Grindelwald. So heißt nicht nur einer der schrecklichsten schwarzen Magier in der HarryPotter-Reihe. Grindelwald heißt auch der Austragungsort des „World Snow Festivals“, das dieses Jahr bereits zum 40. Mal stattfand. Vom 13. bis 18. Januar entwarfen bei dem Fest der eiskalten Kunst Bildhauer:innen aus der ganzen Welt Figuren und Skulpturen aus drei Meter hohen Schneeblöcken. Zehn Künstler:innengruppen aus zehn Nationen – von USA bis Peru – trafen sich bei diesen Wettkampf.
Ein Thüringer Team mischt ganz vorne mit
Mit dabei in diesem Jahr war auch Florian Hoberg, der sein Atelier in Arnstadt hat, gebürtig aus Eisenach kommt und eigentlich Holzskulpturen fertigt. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Marie Denecke und Sandra Steine trat der Thüringer für Deutschland an und sicherte sich gleich zwei Plätze mit seinem Team auf den Podien. Im Jurywettbewerb erreichten die drei den dritten Rang und in der Publikumswertung erreichten sie dieses Jahr sogar Platz zwei.
Ein Thüringer Team mischt ganz vorne mit
In Grindelwald holten sie bereits 2022 den ersten Platz im Publikumsvoting, sagt Florian. „Wir sehen uns einmal im Jahr. Jeder kommt aus einer anderen Ecke Deutschlands. Aber für die Skulpturen finden wir immer wieder zusammen“, sagt der Bildhauer, der Marie und Sandra in Thüringen kennenlernte. Gemeinsam absolvierten sie eine Ausbildung an der renommierten Holzbildhauerschule in Empfertshausen in der Thüringer Rhön.
„Martina“ heißt das gute Stück
Seit 2017 ziehen die Künstler:innen durch die Alpen und nehmen an ähnlichen Wettkämpfen teil. Mit Spaten, Schnitzeisen, Säge und Entrinder arbeiteten sie über fünf Tage in Grindelwald, jeweils von 8 bis 18 Uhr, an ihrer drei Kubikmeter großen Skulptur. „Martina“ heißt das gute Stück, das im Rahmen des Wettbewerbsthemas „Tradition“ an Almabtrieb und die Liebe ihres alten Lehrmeisters zu seiner Kuh Martina erzählen soll. Von ihr habe er während der Ausbildung immer gerne erzählt, erinnert sich Florian.
Die Herausforderung der eisigen Kunst
Laut dem Thüringer ist es eine besondere Herausforderung Eisskulpturen zu entwerfen. Schon allein die schiere Größe mache das Ganze herausfordernd. „Normalerweise arbeiten wir aus Holzstämmen oder verleimten Stücken unsere Figuren heraus. Aber drei Kubikmeter ist doch ein ganz anderes Format. Diese Dimension ist für uns alle immer enorm, wenn wir davor stehen.“
Das Wetter spielt eine entscheidende Rolle
Ein allzu großes Problem stellt die Arbeit für die drei Profis natürlich nicht dar. „Wir gehen trotzdem so vor, wie wir es in der Ausbildung gelernt haben und erarbeiten so die Figuren aus dem Schnee“, sagt Florian, der von ganz anderen Problemen bei der Umsetzung spricht: „Oft ist der Block vereist oder bröckelig. Auch die Temperaturen machen das Arbeiten immer sehr spannend. Bei Plusgraden schmilzt einem langsam alles weg. Nachts, bei minus 15 Grad, vereist auf einmal alles wieder.“ Das Wetter spiele eine wichtige Rolle, so der Bildhauer.
Mit „Martina“ holten Florian
und sein Team zwei Treppchenplätze nach Deutschland. Fotos: Florian Hoberg
Begonnen habe die Liaison mit den Eisskulpturen und den drei Schülern aus Empfertshausen 2017. Im ersten Lehrjahr schlug ein Lehrer die Teilnahme für solch ein Festival vor. „Wir bewarben uns alle. Und glücklicherweise kamen wir als Dreierteam dort hin. Ich meine, wir bauen ja alle mal einen Schneemann und hinterfragen das nicht. Es macht einfach Spaß und wir lernen immer wieder dazu“, sagt Florian, der auch verrät, was das schrägste Werkzeug war, das er jemals für eine Schneeskulptur verwendet hat.
„Da ist Stacheldraht effektiver“
„Ich glaube die Kettensäge. Die hat nix gebracht. Das war komplett sinnbefreit. Man ist klitschnass und erreicht nichts. Da ist Stacheldraht schon effektiver“, erklärt der Skulpteur. „Da haben wir bis zu neun Meter dabei und nutzen es wie eine riesige Säge. Da fällt schon einiges an Schnee vom Block ab, der nicht gebraucht wird. Die Verletzungsgefahr ist dementsprechend hoch.“
Vergängliche Kunst im Schnee
Die Figuren bleiben übrigens stehen, bis die Sonne sie dahinschmelzen lässt. Das kann manchmal ganz schnell gehen. Oft stehen die Skulpturen aber noch ein bis zwei Monate, wenn es kalt genug ist. Also sind die Chancen gut, „Martina“ beim Skiurlaub in den kommenden Wochen einen Besuch abzustatten und zudem die vermeintliche Harry-Potter-Spielstätte live zu erleben.
Hard Facts
- Mehr zu Florian: www.floho-sam.de
- Insta: www.instagram.com/florian_fantasyart
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