Regional und saisonal. Reicher an Nährstoffen als so manches Gemüse. Mit vielfältigen Aromen. Das und noch viel mehr sind unsere heimischen Wildkräuter. Sie sind reich an essenziellen Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien und bereichern nicht nur kulinarische Erfahrungen, sondern regen zudem die Kreativität in der Küche an. Schon im Wildrausch? Dann geht es euch wie Christine Rauch. Die zertifizierte Wildpflanzen-Expertin aus Erfurt berichtet in unserer neuen „Wildrausch“-Kolumne über die Vorteile lokaler Kräuter, deren Tradition und Verwendung als hiesiges Powerfood. Heute dreht sich alles um Sommerkräuter und was ihr damit alles machen könnt.
Nelkenwurz – ein genialer „Aromisator“
Kalt, kälter und oh Überraschung, es gibt immer noch essbare Wildpflanzen draußen zu finden. Die fette Beute gibt es aktuell unter der Erde, denn es ist Wurzelzeit in unseren Gefilden. Und hast du die Pflanzen erstmal kennengelernt, erkennst du sie garantiert immer wieder. Die Rede ist von der Nelkenwurz – ein absolut genialer „Aromisator“ für deinen Herbst-Winter-Punsch. Er ist in der Lage ganze Räume mit Hygge-Vibes zu füllen.
Gelben Blüten
Nelkenwurz ist ein Rosengewächs und in allen Teilen essbar. Supermarkant sind nach der gelben Blüte die kleinen hakigen Samenkugeln. Die Blätter der mehrjährigen Staude bilden eine sogenannte grundständige Blattrosette. Die einzelnen Blätter haben zwischen den größeren Blättern noch kleine, parallel stehende Miniblättchen und am Ende ist ein fettes dreibergiges Blatt. Fachleute sagen dominante Endfieder. Du findest die Nelkenwurz vorrangig an Wegesrändern, als Unterwuchs in lichten Mischwäldern oder als Unkraut im Garten.
Du brauchst für deinen Nelkenwurz-Pulver-Vorrat so etwa 20 Wurzeln. Die Wurzeln sind recht dünn und sehen bei größeren Exemplaren aus wie ein zerzauster Bart. Am besten gräbst du die Nelkenwurz mit einem Spaten aus. Mit den Blättern kannst du dir Smoothies mixen. Schmecken nach nix, aber sind gesund. In den Blättern sind viele Mineralien, Spurenelemente, Vitamin C, Chlorophyll und Ballaststoffe enthalten. Die wirken basisch, reinigend und belebend. In der Wurzel sind viele Gerbstoffe, bekannt für ihre zusammenziehende Wirkungsweise. Der nelkige Geruch kommt vom Eugenol, dem enthaltenen ätherischen Öl, welches auch antiseptisch wirkt. Und jetzt der Clou: Nelkenwurz ist den ganzen Winter über zu finden.
Rezepte vom Wildpflanzenexperte
Doch was tun mit den Wurzeln? Hier meine liebsten Rezepte für den Herbst-Winter-Smoothie und den Punsch inspiriert von Wildpflanzenexperte Dr. Markus Strauß:
Nelkenwurz-Smoothie (geht genauso mit Löwenzahnblättern):
- 1 bis 2 Hände Nelkenwurz-Blätter (Wurzel mit ausgraben und aufheben für Punsch)
- 2 Äpfel oder Birnen
- 8 bis 10 Datteln
- 1 bis 2 Limetten oder Zitronen komplett ohne Schale
- 1 Prise Salz
- 2 EL Leinsamen
Alles in einem Hochleistungsmixer für circa eine Minute mixen, genießen und Rest für den Folgetag in eine Flasche abfüllen.
Nelkenwurz-Punsch:
Für den Nelkenwurz-Punsch die 20 Wurzeln waschen und trocknen. Das geht im Dörrofen, auf der Heizung oder im Ofen bei Umluft ohne Gradzahl und leicht geöffnet (mit Kochlöffel). Die trockenen Wurzeln pulverisieren. Du wirst dann das nelkige Wohlfühl-Aroma riechen.
- 1 Liter Orangensaft
- 2 Zentimeter Inger gerieben
- 1 EL Nelkenwurz-Wurzelpulver
- 1 Messerspitze Chayenne Pfeffer
- Abrieb von zwei Bio-Orangen
- 1 Liter Apfelsaft
- 4 EL Ahornsirup oder Waldhonig
Du erwärmst den Orangensaft kurz, packst alle anderen Zutaten dazu, erhitzt alles zusammen bei mittlerer Hitze noch mal 5 Minuten und lässt es 10 Minuten ziehen. Als Deko für den Punsch finde ich immer die ausgestochenen Äpfel in Sternchenform oder in der „Was-auch-immer-Dich-glücklich-macht-Form“ cool, wenn es oben auf dem Punsch schwimmt. Für den Alkoholschuss eignet sich für die süße Fraktion Ramazotti oder ein Sherry. Prost.
Wildrausch-Kurse im Gartenbaummuseum
Noch mehr Verwilderungs-Tipps gibt’s in den Wildrausch-Kursen. So zum Beispiel bei einer Veranstaltungsreihe im Rahmen der Sonderausstellung „Garten und Religion: Wildpflanzen – Heilige Gaben der Natur“, jeden Donnerstag im November von 13 bis 16 Uhr im Gartenbaumuseum in Erfurt. Sie richtet sich an alle und speziell an Lebenskenner und Aktiv-Ältere, die ihren Horizont erweitern und tiefer in die Bedeutung von Wildpflanzen im Kontext von Glaube und Religion eintauchen möchten. Jeder Termin ist eine eigenständige abgeschlossene Veranstaltung. Dank der Förderung durch die Thüringer Staatskanzlei sind alle Veranstaltungen für die TeilnehmerInnen kostenfrei. Eine begleitete Führung durch die Sonderausstellung ist ebenfalls Teil der Reihe, die ich gemeinsam mit Uta Eweleit-Fornell, Inhaberin der Firma Buch den Fink, leite.
Hard Facts:
Veranstaltungsreihe im Deutschen Gartenbaumuseum jeden Donnerstag im November von 13 bis 16 Uhr, in Kooperation mit Uta Eweleit-Fornell von BUCH den FINK. Gefördertes Projekt, daher für dich voll kostenfrei. Anmeldung unter: 0177 677 8311.
7. November – Hildegard & Kneipp: Ganzheitlich gesund
14. November – Garten & Gedenken: Ruhe und Erneuerung
21.November – Raunächte: Zwischen Glaube und Tradition
28. November – Advents- und Weihnachtskräuter
Im Apothekenmuseum Bad Langensalza:
22. November – Kochkurs: Eichelverarbeitung
6. Dezember – Wilde Weihnachtsgeschenke
Mehr Infos gibt es unter: www.wild-rausch.de
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