Das Seifenkistenrennen am 1. Mai hat in Weimar eine lange Tradition. Schon seit 1992 messen sich Kinder allen Alters in ihren selbstgebauten, oft auch optisch auffälligen Flitzern auf jährlich wechselnden Routen durch die Klassikerstadt. Natürlich erfordert dieses Rennsport-Event der etwas anderen Art eine umfassende Organisation: Genehmigungen müssen eingeholt, die Strecke präpariert werden. Dafür sorgt als Träger seit 2002 der gemeinnützige KulturTragWerk e. V., der zunächst eigens für die Ausrichtung des Seifenkistenrennens gegründet wurde.
Kulturelle Veranstaltungen und Initiativen
Inzwischen haben sich die Tätigkeitsfelder des Vereins erweitert, der in verschiedenen Projektgruppen weitere kulturelle Veranstaltungen und Initiativen stemmt. Dazu zählen der Lucia-Verlag für Publikationen von Angehörigen der BauhausUniversität Weimar und seit 2014 der Betrieb des Studierendenclubs Mascha. Das kulturelle Zentrum befindet sich zentral in unmittelbarer Nähe prägender Persönlichkeiten gelegen: gegenüber dem Denkmal von Goethe und Schiller, direkt am Theaterplatz in Weimars Altstadt.
Lange Traditionen
Schon viele Jahre ist Udo Nauber im Verein mit dabei und seit 2012 Vorsitzender. Den Aufbau des Mascha hat er seit der ersten Stunde begleitet. „Studierendenclubs haben eine lange Tradition in Deutschland, obwohl ihre Popularität seit den 80er-Jahren etwas abgenommen hat. Umso wichtiger ist es, dass sich ihre Identitäten nach einer Studierendengeneration – alle fünf bis acht Jahre – verändert“, so der 42-Jährige, der selbst einmal Umweltingenieurwesen an der Bauhaus-Universität studiert hat.
Mit dem Schwerpunkt Management schlug er einen beruflichen Weg in der Veranstaltungstechnik ein. Hier ist viel Koordination gefragt – wovon er auch bei der täglichen Vereinsarbeit profitiert. Der Café-Betrieb an den Nachmittagen am Wochenende gehört etwa dazu, wobei Udo über eine kulinarische Spezialität ins Schwärmen gerät: „Wir haben den vermutlich besten Apfelstrudel Weimars im Angebot, den auch Touristen einmal probieren sollten.“
Mehr als Kabarett und Kleinkunst
Auch die Organisation der zahlreichen, vorwiegend an Studierende adressierten Abendveranstaltungen im Mascha gehört zu seinen Aufgaben, welche längst nicht mehr – wie zu Beginn nach Eröffnung – nur Kabarett und Kleinkunst umfassen. Von Comedy über Improvisationstheater und Jam-Sessions, Lesungen, (Punk-)Konzerte bis hin zu Disco und (Salsa-)Partys, die sich dann auf der Tanzfläche in der oberen Etage des Gebäudes abspielen, wird ein breites Spektrum studentischer Kultur abgedeckt.
Erleben und Mitmachen
Auch neue Formate werden bei Input aus der Studierendenschaft immer wieder ausprobiert, diese Freiheit gehört dazu: Erleben und Mitmachen ist das Credo des Mascha. „Der Begriff ‚Studierendenclub‘ gefällt uns nicht, weil das nur mit Disco, Partys und Veranstaltungen an jedem Abend verbunden wird. Das ist bei uns und in Weimar generell nicht der Fall: Hier gibt es vergleichsweise viele Veranstalter:innen, die aber jeweils nur wenige Veranstaltungen organisieren.“Dabei ist es Udo wichtig, auf die Organisationsstruktur im KulturTragWerk e. V. hinzuweisen, die aus „alten Hasen“ und studentischen Vereinsmitgliedern besteht, welche sich etwa die Waage halten: „Die Älteren bleiben dabei, um die Strukturen beizubehalten, gerade was die Verwaltung oder Abrechnung angeht.
Heute bleiben die Studierenden auch nicht mehr so lange bei einem Projekt dabei wie früher, weil das Bachelorstudium viel stärker komprimiert abläuft.“Eine lange Kooperation besteht bereits mit dem Improtheater-Duo „Öde und Schriller“, welches Banales aus dem Alltag in witzigen Szenen aufarbeitet. Zur Besetzung zählt Finanzvorstand Frank Grysko, mit dem Udo eine lange Freundschaft und die Namensfindung des Mascha verbindet. So holten beide 2014 beim Wirtschaftsministerium in Bonn einige Stühle für den damals noch „Projekt 1“ getauften Studierendenclub ab.
Kulturellen Identität
Auf der Fahrt kam Grysko die Idee, die Location nach der jüdischen Schriftstellerin und Poetin Mascha Kaléko zu benennen, welche in Berlin eine Boheme-Kultur mitprägte und kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ins US-amerikanische Exil floh. „Uns war es wichtig, auch ein Stück Geschichte zu erzählen. Mit ihrem burschikosen Äußeren und ihrer starken, selbstbewussten Persönlichkeit galt Mascha Kaléko als moderne Frau. Auch war sie vielseitig interessiert – das passt auch zur kulturellen Identität unseres Studierendenclubs“, so Udo.
Hard Facts:
- Mascha: Schützengasse 2, Weimar
- Termine: 9. Juni: „Öde & Schriller“
- Juni: 19.30 Uhr: Stand-Up-Comedy
- immer 19.30 Uhr
- Mehr auf Website und Instagram: mascha-weimar.de , Mascha_Weimar