Für uns in Deutschland ist das wahrscheinlich schwer vorstellbar, aber in Belarus ist es Alltag: willkürliche Repressionen, keine freie Rede, Angst vor der Staatsmacht. NaviBand kann im wahrsten Sinne das Wortes davon ein Lied singen. Die Musiker:innen – die internationale Bekanntheit errangen, weil sie 2017 Belarus beim Eurovision Song Contest in Kyiv vertraten – sind am 14. November in Gera zu Gast.
Widerstand in Belarus
Über Musik und Widerstand in Belarus heißt die Konzertveranstaltung, die im Rahmen der Reihe „Tiny Concerts and Talks“ von der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) präsentiert wird. „Die Konzert- und Gesprächsreihe der Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für politische Bildung fand erstmals im Jahr 2023 unter dem Motto ‚RegionALLE‘ mit Musiker:innen aus den Nachfolgeländern Jugoslawiens statt. Ziel war und ist es, dem Publikum Europas Osten und seine kulturpolitischen Hintergründe mittels der Sprache der Musik näher zu bringen“, erklärt Fabian Christmann, Sprecher der Bundeszentrale.
Mutige Stimme für Demokratie
In diesem Jahr lädt die bpb zwei Bands aus Belarus ein: Im Mai war Shuma zu Gast in den „bpb:medienzentren“ Berlin und Bonn. Jetzt im November tritt NaviBand in Bonn und in Gera auf. NaviBand ist eine zentrale Figur der belarussischen Musikszene und für ihr Engagement für Freiheit und Demokratie bekannt, sagt der Sprecher. „Sie verkörpert eine einzigartige Mischung aus kultureller Bedeutung und klarer politischer Haltung. Angefangen haben sie mit sanften Liebesliedern, doch inzwischen sind sie zu einer mutigen Stimme für Demokratie in Belarus geworden. Ihre Musik spricht für das, was viele Menschen sowohl in Belarus als auch im Exil bewegt und inspiriert“, so Christmann.
Im Sommer 2020 wurden in Belarus friedliche Massenproteste gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen gewaltsam niedergeschlagen. Über 1.600 politische Gefangene befinden sich nach wie vor in Haft. Hunderttausende Menschen haben mittlerweile aus Angst vor Repression und Verfolgung ihre Heimat verlassen. So auch Arciom Lukjanienka und Ksienija Žuk, die gemeinsam den Kern der Band bilden.
Eurovision Song Contest
NaviBand wurde international bekannt, als sie 2017 Belarus beim Eurovision Song Contest in Kyiv mit dem Lied Historyja majho schyzzja (Story of My Life, „Geschichte meines Lebens) vertrat. Sie war die ersten Vertreter:innen ihres Landes, die nicht auf Englisch, sondern in einer der Landessprachen, dem Belarussischen, sangen. Beim Songcontest erreichte sie im Finale Platz 17.
Einsatz für Freiheit
„Mit ihrem Auftritt und ihren Aussagen möchten Ksienija und Artsiom eine klare Botschaft der Hoffnung und des Zusammenhalts senden. Sie zeigen, dass der Einsatz für Freiheit weitergeht, auch wenn viele Belarussinnen und Belarussen im Exil leben. Ihre Musik erinnert daran, dass belarussische kulturelle Identität und der Wunsch nach einem freien Belarus stark bleiben, unabhängig von den Umständen“, erklärt Christmann und fügt an: „Wir hoffen, dass die Veranstaltung dem deutschen Publikum ein tieferes Verständnis für die dramatische Lage in Belarus vermittelt, weil die Situation in Belarus oft im Schatten anderer Nachrichten steht.“
Durch die Musik und die persönlichen Geschichten der Künstler:innen möchte die bpb zeigen, wie sehr die belarussische Kultur zu einem Ausdruck des Widerstands geworden ist. Exilkultur sei nicht nur ein Überlebensmittel, sondern eine Brücke, die die Identität, den Zusammenhalt und die Hoffnung der Menschen im Ausland stärkt. Über die Proteste, ihr Engagement und ihre Sicht auf die gesellschaftspolitische und (pop-)kulturelle Situation in Belarus und im Exil sprechen Ksienija und Artsiom Lukjanienkaim Anschluss an das Konzert mit den Moderatorinnen Ina Valitskaya und Chryścina Darapei.
Kampf endet nicht an Landesgrenzen
Das Gespräch findet in belarussischer Sprache mit deutscher Übersetzung statt, denn das Verstehen ist Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung. Das weiß auch pb-Sprecher Fabian Christmann: „Demokratie und Menschenrechte dürfen nicht als etwas selbstverständliches wahrgenommen werden. Am Beispiel von Belarus möchten wir daran erinnern, dass Freiheit aktiv verteidigt werden muss. Themen wie Widerstand und kulturelle Identität in Belarus auf die Tagesordnung zu heben, ist für uns auch ein Akt der Solidarität. Wir wollen zeigen, dass der Kampf nicht an Landesgrenzen endet und dass Exilkulturen wie die belarussische eine wichtige Rolle spielen.“
Hard Facts:
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- 14. November 2024 | 20 Uhr
- Altes Wannenbad in der Häselburg | Florian-Geyer-Str. 17 | Gera
- Eintritt frei, mit Anmeldung unter: anmeldungen-moe@bpb.de
- Mehr Infos zu NaviBand und zum Alten Wannbad
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