Black Lower Castle – das Festival mit dem schwarzen Herzen im Herzen Thüringens – geht am Wochenende vom 12. bis 13. Juli in die dritte Runde. Und das mit einem Novum in diesem Jahr: Fans der dunklen Klänge kommen an gleich zwei Tagen auf der Freilichtbühne an der Niederburg in Kranichfeld auf ihre Kosten. Euch erwartet ein Wochenende voller feinstem Dark Wave und Synthiepop. Mit seiner musikalischen Ausrichtung ist das Black Lower Castle Festival (BLC) einzigartig in der Thüringer Open-AirLandschaft – ein Grund von vielen, die das Event so beliebt machen und die Festivalorganisator:innen dazu bewog, auf zwei Tage zu expandieren. Was das BLC außerdem bewegt, hat uns Festival-Sprecherin Angela Schreiber verraten.
„New Wave“-Open-Airs gibt es ja nicht gerade wie Sand am Meer. Was hat euch dazu bewogen, das Black Lower Castle Festival ins Leben zu rufen?
Wie so oft fing alles mit einer Idee an, für die mich einige belächelten, viele andere aber begeistert waren. So wurde ich Mitbegründerin und Veranstalterin des Black Lower Castle Festivals. Ich habe das Glück, einen großen musikbegeisterten Freundeskreis zu haben, mit dem ich in meiner Freizeit Konzerte, Partys und nun auch bereits zum dritten Mal das BLC organisiere.
Das Festival fand von Beginn an auf der Niederburg in Kranichfeld statt. Ein guter Freund und der jetzige technische Leiter des BLC hatte die geniale Idee, dass wir uns doch mal die Burg als Veranstaltungsort ansehen sollten. Wir fuhren also hin und waren sofort geflasht. Die Burg und das Festival gehören einfach zusammen. Fehlte nur noch der passende Name. Aber auch der war schnell gefunden. „Lower Castle“ steht für Niederburg und Black für die schwarze Szene, die wir mit unserem Event ansprechen. Daher der Name „Black Lower Castle“.
Ihr wart also geflasht? Was ist für euch das Besondere an der Location?
Das Ambiente der Burg ist einfach magisch: Allein, wenn abends neben der Bühne langsam die Sonne untergeht und man zum Oberschloss schauen kann. Die Freilichtbühne hat den Charme eines Amphitheaters. Egal wo man sitzt oder steht, man hat immer eine sehr gute Sicht zur Bühne. Es gibt Sitzplätze, was schon ein gewisser Luxus bei solchen Veranstaltungen ist. Richtig gut finde ich auch, dass man keine weiten Wege hat – ob zur Bühne, zum Essen und Trinken oder auch zum Parkplatz.
Wann fand das erste BLC eigentlich statt?
Das erste BLC sollte 2020 an den Start gehen. Aber dann kam aus bekannten Gründen alles anders. Glücklicherweise standen alle Bands hinter uns und wir konnten 2022 mit dem ursprünglich geplanten Lineup endlich die Premiere des Festivals feiern. Damaliger Headliner war die aus England stammende Band „Mesh“.
Was erwartet die Besucher:innen 2024 bei euch?
Am Freitag wird es eine 80er-Jahre-Party geben. Eröffnen wird den Abend X-Perience, gefolgt von 80`s Express und eine Show von Forced to Mode, der wohl besten Depeche Mode Coverband – ich würde schon sagen – Europas. 80`s Express lassen danach den Abend ausklingen.
Am Samstag wird die Musik dann etwas dunkler. Da starten wir mit Gulvoss, gefolgt von Zoodrake, Melotron. Und wenn dann noch irgendwer sitzen sollte, wird er das spätesten bei den Auftritten von Solar Fake und Diary of Dreams nicht mehr tun. Insgesamt eine Mischung aus melancholischen, poppigen, rockigen und synthiegen Klängen, mit denen wir hoffentlich alle in eine laue, dunkle Sommernacht entführen können. Mit dabei sind aber auch wieder Walking Acts wie „Schattenwelt Südharz“, die ein ganz besonderer Augenschmaus sind.
Nach welchen Kriterien wählt ihr die Künstler:innen für euer Event aus?
Das ist immer ein schwieriges Thema. Dabei spielt unser eigener Musikgeschmack eine große Rolle. Dann heiß es immer wieder Daumen drücken, dass die Bands auch Zeit haben, um nach Kranichfeld zu kommen. Das ist jedes Jahr aufs Neue ein Drahtseilakt. Trotzdem ist es uns immer wieder gelungen, unsere Vorstellungen umzusetzen. Unsere Top-Acts dieses Jahr sind u. a. Diary of Dreams, Forced to Mode und Solar Fake.
