Mit dem Hit „Brother“ spielten sie auf Bühnen in aller Welt und wurden zu einer Größe der Folk-Musik. Zehn Jahre und eine Pause später finden die Mighty Oaks zurück zu ihren musikalischen Wurzeln und präsentieren ein neues, intimes Akustik-Album: „High Times“, mit dem sie auch in Thüringen auftreten. Im Kontrast zu vielen durchproduzierten Songs, bei denen jedes Detail perfektioniert wird, ist das Album der Mighty Oaks zum Großteil live eingespielt – kleine Fehler inklusive.
Mighty Oaks spielen im Volkshaus Jena
Auch bei der Tour soll es um dieses intime Gefühl gehen: nur die drei Bandmitglieder auf der Bühne, wenig Instrumente, alles akustisch. Dafür hat sich das Trio die schönsten Veranstaltungshäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgesucht – und treten unter anderem im Volkshaus Jena auf. Im Gespräch mit Craig Saunders der Mighty Oaks reden wir über das neue Album und wie es ist, nach zwei Jahren Pause wieder zusammen in der Band in Jena zu spielen.
Ein Amerikaner, ein Italiener und ein Brite machen in Berlin zusammen Musik. Wie ist das entstanden?
Bis wir als „Mighty Oaks“ zusammenkommen sind, hat es etwas gedauert. Wir haben uns zufällig auf einem kleinen Festival in Hamburg kennengelernt, das ich auch mitorganisiert habe. Wir sind da alle als Solo-Künstler aufgetreten und befreundeten uns dann schnell. Ian und Claudio sind dann nach Berlin gezogen und haben immer öfters Musik zusammen gemacht – irgendwann kam die Idee mit der Band auf und ich hab‘ dann mitgemacht. So ist auch der Name entstanden: wir waren als Solokünstler alle kleine Bäumchen und sind zusammen zu einer großen Eiche (Mighty Oak) geworden. Am Anfang wohnte ich noch in Hamburg und bin zu den Proben nach Berlin gependelt.
Vier Jahre nach der Gründung, 2014, gelang mit dem Album „Howl“ der große Durchbruch. Ihr habt Konzerte auf der ganzen Welt gespielt und noch weitere Alben veröffentlicht. Dann kam zwei Jahre nichts – warum habt ihr diese Pause gemacht?
Wir haben 10 Jahre wirklich Vollgas gegeben, viele Konzerte gespielt, viel Musik geschrieben. Das war auch sehr anstrengend und wir haben gemerkt, dass die Energie dann irgendwann raus war. Auch kreativ hatten wir andere Ideen – Ian schrieb Lieder für seine eigene Platte, die er nicht in die Mighty Oaks reinpressen wollte, sondern bei denen er was anderes ausprobierte. Man merkt schon nach so langer Zeit, dass uns ein bisschen frischer Wind und neue, kreative Quellen guttun würden. Jetzt fühlt es sich aber auch richtig toll an, wieder zusammen zu sein. Es ist wie ein Klassentreffen, bei dem jeder neue Ideen mitgebracht hat.
In den zwei Jahren haben alle Bandmitglieder eigene Musik gemacht. Was vermisst man an der Band in der Zeit?
Es war nicht so, dass wir 2 Jahre nichts gemacht hätten: Ian hat seine Solo-Platte rausgebracht, Claudio und ich schrieben neben eigenen Liedern auch den Soundtrack für einen Dokumentarfilm. Aber klar: manchmal fehlt einem schon die Band. Es ist auch sehr schön, mit neuen Leuten zusammenzuarbeiten – aber man vermisst dieses Vertraute. Wir kennen uns so gut, dass man manchmal viel schneller was erreichen kann, ohne viel sagen zu müssen. Die anderen wissen, wo ich mit meiner Idee hinmöchte – da muss ich nicht viel erklären. Die eigenen Projekte waren sehr schön, aber ich hab’ in der Pause die Band sehr zu schätzen gelernt.
Mit dem neuen Album „High Times“ seid ihr zu euren musikalischen Anfängen zurückgekehrt. Während das vorherige Album „Mexico“ eher poppig war, ist jetzt mehr Akustik zu hören.
