Luc Ackermann ist Freestyle-Motocross-Profi aus Niederdorla im Unstrut-Hainich-Kreis. Mit 12 Jahren sprang er als jüngsten Motorradfahrer aller Zeiten einen Backflip. Bis heute sammelte er ganze neun Weltrekorde und steht im Guinness Buch der Rekorde. Er wurde 2018 Europameister, 2019 Weltmeister und bei den X-Games 2021 in Kalifornien holte er als erster deutscher Freestyle-Motorcross-Sportler (FMX) überhaupt die Goldmedaille. Nach unzähligen Contests und Shows auf der ganzen Welt, kommt er am 14. September mit seinem eigenen FMX-Event zurück in die Messe Erfurt. Wir haben Luc vorab ein paar Fragen gestellt.
Luc, du bist einer der erfolgreichsten FMX-Fahrer weltweit. Was bedeutet es für dich, erneut dein eigenes Event in deiner Heimat Thüringen zu veranstalten?
Letztes Jahr feierten wir mit „Go Big Or Go Home“ in Erfurt unsere Premiere, die direkt ausverkauft war. Es war schon lange mein Traum, ein Event in meiner Heimatstadt zu veranstalten. Doch die geplanten Events auf dem Trainingsplatz in Niederdorla mussten wir häufig wetterbedingt absagen. Daher entschieden wir uns, das Ganze in der Messehalle Erfurt stattfinden zu lassen. Die Atmosphäre beim letzten Mal war unglaublich – so eine Stimmung erlebte ich selten.
Wie muss ich mir die Show und den Aufbau vorstellen?
In Halle eins bauen wir eine komplette Strecke mit mehreren Rampen und Landungen auf. Ich bin auch nicht als einzelne Person am Start, sondern gemeinsam mit vielen anderen Fahrern, darunter Weltmeister Libor Podmol aus Tschechien, der im Freestyle-Bereich sehr erfolgreich ist. Auch Fahrer wie Davide Rossi und Matej Cesak, die in der WM mitfahren, sind dabei – absolute Top-Athleten im Freestyle Motocross.Wir stellen uns mehreren Wettbewerben, wie dem Whip-Contest, bei dem es darum geht, das Motorrad so schräg wie möglich in der Luft zu halten. Zusätzlich treten BMX- und Mountainbike-Athleten an, darunter Weltklasse-Fahrer wie David Godziek. Sie zeigen spektakuläre Stunts, die fast bis unter die Hallendecke reichen. Das ist ein Megaspektakel. Dieses Jahr haben wir sogar mit Maty Pekarek einen 18-jährigen Champion auf dem Scooter im Programm und Pyrotechnik am Start, die das gesamte Event noch spektakulärer macht.
Die Premiere von „Go Big Or Go Home“ war ein voller Erfolg. Welche Highlights können die Zuschauer und Zuschauerinnen in der zweiten Ausgabe 2024 erwarten?
Ja, letztes Jahr versuchte ich, in Erfurt meinen ersten Frontflip zu meistern. Das ging aber leider schief, weil ich die Decke berührte. Ich bin fest entschlossen, ihn dieses Mal zu landen – das wird auf jeden Fall eine Riesenaufgabe für mich.
Du hast in deiner Karriere schon viele spektakuläre Tricks gezeigt und sogar einige „World’s First“ erreicht. Gibt es noch neue Tricks, die du ausprobieren möchtest?
Ich trainiere und probiere ständig, aber momentan arbeite ich nicht an etwas völlig Neuem. Mein großes Ziel ist es in diesem Jahr, den Frontflip zu zeigen und erfolgreich zu landen. Ich denke, das ist Herausforderung genug.
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn du dir da neue Stunts überlegst?
Als Sportler beobachte ich natürlich immer die Szene und schaue, woran andere arbeiten oder was sie Neues zeigen. Das Problem ist, dass sich der FMX-Sport inzwischen so schnell entwickelt hat, dass es fast alles schon gibt. Man sucht und probiert zwar ständig, aber aktuell ist es echt eine Herausforderung, sich etwas noch nie Dagewesenes auszudenken.
Was war der entscheidende Moment in deiner Karriere, als du wusstest, dass FMX nicht nur ein Hobby, sondern dein Beruf werden würde?
