Die Welt der Musikproduktion ist ein interaktives Erlebnis für die Sinne und unglaublich facettenreich. Sie kann aber gerade für Anfänger:innen in der elektronischen Musikszene oft komplex und unzugänglich wirken. Musikproduzent:innen stehen oft vor der Entscheidung: analog oder digital?
EFA-Workshop in Erfurt
Der digitale Einstieg ist unkompliziert: Software herunterladen, Tutorials auf YouTube ansehen – und loslegen. Da ist der analoge Weg schon viel stärker mit Handarbeit verbunden. Analoge Synthesizer, die elektronische Musik produzieren, können einzeln benutzt oder miteinander verbunden werden. Das Ergebnis: ein sogenanntes Modularsystem, das von außen betrachtet, wie ein Gewusel aus Geräten mit unzähligen Kabeln und blinkenden Lichtern erscheint. Aber das Durcheinander muss nicht weiter ein Mysterium bleiben. Denn am ersten Oktober-Wochenende erklären erfahrene Musiker:innen, Produzent:innen und Techniker:innen in Erfurt, wie dieses Kabelchaos entsteht und wie Interessierte daraus ihren eigenen, abgefahrenen Soundproduzieren können.
Eine Nacht mit Live-Performances
“Elektrisches Frequenz Arrangement” (kurz: EFA) heißt die Workshop-Reihe und verspricht am 4. und 5. Oktober fünf Synthesizer-Seminare, eine Jam-Session und eine Nacht mit Live-Performances. Im Klubhaus Kickerkeller Erfurt beginnt das Programm Freitagnachmittag 16 Uhr mit einem Einsteigerkurs. Den Rest des Freitags wird auf diesem Basiswissen aufgebaut. Am Ende der Workshops nehmen die Teilnehmenden das nötige Wissen mit, um ihre ersten Musikproduktionen umzusetzen. Der Freitagabend schließt mit einer Jam-Session ab, bei der jede:r mit einem eigenen Synthesizer dazustoßen kann.
“Ich muss gar keinen Plan haben, was da gerade passiert, ich muss nur versuchen, mich in den musikalischen Fluss zu begeben und entdecke dann wunderschöne Momente, wenn plötzlich alles miteinander harmoniert”, erzählt Toni Materne. Er ist selbst digitaler sowie analoger Musikproduzent und hatte mit Stephan Ratajczak 2022 die Idee für das erste EFA. Mittlerweile organisiert eine ganze Gruppe das dritte Workshop-Wochenende. Das Team sieht sich als Musikbildungsinitiative aus Musiker:innen, Produzent:innen, DJs und Synthesizer-Enthusiast:innen aus der Region. Sie wollen die Faszination der Elektro-Akustik gemeinsam erforschen und ihre Fähigkeiten teilen.
Kabelsalat
Im Grunde läuft die Jam am Freitagabend, 4. Oktober, wie bei einer Jazz-Kombo, erklärt Toni. Nur, dass Synthesizer und Effektgeräte anstelle klassischer Instrumente zum Einsatz kommen. Bis zu 25 Musiker:innen können sich gleichzeitig beteiligen. Die Idee, mit vielen Menschen zugleich live analoge elektronische Musik zu produzieren, kommt in Thüringen ursprünglich aus Jena. Dort treffen sich Interessierte jeden zweiten Dienstag im Kassablanca zum “Kabelsalat”. Sieht genauso aus, wie es klingt: “Da kannst du ohne Anmeldung einfach hingehen. Im besten Fall hast du ein elektronisches Musikinstrument dabei, kommst mit deinem Kabel und steckst dich einfach mit dran.” Bisher waren beim Kabelsalat bis zu zehn Leute am Jammen, schätzt der Erfurter Soundproduzent. Die bis zu 25 Musiker:innen, die bei der EFA-Jam in Erfurt teilnehmen können, würden eine ganz neue Dimension eröffnen.
Die Sounds alter Videospiele
Die Workshops zum “Elektrisches Frequenz Arrangement” sind ein leicht zugängliches Angebot, um mit Expert:innen aus der Synthesizer-Kultur ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel mit Hannes Fertala aus Erlangen. Er ist schon seit einigen Jahren in der Chiptune-Szene als “irq7” bekannt. Chiptune ist eine Form der elektronischen Musik, die mithilfe der Soundchips von alten Computern, Konsolen und Gameboys erzeugt wird. Am Samstag, 5. Oktober, zeigt er den Teilnehmenden, wie die piepsigen Sounds alter Videospiele ins analoge Produzieren eingebaut werden können.
So retro wie Chiptune ist, sind auch viele Elemente rundum die analogen Synthesizer. “Diese Geräte laden halt auch so zum Experimentieren ein”, meint Toni und fügt an: “Das ist am Computer immer schwieriger. Da musst du schon sehr genau wissen, was du machst, und verbringst Stunden damit, dir eine Automation zu bauen. Aber wenn so ein Haufen Geräte vor dir stehen mit ganz vielen Knöpfen und Reglern dazwischen, dann geht es viel einfacher, direkt loszulegen und mal was Cooles auszuprobieren. Auch wenn man noch nicht genau weiß, was am Ende rauskommen soll.”
Den eigenen kreativen Sound entdecken
Die Teilnahme am “Elektrischen Frequenz Arrangement” ist kostenlos, allerdings ist eine Anmeldung erforderlich. Nur das Abschlussevent am Samstagabend verlangt einen Eintrittspreis. Bei der Show spielen elf Live-Acts ab 21 Uhr im Klubhaus Kickerkeller Erfurt. Das EFA-Wochenende in Erfurt bietet die Gelegenheit, tief in die Welt der elektronischen Musikproduktion einzutauchen, sich inspirieren zu lassen und den eigenen kreativen Sound zu entdecken – egal, ob digitaler Anfänger oder analoger Experte.
Hard Facts:
- Elektrisches Frequenz Arrangement in Erfurt: 4. Oktober ab 16 Uhr | 5. Oktober ab 18 Uhr
- Wo? Klubhaus Kickerkeller | Johannisstraße 156
- Link: tinnibo.com/efa-erfurt
- Kabelsalat in Jena: 2. Oktober | 16. Oktober, jeweils ab 19 Uhr
- Wo? Kassablanca | Felsenkellerstraße 13 a
- Link: www.kassablanca.de/eventtype/07-workshop
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