Einmal im Leben hinter die Kulissen schauen. Sich neuen Herausforderungen stellen. Teil einer der wichtigsten und größten Modewochen der Welt sein. Diesen Traum erfüllt sich Corinna Hohlbein aus Eisenach. Die Friseurmeisterin und Inhaberin des Salons COHO Head Spa in der Wartburgstadt styled die Haare der Models auf der New York Fashion Week im Februar 2025.
Von Eisenach zur New York Fashion Week
Vom 6. bis 11. Februar ist sie gemeinsam mit 28 weiteren Top-Hairstylisten aus ganz Deutschland bei dem Großevent. Die New York Fashion Week ist eine viermal jährlich in New York City stattfindende Modewoche für die neueste Damen und Herrenmode der Top-Fashion-Designer.
Corinna Hohlbein beim Bootcamp zur Vorbereitung auf die New York Fashion Week. Foto: Corinna Hohlbein
Sie ist eine der wichtigsten Veranstaltungen dieser Art weltweit und zählt neben London, Paris und Mailand zu den vier bedeutendsten Modewochen der Welt, den Big Four. In mehr als 60 Haupt-Shows präsentieren die wohl wichtigsten Modedesigner ihre wegweisenden Trends.
Und Corinna ist mittendrin. Doch vorab musste die Eisenacherin und Mutter von zwei Kindern im Alter von acht und sechs Jahren über einige Hürden springen. Ein emotionales Bootcamp liegt hinter der Friseurin. Gemeinsam mit 28 Kolleginnen und Kollegen wurde sie auf alle Anforderungen der Fashion Week vorbereitet. Gary Baker, Head of Hair der Fashion Week, kam persönlich aus Kalifornien nach Solingen, um die Hairstylisten für ihren Einsatz in New York zu trainieren. Wir sprachen vorab mit Corinna, die ganz viele Impressionen im Big Apple sammelt, über die wir natürlich im Nachgang berichten werden.
Corinna, herzlichen Glückwunsch! Wie fühlt es sich an, als eine von nur 29 Friseur:innen aus Deutschland bei der New York Fashion Week dabei zu sein?
Es fühlt sich aufregend an. Dadurch, dass ich seit anderthalb Jahren alleine im Salon arbeite, ist das mal etwas anderes, mit vielen anderen Friseuren zusammen zu arbeiten.
Wie kam es, dass du ausgewählt wurdest? Ich habe etwas von Friseur-Initiative gelesen, die das Ganze ermöglicht?
Weil ich 2023 ein Blond-Seminar in Erfurt mitmachte, bei dem eine dabei war, die das Programm bereits durchlaufen hat und auf der Fashion Week war. Sie berichtete mir davon und wies mich auf „Grenzenlos Friseure“ hin, die Organisation, die das Projekt ins Leben rief. Ich checkte daraufhin deren Internetseite und dann kam eins zum anderen. Es ist eine Vereinigung von Friseuren, die Events und Weiterbildungen machen. Sie haben das vor ein paar Jahren ins Leben gerufen.
Du hast vorab ein Friseur-Bootcamp durchlaufen mit Gary Baker, dem Head of Hair der Fashion Week. Das soll knallhart gewesen sein. Was war dabei die größte Herausforderung für dich?
Die größte Herausforderung war das Englisch von Gary zu verstehen. Es ist gar nicht so einfach, die Frisuren genauso umzusetzen, wie er sie im Kopf hat. Jedes Modell soll genau gleich aussehen. Er gibt genaue Vorgaben. Da ist kein Raum für eigene Kreativität. Es muss alles eins zu eins so werden.
Was musstet ihr dort tun?
Von der klassischen Hollywood-Welle, die sehr edel aussieht, bis zu höher gesteckten Frisuren, die wilder sind, ist alles dabei. Hauptsächlich übten wir verschiedene Techniken, um die Köpfe erst einmal vorzubereiten. So schafft man die Grundlage für die Frisuren, die dann entstehen sollen. Und alles unter Zeitdruck. Was dann jedoch genau bei der Fashion Week auf uns zukommt, wissen wir noch nicht. Aber auf jeden Fall nicht nur die Frisuren, die wir geübt haben.
Wie muss ich mir diesen Zeitdruck vorstellen?
Beim Bootcamp stand immer jemand mit der Stoppuhr daneben. Ich denke bei der Fashion Week wird es auch so sein, dass man sich beeilen muss.
Wie waren die Kolleg:innen, die du kennen gelernt hast? Warst du die einzige aus Thüringen?