Durch die Pause hat sich dieses Album wie ein Neustart angefühlt – da fanden wir es passend, zu dem zurückzukommen, was wir am Anfang musikalisch gemacht haben und auch sehr gut können. Dieser Fokus auf das Akustische, auf uns drei. Wir hätten auch eine Platte mit Orchester aufnehmen können, das hätte sich aber nicht gut angefühlt. Deswegen spielen wir die Tour auch nur zu dritt, ein bisschen Back to the Roots. Das war schon eine sehr bewusste Entscheidung.
Back to the Roots auch bei der Produktion des Albums: Statt im Studio habt ihr in Ians Wohnzimmer aufgenommen und viel live eingespielt.
Normalerweise kann man heutzutage alles editieren, bis es passt. Da nimmt man eine Spur nach der anderen auf und stellt das dann zusammen – so haben wir es auch bei „Mexico“ gemacht. Jetzt brachten wir die Technik ins Wohnzimmer spielten die meisten Songs live ein, was viel schwieriger ist, weil man dann wirklich die Lieder kennen muss. Aber wir wollten diesen Vibe haben, diese Echtheit, wo nicht alles perfekt ist. Das Gegenteil von vielem, was man heute im Radio hört.
Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?
Ich finde alle Lieder gut – wahrscheinlich habe ich jede Woche ein anderes Lieblingslied vom Album. Besonders schön finde ich „Two Of Us“, den letzten Song der Platte.
Auf dem Album habt ihr zusammen mit Philine Sonny und Joya Marleen Lieder geschrieben. Gibt es noch andere Künstler:innen, mit denen ihr gerne ein Feature machen möchtet?
Ja, da gibt es eine ganze Menge. Wenn man ganz groß denkt, dann Pearl Jam mit Eddie Vedder – die würden sehr gut zu uns passen. Oder Robert Plant wär’ auch nicht schlecht: Led Zeppelin war für uns am Anfang ein großes Thema. Aber es gibt auch viele tolle irische Künstler:innen, mit denen ich gerne mal was machen würde – kommt immer darauf an, wie groß man träumen darf. Das Lied mit Philine („Your Scars“) finde ich auch superschön.
Im Oktober beginnt eure Tour: Wie ist es, nach zwei Jahren wieder gemeinsam als Band auf der Bühne zu stehen?
Wir spielten Anfang September das erste Konzert nach der Pause und das war wirklich schön. Die Lieder kannten wir schon sehr gut, weil wir wirklich viel geprobt haben – wahrscheinlich mehr als je davor. Aber klar, es ist eine andere Sache vor so vielen Leuten als allein im Proberaum – da ist man schon ein bisschen aufgeregt. Im Endeffekt hat es allen viel Spaß gemacht und ich konnte den Moment sehr genießen.
Was macht die Tour besonders?
Es ist wie auf der Platte: alles ein bisschen reduzierter, eine andere Energie. Wir wollen eine Reise machen, bei der man ein zwei Stunden etwas loslassen kann. Auf der Bühne sind wir nur zu dritt und darauf liegt auch der Fokus – wir haben viele der alten Songs auch neu arrangiert, damit sie zur Show passen. Und auch die Locations passen zur Musik – wir haben sehr schöne Orte ausgewählt, wie Theater oder große Säle, die alle bestuhlt sind.
Am 2. Oktober spielt ihr im Volkshaus in Jena. Was sind eure Berührungspunkte mit der Stadt?
Vor 10 Jahren spielten wir mal in der Kulturarena: Das war ein Punkt, bei dem wir gemerkt haben ‚Oh Shit, das läuft hier ganz gut Jungs‘. Bis dahin haben wir eher kleine Shows gespielt und Jena war dann plötzlich ausverkauft. Das war einer der ersten Momente, bei denen wir wirklich geflasht gewesen sind. Auch danach spielten wir noch ein Konzert in Jena (im Kassablanca) und ich muss sagen, dass die Leute da echt abgehen. Ich freu mich sehr, wieder dort zu sein.
Hard Facts:
- Live-Termine: 2. Oktober, Jena, Volkshaus
- 14. Oktober, Leipzig, Haus Auensee
- Mehr: www.mightyoaksmusic.com