Schon in der Grundschule schwang Florian Hoberg gern seine Stifte auf weißen Blättern Papier, zeichnete leidenschaftlich gern Fantasiegestalten. Diese Passion ist ihm auch später erhalten geblieben, allerdings mit einem Unterschied. Inzwischen verewigt er seine kunstvoll mit Bleistift oder Tusche auf Papier gebrachten Mythenwesen, die sowohl menschliche als auch tierische Züge aufweisen, oftmals auch mit Schaber, Schnitzmessern, Stemm- und Stechbeitel in einem robusten Werkstoff.
Atelier FloHo & Sam ist in Arnstadt
Der 27-jährige Eisenacher hat den seltenen Beruf des Holzbildhauers erlernt – und 2019 bei der Ausbildung an der Schnitzschule Empfertshausen Samantha Laatsch kennengelernt. Sie wurden ein Paar. „Fotografieren und Zeichnen: Wir teilen dieselben Hobbies – und ergänzen uns dabei hervorragend. Meinungsverschiedenheiten gibt es nur bei der Arbeit – hier ecken wir auch mal mit unseren Werkzeugen an“, betont die 26-jährige Samantha mit einem Augenzwinkern, die sich auch in der Berufswahl widerspiegeln.
Das Atelier FloHo & Sam
Samantha ist in Gumpelstadt aufgewachsen, einem kleinen Ortsteil von Bad Salzungen. „Das Landleben und die Natur um mich herum haben meine Zeichnungen und Entwürfe geprägt. Füchse und Wildschweine gehören daher zu meinen Standardmotiven.“ Berührungspunkte mit Wäldern und dem Werkstoff Holz waren dabei schon früh vorhanden – weswegen sie sich nach einer Ausbildung im Gesundheitsbereich für den Kreativ-Beruf entschied, bei dem schon mal laute Maschinen und Motorsägen zum Einsatz kommen. Kein Wunder, dass an eine Werkstatt in der ohnehin mit Kreativen gesättigten Großstadt Erfurt nicht zu denken war. „Deshalb hat es uns nach Arnstadt verschlagen, hier begegnen uns die Menschen mit Begeisterung, Neugier und Interesse“, so Florian. Seit März 2022 betreibt das Paar am Stadtrand eine Werkstatt, die ihre persönliche Note schon im Namen trägt: das Atelier FloHo & Sam.
Während eine Tischlerei Möbel für den täglichen Gebrauch herstellt, überwiegt beim Handwerk des Holzbildhauers oder der Holzbildhauerin der künstlerisch-kreative Aspekt. Die Arbeiten von Florian und Samantha sind daher abseits eines Gebrauchswerts auch filigran gearbeitete Kunstwerke, Unikate.
Von Anhänger bis Gartenskulpturen
Von Anhänger bis Gartenskulpturen Das Spektrum reicht dabei von kleinen Anhängern oder Schmuckstücken, bei denen sie Holzschnitt oft auch mit Epoxydharz vermischen, über mittelgroße Objekte (massive Ortsschilder zählten bereits zu ihren Aufträgen) bis hin zu metergroßen Gartenskulpturen, denen sie ihren individuellen Schliff verleihen. Während Samantha in ihrer Arbeit sehr viel Wert auf naturalistische Darstellungen von Menschen oder Wildtieren legt, kombiniert Florian modern, aber auch surreal Menschen und Tiere miteinander, wobei sein Faible für Raubkatzen oder die geometrischen Formen der Architektur immer wieder durchblitzt. Samantha geht dabei auch so weit, klassische Kunst wie Michaelangelos „Die Erschaffung Adams“ neu und kritisch zu interpretieren – womit sie auf einem Symposium in Empfertshausen für Aufsehen sorgte.
Politische Statements lehnen wir in unseren Arbeiten ab
Hier strebt nicht die menschliche Hand Adams, sondern die Pranke eines Gorillas nach der Berührung mit Gott. „Ich wollte damit plastisch aufzeigen, dass Menschen die falschen Prioritäten setzen, während die Welt um sie herum brennt. Politische Statements oder Symbolik lehnen wir in unseren Arbeiten ab. Aber für Tierleid und den fraglichen Umgang mit Mutter Natur zu sensibilisieren, ist mir wichtig.“ Diese und weitere kontroverse Arbeiten würde das Pärchen gern in kleinen Ausstellungen präsentieren.
Wir nutzen die Reste
Sein Holz bezieht das Duo von lokalen Tischlereien, aus der Verwandtschaft oder Holzhändlern aus Hessen – wobei die Werkstücke hin und wieder auch vor der Verbrennung gerettet werden. „Für uns wird nicht extra Holz gefällt, sondern wir nutzen die Reste“, betont Samantha den Nachhaltigkeitsaspekt. Auch wenn beide eine Vorliebe für hartes und langlebiges Eichenholz haben, sind beide nicht nur gegenüber den verwendeten Farben, sondern auch gegenüber dem Werkstoff offen. „Wir lernen immer dazu und probieren uns gern aus. Etwa bei vergänglichen Materialien wie Sand oder Eis, das ich während der Ausbildung einmal in Österreich bearbeiten konnte. Wenn Blöcke eine Größe von drei mal drei Metern aufweisen, die man bearbeiten kann, sind das ganz andere Dimensionen“, schwärmt Florian.
Hard Facts:
- Atelier FloHo & Sam: Ritterstraße | Arnstadt
- Website: www.floho-sam.de
- Instagram: @florian_fantasyart / @diebildhauerin
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