80s und Techno – Die meisten denken bei Synthesizern an diese zwei Musik-Genre. „Und ja, man kann damit wunderbar Musik aus der Zeit der Neon-Stirnbänder produzieren, leider gibt es die Dauerwelle nicht automatisch dazu“, scherzt Toni Materne. Der Mitbegründer des Elektrische Frequenz Arrangement (EFA) aus Erfurt weiß es jedoch besser.
EFA 2025: Erfurt wird zum Hotspot für Synthesizer-Fans und Soundtüftler
„Ein Synthesizer ist eigentlich kein Instrument für ein bestimmtes Genre, sondern bietet eine nahezu unendliche Palette für Künstler:innen“, erklärt er. „Der Sound wird also nur durch die Kreativität der Person hinter den Reglern und Knöpfen limitiert, aber an sich lassen sich fast alle Klänge damit erzeugen.“
EFA 2025:
- Wann: 17. bis 18. Oktober
- Wo: JederKann Galerie | Leipziger Platz 9 | Erfurt
- Tickets und weitere Infos gibt es hier
Unter Beweis stellen soll diese Omnipotenz des Synthesizers ein Community-Jahrestreffen für Sound-Enthusiasten und Musikinteressierte, am 17. und 18. Oktober in Erfurt. Die „Jederkann“-Galerie verwandelt sich dann in das Mutterschiff für alle Synthie-Nerds, die elektronische Musik nicht nur hören, sondern auch anfassen wollen. Workshops, Vorträge und Live-Performances vereinen bei der EFA-Veranstaltung Technikbegeisterte, Anfänger:innen und Profis gleichermaßen – und zwar auf Augenhöhe.
Elektrische Frequenz Arrangement – Festival für Soundkultur und Gemeinschaft
Entstand 2022 aus einer Community von Musiker:innen, DJs und Synth-Nerds, die genug vom Alleinwerkeln in Home-Studios hatten, wächst das Kollektiv für Soundkultur stetig. „Irgendwann kam die Frage auf: Warum machen wir das nicht zusammen?“, erzählt Materne. Das Festival ist also kein Top-down-Projekt, sondern ein Treffen von Gleichgesinnten, die sich austauschen, experimentieren und voneinander lernen wollen.
„Bei uns steht das Machen im Mittelpunkt“
„Ein klassisches Festival ist eigentlich Konsum – du hörst zu, tanzt, gehst nach Hause. Eine Fachmesse ist Business. Bei uns steht das Machen im Mittelpunkt. Die Anfängerin schraubt neben dem Profi, Live-Acts entstehen direkt vor deinen Augen“, beschreibt Materne den besonderen Charakter des Events. Hier wird experimentiert, gelötet und improvisiert – und manchmal entstehen daraus spontan Sets, die direkt ins Ohr und die Beine gehen.

Toni Materne weiß welche Knöpfchen er drücken muss. Foto: EFA
Die Tagesordnung ist ein Mix aus allem: Von kostenlosen Synthesizer-Basics-Workshops über die Synth-Corner, wo jedes Gerät ausprobiert werden kann, bis zu Talks mit Profis. Unter den Gästen sind Audiopilz, bekannt durch den YouTube-Kanal „Bad Gear“, Freya Arde, Filmkomponistin und Deutscher Filmmusikpreisträgerin 2024, und Dr. Spree, Experte für modulare Synthesizer und Live-Sets. „Wir zeigen, dass elektronische Musik nicht nur auf dem Dancefloor funktioniert, sondern auch im Film, auf der Bühne und im eigenen Wohnzimmer“, erklärt Materne.
Workshops, Vorträge und Live-Acts: Programmhighlights der EFA 2025
Ein Highlight: Wer selbst lötet, kann ein eigenes Effektgerät bauen. Abgerundet wird das Treffen durch die Aftershow-Party im Kalif Storch, bei der die Synthesizer glühen sollen.
Die Philosophie: Klang als Prozess erleben, nicht nur als fertiges Produkt
Zentral für die Events von EFA ist der offene Zugang: „Viele Menschen haben Angst, an Technik ranzugehen, weil sie teures Equipment oder jahrelanges Wissen brauchen. Bei uns gilt: Jede:r kann mitmachen“, betont Materne. Fehler sind ausdrücklich erlaubt, Fragen erwünscht. Die Philosophie: Klang als Prozess erleben, nicht nur als fertiges Produkt. „Wir wollen die Neugier wecken. Mit Formaten wie unserem kostenlosen Workshop oder der Synth-Corner zeigen wir, dass es wirklich jeder kann.“
Für Materne ist das direkte Anfassen, Schrauben und Experimentieren entscheidend: „Musik nur zu hören ist wie ein Buch zu lesen. Musik zu machen ist wie ein Buch zu schreiben. Es ist eine sehr intime, kreative Erfahrung, die süchtig machen kann.“
Community statt Konkurrenz: Wie aus Einzelkämpfern ein Netzwerk wurde
Und diese Droge soll laut dem Synthie-Fan auch in Erfurt erlebbar sein: „Hier in Thüringen gibt es eine Szene, die lange auf sich warten ließ. Wir bringen Menschen zusammen, die sonst vielleicht allein arbeiten würden. So entsteht eine lebendige, innovative Community abseits der großen Zentren.“ Sound-Nerds sind bei dem EFA-Event also herzlich willkommen. Und ganz gegensätzlich zu ihrem üblichen Habitat – die heimischen vier Wänden – ermöglicht das Event auch soziale Interaktion.
Nerds sind ausdrücklich erwünscht
Wer da behauptet, Toni Materne und seine Kolleg:innen seien Nerds – ursprünglich eine abfällige Bezeichnung für einen Streber oder Sonderling – muss klar seine Lesart überdenken. Denn die EFA-Community versteht ihre intensive Auseinandersetzung mit Technik und ihr Nerdtum als positives Attribut für Expertise und Hingabe.
Elektrisches Frequenz Arrangement in Erfurt: Von Kabelsalat zu Klangkunst
„Und das ist auch gut so! Wer sind denn bitte die Nerds? Die brennen wirklich für etwas, sie geben sich nicht mit oberflächlichem Wissen zufrieden und erschaffen aus Leidenschaft. Ohne Nerds gäbe es weder das Internet noch spannende Filme oder diese unglaubliche Vielfalt an elektronischer Musik. Also ja, wir sind gerne Nerds – und jede darf und kann einer sein.“ Für Toni Materne ist am Ende klar: Es geht bei dem Festival um mehr als Synthesizer, Knöpfe und Kabel. Es geht um die Freude am Experiment, das gemeinsame Entdecken von Klangwelten und die Liebe zur elektronischen Musik.
