Regional und saisonal. Reicher an Nährstoffen als so manches Gemüse. Mit vielfältigen Aromen. Das und noch viel mehr sind unsere heimischen Wildkräuter. Sie sind reich an essenziellen Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien und bereichern nicht nur kulinarische Erfahrungen, sondern regen zudem die Kreativität in der Küche an. Schon im Wildrausch? Dann geht es euch wie Christine Rauch. Die zertifizierte Wildpflanzen-Expertin und Influencerin aus Erfurt berichtet in unserer neuen „Wildrausch“-Kolumne über die Vorteile lokaler Kräuter, deren Tradition und Verwendung als hiesiges Powerfood.
Natürliche Vitaminquelle und vielseitiger Farbstoff
Hüpfen wir also in den Spätsommer. Von den bunten Blüten hin zu farbenfrohen Früchten und Beeren. Holen wir uns alle ein Pack Vitamine für die kommende Jahreszeit. Was dir bestimmt schon aufgefallen ist, sind die schwarzen Holunderbeeren. Du kannst dir ganz leicht einen Vorrat für den Winter anlegen, der dich mit dem nervenstärkenden B-Vitaminen, wie B1, B2 und B6 sowie mit Vitamin C und vielen Antioxidantien versorgt. Die Beeren werden schon seit der Steinzeit verwendet. Später wurde der Saft der Beeren zum Haare, Leder und Rotwein färben und in der Buchmalerei eingesetzt. Wolle und Seide können mit Holunderbeerenfarbstoff violett braun gefärbt werden.
Das mit dem Haare färben ist eine tolle Sache, nur solltest Du die Haare nicht vor dem Schlafengehen waschen. Die Färbekraft ist so stark, dass auch Deine Bettwäsche davon profitieren würde. Holunder ist ein etwa drei bis sieben Meter hoher Strauch. Er wächst in ganz Europa, im Flachland bis auf 1.500 Metern an sonnigen bis halbschattigen Stellen auf nahezu jedem nährstoffreichen Boden in Misch- und Auwäldern, an Waldrändern, in Gärten und mehr.
Erkennungsmerkmale und Nutzen des Fruchtbaums
Du erkennst ihn an der breit ausladenden Krone mit bogenförmigen Ästen und zur Fruchtreife an den überhängenden Zweigen. Rinde und Borke sehen in der Jugend silbrig glatt, später hellgrau bis graubraun und im Alter: klein gefeldert ähnlich einer Krokodilhaut aus. Die eiförmig zugespitzten Blätter am Rand sind fein gesägt und verströmen beim Zerreiben einen charakteristischen Geruch. Die Früchte kugelig, erbsengroß, blauschwarz mit stark färbendem burgunderrotem Saft, dreisamige Steinfrüchte sind Dein Stoff für die Weiterverarbeitung.
Rezept Holunderbeerensaft:
- 1 Kilo reife Holunderbeeren, frisch gepflückt und entstielt
- 1 Liter Wasser
- 500 Gramm Zucker je nach Belieben anpassbar
- Saft einer Zitrone oder Limette
Die Holunderbeeren waschen und von den Stielen befreien. Es sollten möglichst keine grünen Beeren dabei sein. Dann kochst Du die abgezupften Powerbeeren für circa 20 Minuten in einem großen Topf mit dem Wasser auf und rührst gelegentlich um, bis die Beeren aufplatzen und ihren Saft freigeben. Danach drückst du die Beeren leicht durch ein feinmaschiges Sieb. Den abgeseihten Saft gibst Du zurück in den Topf und kochst das Ganze mit dem Zucker und dem Zitronen- oder Limettensaft auf. Wichtig fürs Haltbarmachen ist den heißen Saft in sterilisierte Flaschen zu füllen und sofort zu verschließen. Für längere Haltbarkeit die Flaschen noch mal bei 100 Grad für etwa eine Stunde einkochen.
Vielseitige Verwendung von Holundersaft
Den Saft kannst Du als Lebensmittelfarbe für‘s Einfärben von Butter, Nudeln, Salz, Zucker etc. verwenden. Salz und Zucker werden nach dem Färben wieder getrocknet. Im Reagenzglas mit weißem Salz oder Zucker geschichtet sieht das richtig schick aus! Der Saft ist eine super Basis für Fruchtaufstriche, Likör, Wein und Essig. Die getrockneten Holunderbeeren sind als wilde Nascherei und Sauergewürz geeignet. Die Beeren schmecken herb, aromatisch mit Fruchtnote.
Rezept Holunderessig:
- 2 Liter Fruchtsaft
- 1/3 Korn
- 1/4 Weißweinessig
Alle drei Zutaten in einem säurefesten Behälter mischen. Das Ganze an einem warmen Platz abgedeckt mit einem sauberen Handtuch stehen lassen und warten, bis der Essig fertig ist. Riecht es nach Klebstoff, arbeiten die Essigbakterien. Wenn später der Geruch aufhört, ist der Essig fertig. Dann den Essig in dunkle Flaschen an einem kühlen Ort aufbewahren. Hinweis: Unreife Früchte sowie die rohen reifen Früchte des Holunders bitte nur in Maßen verzehren. Sie können Durchfall und Übelkeit erzeugen. Gekochte Früchte sind unbedenklich.
Geselliges Hagebuttenverarbeiten für Tee und Powerpulver
Mit in die Vorratskammer gehört auch das immunstärkende Vitamin C. Und das gibts in großen Mengen in der Hagebutte. Die Kerne herauspulen, am besten Freunde einladen und bei einem Glas Wein mit Handschuhen die gemeinsame Zeit genießen. Die Kerne kannst Du Weihnachten als „Kernles-Tee“ verschenken oder den Freunden als kleines Dankeschön mitgeben. Das rote Fruchtfleisch der Hagebutte gut trocknen lassen, dann sehr fein schreddern, erneut trocknen lassen und ab in Gläser zur perfekten Lagerung. So bleibt möglichst viel vom hitzeempfindlichen Vitamin C im Powerpulver erhalten. Das Pulver kannst du auf Smoothie, Müsli oder zu Brotaufstrichen als Topping verwenden. So versorgst du deinen Körper täglich mit einer wilden Portion Vitaminen.
Kennlerntag mit den Beeren
Du willst mehr wildes Wissen, dann buch‘ Dir Deinen Kennlerntag mit den Beeren in einem Wildrausch-Kurs. Auch die Aronia- und Vogelbeere und der gewöhnliche Schneeball werden dabei sein. Ich wünsche euch einen wunderbar‘ wildbeerigen Spät-Sommer.
Hard Facts:
Noch mehr Verwilderungs-Tipps gibt’s in den Wildrausch-Kursen:
Im Apfelgut Erfurt:
- 25. September: Kochkurs & Relaxabend – Kneipp Relax Freundinnenzeit
- 6. November: Snack- und Bastelabend – Kräuterkränze & Räucherzeit
- 27. November: Snack- und Bastelabend: Wilder Bratapfel und 6 wilde Weihnachtsgeschenke
Im Apothekenmuseum Bad Langensalza:
- 6. September: Kochkurs – Wildbeeren & Haltbarmachung
- 22. November: Kochkurs – Eichelverarbeitung
- 6. Dezember: Snack- und Bastelabend – Sechs wilde Weihnachtsgeschenke
- 25. bis 27. Oktober: Grüne Auszeit – drei Tage Relaxen und Kochen mit Waldbaden & wilder Küche
Alles weitere unter: www.wildrausch.de | Christine Rauch auf Instagram
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