Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit mehreren Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne „Food Storys aus Thüringen“, die einmal im Monat erscheint, nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenendschmaus oder die kleine Alltagsversüßung.
Das Ebla – Ein syrisches Restaurant in Gera
Nach einem kürzlich verbrachten handyfreien Wochenende habe ich wieder einmal hinterfragt, ob es nicht besser wäre, einfach alle Social Media Apps zu löschen. Doch es gibt neben all den Nachteilen dieser oft sinnlos verplemperten Zeitfresser einen unschlagbaren Vorteil, der mich davon abhält: die Community. Es ist so wertvoll, Tipps und Inspiration zu erhalten und sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Interessen teilen. Stellt euch folgendes Problem vor: Man ist ab und zu in Gera und weiß wirklich nicht, wo man da essen gehen soll. Bei solchen Fragestellungen findet sich in meiner Community immer jemand mit einer guten Idee. Für Gera waren sich sehr viele Leute einig, wohin ich gehen soll: ins Ebla.
Überall stehen flackernde Laternen und Kerzen
Das Ebla ist ein syrisches Restaurant im Süden von Gera. Gelegen an einer ruhigen Straßenecke bietet es im Sommer reichlich Platz zum Draußensitzen. Im November kommt das natürlich nicht in Frage und der hell beleuchtete und sehr gut gefüllte Innenraum sieht durch die Fenster verlockend gemütlich aus. Innen fallen zuerst die strahlend blau gestrichenen Wände auf, vor denen weiße Sitzbänke mit bunt bestickten Kissen leuchten. Überall stehen flackernde Laternen und Kerzen. An den Wänden hängen mit Schnitzereien verzierte, geschlossene Fensterläden, hinter denen ich orientalische Landschaften erwarte.
Neben all der Dekoration, die diesen schlichten Neubauraum verzaubert, fällt vor allem die Menge der Gäste auf, die sich hier tummeln. Mehrere größere Gruppen scheinen Firmenausflüge oder Geburtstage zu feiern, junge und ältere Paare lassen sich ein ungezwungenes Abendessen schmecken. Als ich mich setze, lausche ich ein bisschen, worüber sich an den Tischen unterhalten wird.
Wikipedia-Artikel über Kardamom
Lebhaft wird zum Beispiel das Gewürz Kardamom diskutiert, das offenbar Bestandteil einer Kaffeespezialität von der Karte ist. „Ich glaube das schmeckt ein bisschen wie Muskatnuss“, sagt jemand. „Nein, ganz anders! Du kennst das bestimmt von Spekulatius!“, korrigiert jemand anderes. Am Ende zückt eine Person das Handy und verliest der ganzen neunköpfigen Gruppe den Wikipedia-Artikel über Kardamom. Ich beobachte, wie später Mokka mit Kardamom bestellt und genüsslich aus hübschen Tässchen getrunken wird. Wir alle haben nun nicht nur gelernt, dass Kardamom zu den Ingwergewächsen gehört, sondern den Reaktionen nach, auch, dass Kardamom im Kaffee eine feine Sache ist (und den Magen beruhigt).
Die Vielfalt der syrischen Vorspeisen
Bevor ich mich Desserts und Kaffee widme, stöbere ich noch in der Speisekarte und versuche mich zu entscheiden. Allein an den Vorspeisen könnte ich mich satt essen: Hummus (Kichererbsenpüree), Baba Ganush (aus gebratenen Auberginen) oder direkt eine Zusammenstellung aus acht Klassikern der syrischen Vorspeisenlandschaft. Ich ahne, was sich die größeren Gruppen im Restaurant bestellt haben. Ich versuche derweil, mich zu zügeln, denn ich möchte, seit ich die verführerische Theke mit Baklava gesehen habe, nach einer Hauptspeise unbedingt noch ein Dessert probieren.
Foodstorys aus Thüringen: Eine Reise nach Libyen im Mijou in Erfurt
Ich bestelle Fatayer. Das sind frittierte Teigtaschen, die mit Akawi-Käse (Salzlakenkäse, mit Feta vergleichbar), Mozzarella und köstlichen Gewürzen gefüllt sind. Was mächtig klingt, wird durch die frische Tahini-Joghurtsoße (auf Sesambasis) und frischen Salat aufgelockert. Mein Gegenüber ist neugierig auf arabische Käsesoße und bestellt Lammfilet, das mit eben jener und einer Portion knackigem Grillgemüse serviert wird. Die Soße ist angenehm würzig und cremig und verbindet die orientalische Gewürzwelt und das deftige Fleisch wunderbar mit einer erstaunlichen Leichtigkeit. Dieses Gericht passt zu kalten Novemberabenden ebenso gut wie zu heißen Sommerabenden, wo das Fleisch direkt vom Grill kommt.
Kataif, mit Käse gefüllte Teigtaschen
Wir sind ziemlich begeistert und stürzen uns trotz einsetzender Sättigung auf die Dessertkarte. Auch hier bestellen wir das, was wir am wenigsten einordnen können: Kataif, mit Käse gefüllte Teigtaschen, die mit Honig und Pistazien serviert werden. Das erinnert an meine Hauptspeise, schmeckt aber ganz anders. Gemeinsam haben beide Gerichte, dass sie wirklich hervorragend sind.
Dankbarkeit für Social Media und kulinarische Entdeckungen
In diesem Moment bin ich sehr dankbar für Social Media und meine Community auf How to Gourmet. Wäre ich sonst im Ebla gelandet und hätte hier einen so schönen Abend verbracht? Womöglich nicht. Wer mir also Tipps geben möchte. Bitte gern auf Instagram oder per Mail an mira@how-to-gourmet.de.
Hard Facts
- Restaurant Ebla: Pfotener Str. 13a | Gera
- Di bis So 17-22 Uhr
- www.ebla-restaurant.de