Eine sonntägliche Fahrraddemo für Groß und Klein, unterlegt von treibenden Techno-Beats – das verspricht der dritte Rad Rave, welcher am 15. September durch Erfurt rollen wird. Organisiert wird das Event u.a. von der Gruppierung „DOitNAU“, welche regelmäßig Radfahrten für den guten Zweck organisiert. In erster Linie ist der Rad Rave eine Demonstration für eine Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur in der Thüringer Landeshauptstadt, aber auch gegen das Clubsterben in der Stadt.
Rad Rave in Erfurt
Hinter „DOitNAU“ stecken aktuell sieben Personen, die einfach Lust auf gemeinnützige Fahrradtouren – sog. Charity Rides – hatten. Begonnen hat alles 2020, als Begründer Chris im Rahmen des Stadtradelns die Donau entlanggefahren ist: „Da kamen mehrere Leute auf die Idee: Es ist Corona und du bist eh mit dem Fahrrad unterwegs, da kannst du doch eine Spendentour draus machen, Fahrradfahren mit einem guten Zweck verbinden. Eine Freundin schlug vor, das Ganze ‚DOitNAU‘ zu nennen – also Donau mit einem ‚it‘ dazwischen. Und wenn man es ein bisschen Ostdeutsch ausdrückt, klingt es auch wie ‚Tu es jetzt‘ – ‚Do it now‘!“ Auf dieser ersten Tour konnten bereits über 5000 Euro für die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. gesammelt werden. Rasant ging es weiter, die Mitglieder Wiebke und Fabian stießen hinzu und mittlerweile sind sie „die wilde Bande, die Bock hat, ein bisschen mehr Fahrradkultur nach Erfurt zu bringen“, erzählt Chris.
Disko auf Fahrrädern
Ihr Programm umfasst große Charity-Touren, kleine Events wie Gravel Camps oder die besagten Rad Raves. Aber was genau ist eigentlich ein Rad Rave? „Im Endeffekt ist es eine Disko auf Fahrrädern und nichts anderes als eine Critical Mass (quasi eine Demo von Radfahrer:innen, Anm. d. Redaktion) mit dem Kulturpunkt der Musik dazu“, fasst Chris zusammen. Damit soll nicht nur auf die schlechte Fahrrad-Infrastruktur in Erfurt hingewiesen werden, sondern auch auf das Jugendkultur- und Clubsterben.
Inspiriert wurde Chris vom Buch „Besser Welt als nie“ von Dennis Kailing: „Davon gab es eine Verfilmung, die habe ich geschaut und gesehen, dass es in Los Angeles so eine Critical Mass mit dem Schwerpunkt Rave gab. Mit dieser Idee bin ich zu Andreas vom Kulturzentrum Engelsburg und habe ihn gefragt, was er davon hält: Könnten wir das in Erfurt machen?“ Die Idee entstand, verschiedene Locations und Clubs auf der Tour zu verbinden und diese beim Kalif Storch enden zu lassen – der erste Erfurter Rad Rave war geboren und ein voller Erfolg.
Eine Revolution im Radverkehr-Netz
Beim Rad Rave 2023 hatten Redner:innen die schlechte Situation der Fahrrad-Infrastruktur und den allgemein niedrigen Stellenwert vom Radfahren als umweltschonende Alternative zum Autofahren in Erfurt angeprangert. Die Frage, ob sich dahingehend etwas getan hat, kann Chris leider nur verneinen. Die Situation sei unterirdisch, aber nicht aussichtslos: „Ich hoffe, dass der Oberbürgermeister-Wechsel auch irgendwo eine Revolution im Radverkehr-Netz bringt. Das ist meine tiefste Hoffnung. Denn es hat sich in den letzten Jahren leider Gottes nicht viel getan.
Totales Chaos
Die Sensibilisierung von Autofahrenden gegenüber Radfahrenden ist ins Gegenteil gekippt. Man könnte da an so vielen Stellschrauben drehen, indem man zum Beispiel ein großes Fahrrad auf die Straße macht und anzeigt: Hey, hier haben Fahrräder Vorrang!“ Bislang hat an viel zu vielen Stellen in der Stadt das Auto Vorrang, kritisiert Chris. Die beidseitige Befahrung von Einbahnstraßen sieht er hier als einen Verbesserungsansatz: „Das ist schon mal gut, dass das in Erfurt für die Meienbergstraße möglich ist, das muss ich mal positiv erwähnen. Ganz großes Lob an Matthias Bärwolff, durch dessen Studie das ermöglicht wurde. Aber da muss auch ein Oberbürgermeister dahinterstehen und sich einsetzen, damit da mehr passiert. Thüringen als Bundesland hat so schöne Radwege! Aber schaust du in die Städte… Totales Chaos.“
Kritische Redebeiträge für eine bessere Fahrradinfrastruktur wünscht sich Chris auch für den dritten Rad Rave am 15. September, welcher dieses Jahr einen zentralen Startpunkt bekommt: „Auf dem Theaterplatz werden wir uns 15.30 Uhr treffen und dann bis zum Kalif radeln, wo es eine kleine Aftershow geben wird.“ Die Route dazwischen befindet sich gerade in der Testphase, denn aus vorangegangenen Fehlern wurde gelernt: „Letztes Jahr gab es ein paar Verwirrungen und Umleitungen. Ein Bike-Taxi mit dem DJ wird wieder ganz vorne fahren und vor allem das muss gut durchkommen. Dafür fahren wir die Strecke vorher ab.“ Die Teilnehmenden dürfen sich auf insgesamt fünf bis sechs Stunden Radeln und Musik freuen. Datum und Uhrzeit wurden so gewählt, dass der Rad Rave sowohl für Eltern mit Kindern ansprechend ist, als auch als kleine After-Work-Party fungieren kann. Also Rad polieren, Reifen aufpumpen und: „Immer schön aufessen, damit wir gutes Wetter bekommen!“
Hard Facts:
- Rad Rave in Erfurt: 15. September
- Treffen ab 15.30 Uhr, Start um 16 Uhr
- Startpunkt: Theaterplatz
- Aftershow: Kalif Storch