Deep Purple und Santana waren so etwas wie die Eisbrecher. Um ein paar Cover-Songs der britischen und mexikanischen Rocker zu spielen, wurden einst fünf langhaarige Jungs an der Musikschule in Gera zu einer Formation zusammengewürfelt – eher aus Basis ihrer Interessen als freiwillig. Doch schnell wurde aus der musikalischen Zweckgemeinschaft mehr – und nach regelmäßigen Proben in Gera gründeten Max Hemmann, Vinzenz Steiniger, Martin Scheibe, Tim Camin und Daniel Dettlev einfach mal eine Metal-Band, deren Namen seine deutliche Verbeugung vor den Größen des Genres im Namen trägt.
Motorowl wird zehn Jahre alt
Motorowl kann inzwischen auf eine zehnjährige Geschichte zurückblicken, auch wenn ein Teil, der in schwarzes Leder gekleideten Nachtaktiven inzwischen die Weiße Elster hinunter nach Leipzig gezogen ist. Sänger und Gitarrist Max ist einer dieser „Exil-Thüringer“, der sich an die ersten wichtigen Schritte gern erinnert. „Wir haben es einem lieben Kumpel zu verdanken, dass wir damals nach der Bandgründung überhaupt etwas professioneller und mit eigenen Songs weitergemacht haben“, erinnert sich der Frontmann und meint damit Fabian Hildebrand von der Jenaer MetalFormation Deserted Fear. „Er wollte ein Album aufnehmen, damit er sich unsere Musik noch einmal anhören kann, gab uns ein paar Tipps, was wir noch verändern konnten, pushte uns. Dann ging es ganz schnell.“
Aufmerksamkeit in Metal-Szene
So kam es dazu, dass bereits 2016 mit „Om Generator“ das erste Album von Motorowl veröffentlicht wurde. Nicht zuletzt durch ein großes Label im Rücken sorgte es in der MetalSzene für große Aufmerksamkeit. Das gerade erst volljährige Quintett legte nach: Mit „Atlas“ kam 2018 ihr zweites, ebenfalls sehr gut aufgenommenes Album heraus, es ergaben sich deutschlandweit Konzerte oder Auftritte auf zahlreichen Festivals – was auch ziemlich viel Stress mit sich brachte. So zwang ein familiärer Notfall bei einem BandMitglied Motorowl Ende 2019 zu einer Live-Pause, welche sich Anfang 2020 durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ungewollt verlängerte.
Max ließ die Zeit nicht ungenutzt und begann schon Ende 2019 damit, weitere eigene Songs zu schreiben – wobei er die reine Schreibarbeit auf etwa ein halbes Jahr beziffert, bevor bestimmte Sounds oder Ideen wie Synthesizer-Passagen und Schlagzeug-Parts ausprobiert werden. Inspiration zieht er vor allem aus Auszeiten, die er in den Wäldern rund um die Thüringer Meere verbringt: „Dabei lasse ich meinen Gedanken freien Lauf und versuche Natürliches aus meiner unmittelbaren Umgebung in ein möglichst rohes Gewand zu packen. Das ist so etwas wie der Bodensatz unserer Musik. Weiter geht es mit bestimmten musikalischen Ideen, etwa Synthie-Parts, die ich mir ausdenke oder ein Schlagzeug, das ich unterlege
Heimische Plattensammlung
Da ich mit Vinz zusammenwohne, wird jede Idee auch durch sein Gehirn gejagt, bevor ich sie mitnehme in den Proberaum. Hier setzt jeder seinen Stempel drauf – und wir sind dabei auch uneitel: Alles kann noch einmal umgeworfen werden“, beschreibt Max den kreativen Prozess. Ohne programmierte Samples erinnere die Aufnahmetechnik noch an die 70er oder 80er Jahre, die „soundtechnisch am treffsichersten sind“, ergänzt er – und erwähnt fast beiläufig den Schrank mit seiner etwa 350 bis 400 Alben umfassenden heimischen Plattensammlung, vor allem mit Musik genau aus diesen auch für den Sound der Band prägenden Jahrzehnten. „Das ist jetzt nicht mega viel. Ich bin ja auch erst 28, die darf noch wachsen“, schmunzelt er.
Überall in Europa unterwegs
Nach einem Label-Wechsel und einer Single – „Shapeshift Hooligans“ erschien 2022 limitiert auf Vinyl – ist im Februar dieses Jahres endlich das lang ersehnte dritte Studioalbum erschienen: „This House Has No Center“ glänzt wieder mit harten Gitarrenriffs – und auch der gelegentliche Einsatz der Hammond-Orgel fehlt nicht, die inzwischen zu so etwas wie einem Motorowl-Markenzeichen geworden ist.
„Nach wie vor verbindet uns richtig, richtig viel Leidenschaft, Freundschaft – und es ist sehr angenehm, inzwischen überall in Europa spielen zu können und sich dafür nicht die Haare ausreißen zu müssen“, beschreibt Max den inzwischen eine Dekade andauernden gemeinsamen Weg aller Bandmitglieder. Da die Einnahmen unterm Strich es aber nicht anders zulassen, geht jedes Bandmitglied noch einem Hauptjob nach. Max selbst arbeitet im Soziokulturellen Zentrum „Werk 2“ in Leipzig – einer Location, in der das Release-Konzert für das neue Album stattfand. „Ich bin in der Branche geblieben – und komm da auch nicht raus. Das ist mein Leben“, so Max
Hard-Facts:
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