Menschenverachtende Rhetorik, diskriminierende Forderungen, Remigrationsfantasien, Hetze gegen Erwerbslose, Kranke und Geflüchtete – laut Dirk Teschner allesamt Dinge, die zum Vokabular und Ideengut der AfD gehören. Auch „die CDU übernimmt in ihrer Rhetorik seit langem die menschenverachtenden, diskriminierenden Forderungen der AfD“, sagt er und fügt an: „Österreich zeigt, wie schnell die vielbeschworene Brandmauer fällt und Konservative lieber mit Rechtsradikalen zusammenarbeiten, um einen sozialen Kahlschlag und Massenabschiebungen von Geflüchteten voranzubringen.“
„Gera ist ein Hotspot der rechtsradikalen Bewegung“
Der Kurator der Ausstellung „Kunst gegen Rechts“, die am kommenden Freitag in Gera eröffnet, findet eindeutige Worte, um zu verdeutlichen, warum die Schau erneut in der Dix-Stadt Halt macht. Denn „auch Gera ist ein Hotspot der rechtsradikalen Bewegung, als auch der AfD und sogenannter Reichsbürger:innen“, so Teschner, der jedoch nicht den Mut verlieren will. Denn es gebe in Gera auch eine unermüdliche und kraftvolle antifaschistische Gegenbewegung. Deren wertvolle Arbeit er stärken wolle.
Werke von Künstler:innen aus ganz Deutschland
Über 50 Werke von Künstler:innen aus ganz Deutschland werden bei „Kunst gegen Rechts“ (KGR) in Gera gezeigt. Darunter die Leipziger Künstlerin Silke Silkeborg. Die in Sanarysur-Mer, unweit von Marseille, die Häuser der deutschsprachigen Schriftsteller:innen wie Thomas Mann oder Alma Mahler-Werfel malte, die dort im Exil zwischen 1933 und 1945 lebten.
Oder die Berliner Künstlerin Ina Wudtke, die für die Ausstellung in Gera die Arbeit “New Year in Las Vegas“ schuf, eine Collage zu Elon Musk als LP-Cover, die mit einem QR-Code flankiert wird. Über diesen gelangen die Gäste der Ausstellung zu einen von den Hamburger Musikern Felix Kubin und Mark Boombastik komponierten und von ihr gesungenen Song, der Elon Musk und sein Handeln thematisiert.
Einige Kunstwerke entstehen extra für die Ausstellung
„Zum einen gibt es Künstler:innen, die regelmäßig zu diesem Thema Arbeiten herstellen und bei den KGR-Ausstellungen schon öfters mitmachten. Dann fallen mir immer neue Arbeiten auf von Künstler:innen, die bisher nicht dabei waren. Und dann gibt es Vorschläge, zum einen von einer Professorin der Bauhaus-Universität Weimar, oder von einigen Künstler: innen, die wieder andere dazu holen“, erklärt Teschner, der sagt, dass einige Kunstwerke extra für die Ausstellung entstehen. In diesem Jahr unter anderem das eben erwähnte von Ina Wudtke. Ebenso Werke von Anne Mundo, Ingo Gerken, Annika Hippler, Peter Dobroschke, Verena Issel und Minetta, um nur einige zu nennen.
“Künstler:innen wollten ein Statement dagegen abgeben“
Laut dem Kurator gibt es so einige Künstler:innen, die sich darüber Gedanken machen, wie sie mit ihrer Kunst auf aktuelle Entwicklungen reagieren können. Und das nicht erst seit 2025. Denn die erste der bisher elf KGR-Ausstellung fand bereits 2017 in den Uferhallen in Berlin vor den Bundestagswahlen statt.
Stimmung gegen zeitgenössische Kunst
„Es zeichnete sich ab, dass die AfD zum ersten Mal in den Bundestag einziehen wird. Künstler:innen aus verschiedenen Städten wollten ein Statement dagegen abgeben und schlugen Arbeiten vor“, erinnert sich der Kurator, der die Wirksamkeit von KGR realistisch betrachtet: „Natürlich mache ich mir keine Illusionen, dass die Ausstellung Menschen davon abbringt, die AfD zu wählen. Aber dort, wo die AfD stark ist, in den Gemeinden und Städten, macht sie Stimmung gegen zeitgenössische Kunst und Kultur.
Deshalb ist es wichtig zu zeigen – nicht mit uns! Dass sollen auch die Besucher:innen mitnehmen und aufzeigen, sie sind nicht allein. Daneben gibt es auch in der Ausstellung kontroverse Arbeiten, über die sich streiten lässt. Das gehört dazu und ist wichtig.“ „Kunst gegen Rechts“ richtet sich an alle, die sich dafür interessieren, wie Künstler:innen auf den momentanen Rechtsruck reagieren. Darüber hinaus gibt es Führungen mit Studierenden und Schüler:innen.
Darüber diskutieren, was Kunst bewirken kann
„Eine Unterstützung der Gegenbewegung in Gera sollte sich überall zeigen – in Galerien, Museen, Theater, Hochschulen. Die Ausstellung ist ein Teil davon“, betont Teschner und ermutigt dazu, die Schau in Gera zu besuchen: „Um neue Arbeiten zu sehen, die Künstler:innen aus verschiedenen Städten zu Thema zeigen und darüber zu diskutieren, was Kunst bewirken kann.“
Hard Facts
- Kunst gegen Rechts in Gera:
- 15. Februar bis 15. März | Do 12 – 17 Uhr und So 15 – 18 Uhr
- Wo: Mieze Südlich/Häselburg | Burgstraße 12
- Vernissage am 14. Februar | 19 Uhr