Das Rudolstadt Festival (oder einfach „Tanzfest“, wie viele Rudolstädter noch immer sagen) ist seit Jahrzehnten einer der Publikumsmagneten in der Thüringer Kulturszene. Offiziell 60.000 Besucher:innen sind es in jedem Jahr und machen die beschauliche Heidecksburgstadt am ersten Juli-Wochenende zu einer bunten, wuseligen und vor allem klangvollen Riesenparty. Wie der Name „Tanzfest“ vermuten lässt, spielt neben den vielen Konzerten das Tanzen eine zentrale Rolle am Saaleknie – und dafür machen die Organisatoren mit dem „Tanz des Jahres“ und passenden Workshops zahlreiche Angebote für alle Interessierten.
Schottisch Tanzen beim Rudolstadt Festival
Ausgewählt für den diesjährigen Tanz-Schwerpunkt wurde der „Schottisch“. Wer hier zuerst an fröhliche, singende Menschen mit Kilts und Karomuster, lustigen Hüten und Dudelsäcken denkt, der liegt allerdings falsch. Der Paartanz, der stilistisch und beim Tempo eher Polka oder Walzer ähnelt, ist nämlich ein typisch deutscher Tanz und wird in ganz Europa in jeweils eigenen Varianten getanzt.
In Frankreich bei Hofe getanzt
Seinen Namen verdankt der Schottisch vermutlich seiner höfischen Herkunft als „Branle d’Ecosse“ (der schottische Branle), der ab dem 16. Jahrhundert in Frankreich bei Hofe getanzt wurde. Er unterscheidet sich von den vielen anderen Branles der Zeit durch seinen „Kick“, bei dem im Sprung ein Fuß in der Luft nach vorn „gekickt“ wird – ähnlich der charakteristischen Bewegung der irischen „Riverdance“-Show. Das schottische Element des Branle kommt dabei vermutlich von der Affinität vieler Franzosen zu ihrer damaligen Königin, der Schottin Maria Stuart. So erklärt es die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Zöller, die für das Rudolstadt Festival u. a. einen Text zum Tanz des Jahres verfasst hat und am Festival-Sonntag auch einen Vortrag halten wird. Es gibt übrigens nicht den einen Schottisch, sondern jede Menge Varianten in ganz Europa: „Schottisch, Rheinländer, Hopser, Polka, Bairisch-Polka – oft sind es minimale Tempoverschiebungen, die die Tänze und Namen ändern, manchmal regionale Gewohnheiten, manchmal die Grundaufstellung der Tänzer“, so Zöller.
Und auf was dürfen sich die Besucher:innen des Rudolstadt Festivals bei den Workshops zum Schottisch freuen? Der Tanzbühnen-Verantwortliche Matthias Weyrich betont die Zugänglichkeit des Tanzes selbst für Anfänger:innen: „Der Grundschritt beim Schottisch ist einfach und man kann sehr schöne individuelle Figuren machen.“ Er rät den Besuchenden des Rudolstadt Festivals, nach Möglichkeit am Nachmittag die Workshops der Bands zu besuchen, bevor man am Abend zum Tanz in den Heinepark oder in den Löwensaal des Rathauses kommt. Die Künstler:innen bringen dabei ihre regionalen Eigenheiten in Bezug auf den Schottisch mit. Sie spielen die Musik, leiten zum Tanz an und fungieren zum Teil
sogar selbst als Vortänzer:innen.
Individuelle Workshops
Das Angenehme: Alle angebotenen Workshops haben Einstiegscharakter und bauen nicht aufeinander auf, sodass jeder der Lust hat, sich auch spontan ausprobieren kann. Da der Schottisch ein Paartanz ist, kommt man am besten direkt mit Partner zu Workshop und Tanzabend. Aber auch wer keinen Partner hat, der sollte vor Ort schnell einen finden, so Weyrich: „Alle, die dort sind, die wollen auch tanzen. Das ist überhaupt kein Problem.“ Das Rudolstadt Festival findet vom 4. bis 7. Juli in der kompletten Rudolstädter Innenstadt (Altstadt, Markt, Heidecksburg und Heinepark) statt. Mehr Infos zum Schottisch und den angebotenen Workshops sowie natürlich auch zu allen Bands und Konzerten gibt es unter rudolstadt-festival.de.
Hard-Facts:
- Wann?: Rudolstadt Festival: 4. bis 7. Juli
- Wo?: Altstadt, Markt, Heidecksburg und Heinepark in Rudolstadt
- Mehr Infos unter: www.rudolstadtfestival.de | Instagram | facebook