausschließen.
Nach gut drei Jahrzehnten Poetry Slam-Geschichte könnte man meinen, dass schon alles gesagt worden ist. Wie kommst du immer wieder auf neue Ideen?
Nun ja, da sind ja nicht nur drei Jahrzehnte Slam-Geschichte, sondern einige Jahrtausende Literaturgeschichte davor. Zum Glück gibt es nicht nur ständig neue Fragen, sondern auch immer wieder den Bedarf, die alten Fragen im Kontext einer sich wandelnden Welt neu zu verhandeln. Falls Ihnen diese Antwort zu geschwollen vorkam, hier eine urbanere Variante: Ich komme auf neue Ideen, indem ich mit offenen Augen durch die Welt gehe – direkt in den Coffeeshop. LOL.
Was würdest du dem 23-jährigen Sebastian von damals heute sagen?
Hör auf, 2018 noch Worte wie „LOL“ zu sagen. Es muss ja nicht jeder sofort merken, dass du 38 Jahre alt bist.
26. April 2018 um 19 Uhr
Paradiescafé
Vor dem Neutor 5
07743 Jena