Wenn Humor auf ernste Themen trifft, muss das nicht unangemessen sein. Das zeigt eine besondere Veranstaltung am 10. November in Erfurt. Die Benefiz-Show „Sisters of Comedy – Nachgelacht“ lädt ins Haus der Sozialen Dienste in Erfurt – zu einem Abend, der sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken inspirieren soll – ein. Seit 2018 tourt die Show durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und setzt ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen.
Humor trifft Haltung: Benefiz-Show in Erfurt
„Humor ist auch in der täglichen Arbeit mit den Betroffenen ein wichtiger Bestandteil des Beratungsprozesses“, sagt Ellen Van Hooff von der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Evangelischen Stadtmission Erfurt, die das Event mitorganisiert: „Sisters of Comedy verschafft einen Zugang zum Thema, den andere fachliche Formate nicht leisten könnten.“
Sisters of Comedy setzt Zeichen gegen Gewalt
Van Hoff trifft damit einen Punkt: Der Kontrast zwischen Comedy und Gewalt mag zunächst seltsam wirken – doch gerade durch diese Kombination werden Türen geöffnet, die nüchterne Appelle oft verschlossen lassen. Und dass über Gewalt gegen Frauen gesprochen werden muss, zeigt die jüngste Statistik, die im Zeitraum von 2019 bis 2023 laut Landesfrauenrat um 19 Prozent anstieg.
Comedy in Thüringen eröffnet neue Wege im Kampf gegen häusliche Gewalt
Die Zahlen in Thüringen sind ernüchternd, doch es gibt auch Fortschritte: „Ab 2025 müssen Betroffene von häuslicher Gewalt und deren Kinder nichts mehr für die Unterbringung in einem Frauenhaus zahlen“, berichtet Van Hooff. Das erleichtert den Zugang zu Schutzeinrichtungen erheblich. Gleichzeitig berichten alle Unterstützungseinrichtungen über hohe Auslastungen. „Die Anzahl der Fälle mit schwerer Gewalt hat nach unserer Einschätzung zugenommen. Hier muss ein Hochrisikomanagement greifen, das in Thüringen noch nicht installiert wurde.“
Lachen als Zugang zu ernsten Themen
Die Sisters of Comedy wollen den Scheinwerfer genau auf solche Probleme lenken. Das Projekt ist von Frauen initiiert, die selbst negative Erfahrungen in der Comedy-Branche gemacht haben. Sie nutzen Humor, um auf Ungleichbehandlung und Gewalt aufmerksam zu machen. „Wir empfinden ‚Sisters of Comedy‘ als Solidaritätsbekundung mit allen Frauen, denen Gewalt angetan wird“, so Van Hooff.
Solidarität mit Betroffenen im Mittelpunkt
Sabine Domogala (Comedy), Katja Hofmann (Poetry Slam), Stefanie Kerker (Musikkabarett), Nadine Söhnert (Comedy) und Veranstaltungspatin Isabel Arnold alias Hüperbel (Musikkabarett und Moderation) bringen in der Landeshauptstadt ein unterhaltsames Programm auf die Bühne. Die Show soll damit eine breite Öffentlichkeit erreichen, die für die Thematik sensibilisiert wird, ohne dass Betroffenheit über die Köpfe hinweg predigt.
„Es geht vorrangig darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen“
Die Erlöse aus der Show kommen direkt den Erfurter Frauenschutzeinrichtungen zugute: dem Frauenzentrum Brennessel e.V., dem FrauenZentrum Erfurt e.V., dem Frauenhaus sowie der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Stadtmission. „Es geht vorrangig darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Hilfestrukturen sichtbar zu machen“, erklärt Van Hooff. Auch in diesem Jahr soll die Unterstützung wieder direkt bei den Frauen und Kindern ankommen, die sie dringend benötigen.
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Erlöse für Erfurter Frauenschutzeinrichtungen
Öffentliche Sichtbarkeit ist dabei essenziell: „Häusliche Gewalt ist immer noch ein Tabuthema. Wir alle haben Betroffene im Umfeld – jede dritte Frau erlebt das mindestens einmal im Leben“, so Van Hooff. Die Show macht das Unsichtbare sichtbar und zeigt, dass Solidarität, Information und Prävention Hand in Hand gehen können, erklärt die Sprecherin und fügt an: Sie „nimmt dem Thema die Schwere und vermittelt Solidarität auf eine unterhaltsame Art.“
Humor ohne Verharmlosung – klare Botschaft
Comedy wird so nicht zur Verharmlosung, sondern zum Vehikel, um ernsthafte Themen anzusprechen und Menschen für eine wichtige Sache zu gewinnen. Denn in Zeiten, in denen über Frauenrechte, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit erneut diskutiert wird, ist jede Form von Sichtbarkeit wichtig. „Ja, es ist ernüchternd, dass es lange keine Gleichberechtigung gibt“, sagt Van Hooff, „aber Events wie dieses zeigen, dass Humor Türen öffnet, Gespräche initiiert und Solidarität erfahrbar macht.“
