Die Leftovers zelebrieren zwischen Teenage Angst, chronischer Überforderung, Hysterie und Hedonismus die aufregendste Underground-Gitarrenrockmusik der Stunde. 2024 ist die Band wieder auf ausgedehnter Deutschland Tour unterwegs und kommt am 15. November nach Jena. Wir sprachen vorab mit Schlagzeuger Leon über das neue Album „Es kann sein, dass alles endet“, über Zwiebeln, Thunfisch und zwei Bier.
Ihr seid ja vier unterschiedliche Persönlichkeiten. Wenn ihr euch als Pizza belegen müsstet – welcher Belag wärt ihr und warum?
Ich würde sagen, Anna wäre der Käse, weil sie den Laden zusammenhält. Ich (Leon) bin die Tomatensauce, weil ich mit dem Schlagzeug die Basis schaffe. Leonid wäre die Zwiebel, und Alex wäre Thunfisch.
Warum gerade Zwiebel und Thunfisch?
Zwiebeln bringen einen zum Weinen, und Leonids emotionaler Gesang bewegt uns oft sehr. Alex wiederum hat eine Menge „Schwermetall“ – also Piercings und Ohrringe.
Euer neues Album heißt „Es kann sein, dass alles endet“. Was steckt dahinter – sollten wir uns Sorgen machen?
Die Zeile kommt in einem anderen Song auf dem Album vor, aber der Titel soll nicht bedrückend wirken. Es geht darum, dass, wenn wir akzeptieren, alles enden kann, das Leben weniger belastend erscheint – ein bisschen der Wiener Ansatz „Es ist eh scho Wurst“. Es ist also eher befreiend und gibt uns Leichtigkeit.
Ihr beschreibt das Album als eine „Alle-machen-alles-Platte“. Wie genau funktioniert das?
Wir arbeiten sehr demokratisch: Jeder schreibt an den Instrumentals, den Texten, und wir singen auch alle. Jeder hat seinen eigenen Song und das Konzept soll zeigen, dass wir keine Band aus einem Songwriter und drei anderen Mitgliedern sind. Stattdessen stehen wir als vier kreative Köpfe gleichberechtigt zusammen. Die Beatles haben uns zu dieser Herangehensweise inspiriert. Es bringt uns Spaß und fördert unsere Kreativität, aber man muss dabei lernen, für den Song zu arbeiten und nicht nur für das eigene Ego.
Auf eurem letzten Album „Müde“ habt ihr das Erwachsenwerden thematisiert. Hat sich der Fokus im neuen Album verändert?
Ja, diesmal wollten wir weniger jammern und den Zusammenhalt betonen. Das Gefühl war, dass das Leben zwar oft nervig sein kann, aber es auch gute Seiten gibt, vor allem wenn wir als Band zusammenhalten. Diese Leichtigkeit haben wir auch aufs Cover übertragen, auf dem wir alle zu sehen sind. So ist das Album insgesamt weniger düster und eher von einem positiven Ansatz geprägt.
Eure Texte sind ein Mix aus Punk, Dada und Poesie. Gibt es Momente, wo ihr denkt: „Das ist wild, aber so muss es sein“?
Unser Stil entwickelt sich oft durch das gemeinsame Texten. Meistens bringt eine Person eine Textidee mit und die andere bauen darauf auf. Das Ergebnis entsteht spontan, basierend auf dem Gefühl, das die Musik vermittelt. So wird eine schnelle Punknummer kein Herzschmerzsong und eine Klavierballade kein Fun-Punk-Stück. Es ist oft weniger geplant und mehr intuitiv.
Erst das Instrumental und dann der Text – oder ist das bei euch anders?
Das variiert. Jeder von uns hat Textnotizen auf dem Handy, die wir manchmal einfach ausprobieren. Manchmal funktioniert der erste Versuch super, so wie bei „Schlecht gelaunt“ und „Mensch am Mond“. Bei „Keine Tränen“ etwa entstand der Text aus verschiedenen Notizen, die wir rhythmisch angepasst haben. Jeder Song hat seinen eigenen Entstehungsprozess.
Beim neuen Album „Es kann sein, dass alles endet“ habt ihr mit Sven Regener von Element of Crime zusammengearbeitet. Hat er euch eher in den kreativen Prozess hineingeführt oder gesagt: „Lasst es krachen!“?
Das war ein echtes Highlight für uns, vor allem weil Sven Regener ein Vorbild im deutschsprachigen Songwriting ist. Anstatt uns zu sagen, wie wir schreiben sollen, meinte er sinngemäß, dass er Picasso auch nicht gesagt hätte, welche Farbe er nehmen solle. So hat er uns ermutigt, unserem Stil zu vertrauen und gab nur vereinzelt Tipps.
Wie bei „Zwei Bier“? Das handelt von unbeschwerten Sommermomenten. Wie balanciert ihr zwischen Leichtigkeit und ernsteren Themen?
„Zwei Bier“ hat Alex geschrieben, und wir haben daran gemeinsam gearbeitet. Es ging darum, das entspannte Gefühl des Wiener Sommers auf der Donauinsel einzufangen. Wir wollten die guten Vibes einfangen und zeigen, dass wir auch die Leichtigkeit des Lebens feiern können, nicht immer nur die düsteren Seiten.
Wie lange seid ihr als Band bereits unterwegs?
In der aktuellen Konstellation seit 2019. Vorher waren wir eine Schülerband und in anderen Formationen unterwegs.
Ihr habt als Band auch schwierige Zeiten durchgemacht. Wie sind die „Leftovers“ heute im Vergleich zu den Anfängen?
Definitiv erfahrener. 2019 hatten wir auf der Bühne noch kein Stimmpedal und haben alles nach Gehör gestimmt. Unsere Auftritte waren chaotisch, aber das gehört zum Anfang dazu. Heute machen wir uns mehr Gedanken über die Botschaft und die Musik, die wir vermitteln wollen. Früher war es vor allem das Gefühl, dass uns die Welt gehört. Aber heute sind wir reflektierter und nehmen die Musik und unsere Message ernster.
Im November seid ihr in Thüringen. Habt ihr schon einmal Jena besucht?
Nein, wir waren überhaupt noch nie in Thüringen, auch nicht in Jena.
Worauf können sich die Thüringer dann bei eurem allerersten Konzert hier freuen?
Wir geben alles und freuen uns darauf, eine neue Stadt zu erobern! Lasst uns zusammen tanzen, schwitzen und einen unvergesslichen Abend erleben.
Hard Facts:
- Leftovers in Jena: 15. November | 19 Uhr
- Kassablanca | Felsenkellerstraße 13 a
- Tickets: www.kassablanca.de
- Mehr zur Band: linktr.ee/Leftovers_unofficial
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