Gleichberechtigung geht uns alle an. Sie ist ein Menschenrecht – unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe. Und weil diese Botschaft noch längst nicht in allen Köpfen angekommen ist, widmet sich die Thüringer LSBTIQ+- Koordinierungsstelle im t.akt-Magazin regelmäßig in ihren „Queer-Blog“ Themen, für die sensibilisiert werden muss.
Queer-Jüdische Tage in Thüringen
Was sagt das Judentum eigentlich zu Homosexualität? Wie geht es jüdischen Menschen in der queeren Szene? Diese Woche starten die 3. Queer-Jüdischen Tage in Thüringen, in der sich alles um genau diese Fragen dreht. Über drei Wochen hinweg finden in Jena, Erfurt, Suhl und Ilmenau mehrere Veranstaltungen statt, die im Zusammenhang mit queerem und jüdischem Leben stehen. Sowohl jüdische Personen als auch Menschen aus dem „LGBTIQ+“-Spektrum sind in allen Teilen unserer Gesellschaft anzutreffen. Die Queer-Jüdischen Tage setzen sich zum Ziel, vor allem die Verschränkungen queerer und jüdischer Lebensrealitäten sichtbar zu machen.
„Du sollst nicht lieben“
Um die Liebe zweier ultraorthodoxer Juden in Jerusalem dreht sich der Film „Du sollst nicht lieben“, der am 21. November im Cineplex in Suhl und am 5. Dezember in den Linden-Lichtspielen in Ilmenau zu sehen ist. Nach der Uraufführung von „Du sollst nicht lieben“ in der Reihe „Un Certain Regard“ beim Festival de Cannes reagierte die internationale Presse begeistert, stellte die Zurückhaltung und inszenatorische Strenge des Films heraus und verglich die emotionale Kraft einer Liebesgeschichte in einer feindlichen Umwelt mit Ang Lees „Brokeback Mountain“.
Weiter geht es am Donnerstag, den 28. November, um 19:30 Uhr in der Thalia Buchhandlung in der Neuen Mitte in Jena mit der Vorstellung des Buches „Queere jüdische Gedichte und Geschichten in homosexuellen Zeitschriften zwischen 1900 und 1932“. In der Kaiserzeit und Weimarer Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie da gewesene Fülle an queerer Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist:innen, Schriftsteller:innen und Ärzt:innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung maßgeblich.
Über Queerness und Jüdischsein
Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht, etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen. Die Anthologie versammelt erstmals eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen 1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein in den Blick nehmen.
Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft
Die Geschichten, Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen, die Literatur zu schaffen vermag. Die Autor:innen Janin Afken und Liesa Hellmann stellen im Rahmen der Veranstaltung in Jena ihre Forschung vor, präsentieren historische Beiträge aus homosexuellen Zeitschriften und diskutieren diese anschließend mit dem Publikum.
Zum Umgang mit Antisemitismus in feministischen und queeren Bewegungen können Interessierte am 1. Dezember in Erfurt etwas erfahren. Die Antisemitismusforscherin Merle Stöver gibt sodann den Workshop „Me too- unless you are a jew“, in dem sie aktuelle und historische Anknüpfungspunkte für Antisemitismus in queeren und feministischen Bewegungen vorstellt. Anschließend sollen die Teilnehmenden anhand konkreter Beispiele Handlungsoptionen für den Umgang mit antisemitischen Phänomenen bspw. auf Veranstaltungen erarbeiten und diskutieren. Es ist außerdem ein Community-Event am 4. Dezember geplant, dass es queeren und jüdischen Akteur:innen aus Thüringen ermöglichen soll, sich zu vernetzen.
Hard Facts:
- Queer-Jüdische Tage Thüringen: bis 5. Dezember
- Mehr Infos findest du hier