Eine Maschine, die wortwörtlich jeden Wunsch erfüllt
„Wünsche sind universell“, behauptet Rosa Linke. Die aus Dresden stammende Illustratorin, die eine neue Heimat in Weimar fand, hat schon Hunderte, wenn nicht gar Tausende Wünsche von Menschen aus ganz Europa in den Händen gehalten. „Urlaub, Gesundheit, Frieden und Liebe sollen wir bei unseren Auftritten immer wieder illustrieren“, erklärt die Organisatorin und Zeichnerin, die gemeinsam mit ihrer Freundin Lydia Keßner das Projekt Illumat koordiniert.
„Und nein, wir sind nicht Teil der Illuminati“, scherzt Alexander von Knorre, Mitglied des Illumat-Teams. „Das ist nur eine Kurzform – Illumat, bedeutet Illustrationsautomat“, fügt er an. Und auch, wenn der Name nicht auf die Illuminati verweist, hat das mittlerweile seit zehn Jahren bestehende Projekt doch etwas mit dem Geheimbund gemein. Denn die 18 Illustratoren, die sich hinter Illumat verstecken, haben sich verbündet, um die Welt ein wenig zu erhellen.
Der Illumat wandelt Wünsche und Ideen in Bilder um
Drei bis fünf junge und talentierte Zeichner bekommt man, wenn man die Bildermaschine für eine Veranstaltung bucht. Versteckt hinter einem Metallgestell, das mit bedruckten Lkw-Planen nach außen den Anschein eines Automaten vermittelt, malen sie die Ideen, die dem Publikum im Kopf herumgeistern. Ein kleiner, grüner Zettel ist die einzige Schnittstelle zwischen der Welt und dem Team, das im Illustrationsautomaten sitzt. Sobald der schriftlich zu Papier gebrachte Zeichenwunsch samt Münze in die Maschine eingeworfen wurde, geht es los.
Lichter flackern. Kichern und Rascheln ertönt. Dann dauert es etwa 10 Minuten und eine individuelle Zeichnung betritt mit dem Erklingen eines Glöckchens das Licht der Welt. „Es ist das Warten wert“, sagt Alexander von Knorre. „Die Leute erhalten eine ganz persönliche Illustration, die sie für immer behalten können.“
„Wir sind Illustratoren, wir wollten live illustrieren“
Entstanden ist der Illumat bei einem Seminar an der Bauhaus-Universität in Weimar. 2007 belegten die Zeichner eine Lehrveranstaltung bei Dozentin Jutta Bauer. Die damit verbundene Abschlussarbeit sollte gezeichnete Momentaufnahmen in einer Ausstellung vereinen. Doch die jungen Studenten wollten nicht einfach ihre Bilder an die Wand hängen. Kurzerhand enterten sie ein Kiosk vor der Uni und wandelten es in den ersten Illustrationsautomaten um. „Wir sind Illustratoren, wir wollten live illustrieren. Und das machte so viel Spaß, dass wir danach einfach weiter machten“, erinnert sich Rosa Linke.
Dank ihrer engagierten Dozentin bekamen sie 2008 einen Standplatz auf der Frankfurter Buchmesse. Die dort erlangte Bekanntheit gab dem Projekt Rückenwind. Weitere Auftritte bei Comic- und Buchmessen folgten. Neapel, Luzern, Belgrad und Berlin – das Illumat-Team sorgt überall, wo es Station macht, für strahlende Gesichter.
Ab November gibt es einen Illumat-Shop bei Dawanda.de
Mindestens einmal im Monat sind die freien Künstler mit ihrer Maschine unterwegs. Sie zeichnen bei Festivals, Veranstaltungen und privaten Festen. Und dabei profitiert nicht nur das Publikum von dem Projekt. „Durch die Interaktion mit neuen Menschen haben wir immer coole Zeichenanlässe“, freut sich Alexander von Knorre, der ähnlich wie seine Kollegen Begriffe manchmal erst googeln muss, um eine Idee umzusetzen. „Den Illumat herausfordern ist beliebt“, erklärt er mit einem Grinsen im Gesicht.
Anfang November können die Thüringer den Illustrationsautomaten das nächste Mal live bei der Arbeit bestaunen. Die freien Künstler werden bei den Thüringer Buchtagen in Erfurt zu Gast sein. Und weil das 18-köpfige Team in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert, haben sie für alle Kunstliebhaber ein Malbuch, ein Postkartenset und einen Abreißkalender im Gepäck. Darin haben die Illustratoren die Wunschbilder der letzten Jahre vereint – und Zeichnungen von Urlaub, Frieden und Liebe sind ganz bestimmt auch darunter.