Ich bin schon lange in der Szene aktiv und habe damals nebenbei mein Abitur gemacht. Es war nicht einfach, Schule und Sport gleichzeitig zu meistern. Nach dem Abschluss musste ich mich dann entscheiden: Studium, Ausbildung oder Profisport? Für mich war schnell klar, dass ich mich voll auf meinen Sport konzentrieren will. Und das war die richtige Entscheidung.
Welche Eigenschaften muss man als Extremsportler eigentlich mitbringen?
Ehrgeiz ist entscheidend. Ohne den geht nichts. Man muss sich voll engagieren und kontinuierlich dranbleiben, denn die Konkurrenz schläft nicht. Heutzutage erfordert der Sport ein hohes Maß an Einsatz und die Bereitschaft, hart zu arbeiten. Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass Rückschläge wie Stürze dazugehören, wenn man an der Spitze mitspielen.
Wie sieht die Vorbereitung für eine solch große Show wie in Erfurt aus?
Zum einen erfordert es konstantes Training, um sich bei der Veranstaltung schnell auf die Strecke einzustellen. Auf der anderen Seite müssen auch die organisatorischen Aspekte vorher klar sein, denn so ein Event lässt sich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Monatelange Vorbereitung ist nötig, damit alles reibungslos abläuft.
Wie bereitest du dich mental auf so einen Sprung vor? Hast du ein bestimmtes Mantra oder eine spezielle Methode, um dich auf die Herausforderung einzustellen?
Natürlich. Es passiert so viel der Leistung im Kopf. Aber ich bin mental recht stark. Wenn es im Training gut läuft, hilft das auch. Manchmal muss ich mich sogar wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, um nicht zu überdrehen. Insgesamt komme ich damit klar und schaffe es gut, mich selbst zu steuern.
Die Teilnehmer:innen-Liste in Erfurt liest sich wie das Who’s Who des Extremsports. Wie ist es, mit solchen Top-Athleten zu performen?
Der Großteil der Leute, begleitet mich fast das ganze Jahr über. Ich kenne sie alle persönlich und es sind mittlerweile gute Freunde. Es ist geil, gemeinsam eine gute Show zu präsentieren und wir haben dabei eine tolle Zeit. Daher möchte ich sie alle dabei haben. 2023 hatten wir in Erfurt riesigen Spaß und dieses Jahr werden wir das noch toppen.
Bei so hohem Niveau pusht ihr euch das auch ein bisschen?
Definitiv. Wenn man mit talentierten Leuten zusammenarbeitet, entsteht eine großartige Dynamik. Das motiviert und macht die gemeinsame Arbeit noch spaßiger.
Gibt es einen Moment oder einen Trick in deiner Karriere, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Der Double Backflip. Dafür stehe ich mittlerweile mit meinem Namen. Weltweit beherrschen nur wenige diesen Trick. Er erfordert enorm viel Konstanz und intensives Training. Ich habe über zwei Jahre hart gearbeitet, um ihn überhaupt zu meistern und bin stolz darauf, wie gut ich ihn mittlerweile beherrsche.
Du bist jetzt Mitte 20. Was meinst du, wie lange kannst du den Sport durchziehen?
Ziemlich lange. Vielleicht sogar bis 50. Dann allerdings nicht mehr auf dem Level, auf dem ich aktuell unterwegs bin. Ähnlich wie im Fußball, beendet man die Karriere oft früher, weil der Sport körperlich sehr anstrengend ist.
Du kommst aus Niederdorla um UH-Kreis. 1300 Einwohner. Kommen die alle zum Event nach Erfurt?
(Lacht) Wahrscheinlich nicht, weil an dem Wochenende Kirmes stattfindet und viele sich wohl lieber zu Hause einen einschenken werden. Aber ich freue mich über jeden Einzelnen, der dabei ist.
Ich habe auf Wikipedia Homepage zu Niederdorla gecheckt. Dort gibt es den Abschnitt „Söhne und Töchter des Ortes“. Es sind zwei Personen aufgeführt: ein Komponist und jemand mit einem Weltmeistertitel. Warum stehst du eigentlich nicht auf dieser Liste?
Das frage ich mich auch. Matthias Danger ist als Ballonfahrer sicherlich gelistet. Warum ich nicht aufgeführt bin, ist wirklich eine gute Frage. Das werde ich mal den Bürgermeister fragen (lacht).
Hard Facts:
- The FMX Show by Luc Ackermann: 14. September | 20 Uhr |
- Wo? Messe Erfurt
- Mehr zu Luc: lucackermann.com