Warum habt ich euch ausgerechnet für dieses Musikgenre entschieden?
Wir sind mit dieser Musikrichtung groß geworden. Synthiepop gehört zu unserem Leben wie das Salz in der Suppe (lacht). Durch die Musik haben wir sehr viele Freunde gefunden und viele tolle Momente erlebt. Musik verbindet.
Nun seid ihr 2024 erstmals an zwei Tagen auf der Niederburg. Ist die Nachfrage gewachsen? Wie entwickelten sich die Besucher:innenzahlen?
Wir starteten 2022 mit etwas mehr als 400 Gästen. Im vergangenen Jahr waren es dann schon einige mehr. Wir hoffen sehr, dass wir in diesem Jahr an der 1000er-Marke kratzen werden. Aber auch da ist durchaus noch Luft nach oben. Die Niederburg kann bis zu 1500 Konzertbesucher:innen fassen. Leider läuft der Kartenvorverkauf noch etwas schleppend. Das ist nach der Pandemie ein Problem der gesamten Veranstaltungsbranche. Dazu kommt, dass es neue Festivals immer ein Das Black Lower Castle Festival in Kranichfeld findet in diesem Jahr zum ersten Mal an zwei Tagen statt. Fotos: Helge Röwer „Synthiepop gehört zu uns wie das Salz in der Suppe“ wenig schwerer haben. Es ist noch nicht überall angekommen, dass es uns gibt. Derzeit zählen wir noch als Geheimtipp.
Das hört sich nach ganz schön viel Arbeit an. Wie groß ist eigentlich das BLC-Team?
Ich sag mal so: Unser Kernteam besteht aus sechs bis acht Leuten. Am Festivalwochenende kommen viele Freunde und Familienangehörige dazu, die das alle ehrenamtlich machen. Sie kommen zum Teil von weiter her und nehmen extra für das Festival Urlaub. Das macht uns sprachlos und extrem dankbar. Ich muss zugeben, dass ich die Organisation des Ganzen ein wenig unterschätzt habe. Aber wir bekommen viel Hilfe von der Stadt Kranichfeld und haben dort immer einen sehr kompetenten Ansprechpartner. Ebenso steht uns unser Hauptsponsor „Vita Cola“ mit Rat und Tat zur Seite, genau wie alle anderen Firmen, mit denen wir gerade die dritte Auflage des Festivals vorbereiten. Auch dafür sind wir sehr dankbar.
Soweit ich weiß, habt ihr vor Kurzem in Zusammenhang mit dem Festival den gemeinnützigen Verein „Freunde elektronischer Musik“ gegründet. Wie kam es dazu?
Uns ist es ein großes Anliegen, Konzerte barrierefrei zu gestalten oder Dolmetscher für Gehörlose anzubieten, die Musiktexte in Gebärdensprache übersetzen. Wir wollen auch Workshops für Kinder anzubieten, in denen sie gemeinsam mit den Bands Musik machen oder eigene Lieder schreiben können. Trotz allem machen wir das alle mehr oder minder nur als Hobby, weil wir fest daran glauben, dass wir damit für die schwarze Szene in und um Erfurt einen gewissen Mehrwert schaffen.
Wo wir gerade bei Mehrwert sind: Warum sollte man sich das BLC nicht entgehen lassen?
Bei uns ist jede:r Musikliebhaber:in herzlich willkommen. Ob jung oder alt, Kinder der 80er, der gesamte Dark- und GothicSzene mit all ihren Facetten. Einen Dresscode gibt es nicht, wobei in unserer Szene Schwarz eindeutig der Favorit ist. Das BLC ist eben ein Festival mit Wohlfühlatmosphäre. Wir möchten, dass die Leute sich bei uns gut fühlen, sich mit Freunden und Gleichgesinnten treffen, um sich gemeinsam an tollen Bands und deren Musik zu erfreuen, zu tanzen und einfach nur Spaß zu haben in einer großen dunklen Familie. Und wenn dann alle irgendwann das Festivalgelände mit einem breiten Grinsen verlassen, wissen wir: Wir haben alles richtig gemacht …
Hard Facts:
- Wann? 12. und 13. Juli
- Wo? Niederburg Kranichfeld
- Mehr Infos: blacklowercastle.rocks