Ja. Aus Thüringen war ich die einzige. Die meisten kommen aus den Ballungsgebieten Düsseldorf, Berlin, Wolfsburg. Aber aus der Mitte Deutschlands kam nur ich. Das nächste war Duderstadt in Niedersachsen.
In deinem Salon arbeitest du normalerweise allein – wie war es für dich, plötzlich in einem großen Team unter Hochdruck zu arbeiten?
Erstmal wieder anders. Ich stand nie allein am Model. Auch in New York wird das nicht passieren. Man ist immer mindestens zu zweit oder zu dritt, weil die Frisuren allein gar nicht machbar wären. Es muss immer jemand handreichen oder festhalten.
Gibt es eine besondere Frisur oder Technik, die du während des Trainings neu gelernt hast und vielleicht sogar in deinem Salon einführen möchtest?
Im Prinzip habe ich das alles schonmal gelernt. Ich benötige das alles nur nicht im Friseurs-Alltag. Aber etwas Training hatte ich vorab, denn ich bin spezialisiert auf Brautstyling. Da kreiere ich oft komplexe Frisuren.
Weißt du schon, für welchen Designer du Frisuren machen wirst?
Nein. Das erfahren wir alles erst in New York. Für wen wir arbeiten, wann die genauen Arbeitszeiten sind … Es kann sein, dass ich fünf Shows am Tag habe. Es ist möglich, dass ich nur bei zwei dabei bin. Das ist ganz unterschiedlich.
Nimmst du deine Frisier-Sachen komplett selbst mit oder wird das vor Ort gestellt?
Die Werkzeuge zum Stylen, wie Glätteisen, Lockenstab, Bürsten etc. müssen wir alles selbst mitbringen.
Und hast du da nicht Angst, dass dein Koffer verloren gehen kann?
Ich bin optimistisch. Davon gehe ich nicht aus (lacht).
Gibt es eine Designer-Show, auf die du dich besonders freust, weil du die Mode oder den Stil besonders bewunderst?
Da bin ich komplett offen. Ich freue mich auf alles, was mich da erwartet. Ich weiß auch gar nicht, wer alles kommt und bin frei jeglicher Vorstellung. Falsche Hoffnungen will ich mir nicht machen. Ich bin mir auch nicht sicher, inwiefern wir Shows ansehen dürfen und zum Catwalk können.
Was ist für dich der besondere Reiz daran, bei der Fashion Week zu arbeiten?
Ich möchte einfach diesen Lifestyle miterleben – hinter den Kulissen mitwirken, mit den Models arbeiten. Das ist ganz anders als der Alltag im Salon. Ich wollte mich mal wieder einer Herausforderung stellen und ich bin total gespannt.
Musstest du bestimmte Voraussetzungen mitbringen, z. B. Meisterin zu sein?
Nein. Es ist das Anliegen von „Grenzenlos Friseure“, dass jeder teilnehmen kann. Man muss lediglich das Bootcamp meistern, sonst darfst du nicht mitfliegen. Aber es ist egal, wo man arbeitet und wie lange man bereits als Friseurin tätig ist.
Kennst du deinen Zeitplan vor Ort?
Sie sagten, dass wir zwischendurch ein bisschen Zeit bekommen. Meistens ist am Ankunftstag noch keine Show und am Abreisetag auch nicht. Ein bisschen Zeit wird schon sein.
New York ist ein absoluter Hotspot – gibt es irgendetwas, was du dir unbedingt ansehen möchtest?
Ich war noch nie in New York. Pläne habe ich nicht, weil ich noch nicht weiß, wie viel Zeit ich zwischen den Shows habe. Ich plane lieber nicht vorab, was ich alles sehen möchte, sonst bin ich dann nur enttäuscht, wenn es nicht klappt (lacht).
Was sagt deine Familie dazu, dass du nach New York fliegst? Sind deine Kinder stolz auf Mama, die jetzt „Haare für die Stars“ macht?
Auf alle Fälle. Meine Kids sind noch relativ klein, die wissen nur, dass ich wegfliege. Die Familie und der Rest ist sehr stolz.
Wenn du eine berühmte Persönlichkeit für einen Tag stylen dürftest, wen würdest du wählen und warum?
Darüber habe ich bis dato nicht nachgedacht. Aber Heidi Klum mal in die Haare fassen wäre witzig (lacht).
Hard Facts:
-
- Corinna’s Salon: COHO Head Spa
- Wo: Katharinenstraße 41, 99817 Eisenach
- www.instagram.com/coho.headspa