In der romantischen Vorstellung finden Künstler:innen Mäzene oder Sammler, welche ihr Werk fördern und ihre Existenz sichern. In der Realität sieht die Unterstützung von Künstler:innen allerdings anders aus. Anträge für Stipendien und Projektförderungen müssen gestellt, Bewerbungen für Ausschreibungen und Kunstpreise müssen verschickt werden – alles aus Eigeninitiative. Doch die Künstler:innen stehen nicht ganz allein da: Kunstvereine setzen sich schon seit Jahrhunderten ehrenamtlich für die Belange und öffentliche Präsentation von Künstler:innen ein.
Ausstellung mit Kunstverein Gera
Die 29-jährige Doktorandin Friederike Schwalbe hat sich in den vergangenen drei Jahren mit den Kunstvereinen Thüringens beschäftigt. Ihre Dissertation ist mit knapp 600 Seiten ein Überblickswerk zur Historie Thüringer Kunstförderer zwischen 1860 bis 1945. Begleitend zu ihrer freien Promotion an der Bauhaus Universität Weimar, findet ab Ende September eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunstverein Gera statt.
Aufmerksamkeit für Künstlerbünde
Für das Studium der Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft verschlug es die gebürtige Pößneckerin nach Berlin, bevor sie für den Master der Kunstgeschichte und Filmwissenschaft zurück nach Thüringen kam. Seitdem ist Weimar ihr Zuhause. Im Jahr 2014 kam ihr während eines Ausstellungsbesuchs die Idee für das Thema ihrer Doktorarbeit. Sie interessierte sich für die kulturelle Entwicklung innerhalb Thüringens, vor und nach dem ersten Weltkrieg. Besonders Institutionen wie Künstlerbünde und Kunstvereine weckten ihre Aufmerksamkeit, doch ein Überblickswerk dazu gab es bis dato nicht. „Wäre doch cool, wenn es sowas gäbe und man die Regionalgeschichte in der Hinsicht aufarbeiten könne, um sie anschließend im gesamtdeutschen Kontext zu betrachten“, so Friederike im Gespräch mit dem t.akt-Magazin.
Affinität für Kunst
Doch was sind eigentlich Kunstvereine? Ein Trugschluss, welcher sich nur allzu gern einschleicht, ist, dass Kunstvereine von Künstler:innen gegründet werden. In der Regel sind es ehrenamtliche Zusammenschlüsse von Menschen, welche eine Affinität für Kunst haben und sich für diese einsetzen möchten. Sie organisieren Ausstellungen und waren in Vergangenheit Wegbereiter für Bildrechte und Künstlersozialversicherung. Einer der ersten Kunstvereine Thüringens gründete sich bereits 1846 in Gotha. „Ich hätte im Prinzip einen 12- teiligen Band schreiben können. Allein die Geschichte des Gothaer Kunstvereins passt auf mindestens 600 Seiten.“ Friederike ist es wichtig, ein Bewusstsein für das Engagement abseits der Kunsthochburgen wie Dresden und Berlin zu schaffen, da auf Grund des zweiten Weltkrieges viele Vereine nach deren erzwungener Auflösung in Vergessenheit geraten sind.
Eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte
Ein erster Schritt in Richtung öffentlicher Bewusstwerdung stellt deshalb die Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins Gera dar. Am 30. September um 17 Uhr findet dort die Vernissage zur Schau „ … bis schließlich im 20. Jahrhundert der ewige Wechsel das Konstante geworden ist. – Kunstvereine und Künstlerbünde in Thüringen“ statt. Der Titel der Ausstellung und der Dissertation, geht auf ein Zitat des Jenaer Malers E. A. Schmidt zurück. Zu sehen sein werden die Künstler:innen Maja Behrmann und Elisabeth Ehmann aus Berlin, Minetta aus Erfurt sowie Tino Geiss und Jennifer König aus Leipzig. Das Konzept der Ausstellung ist ein Wechselspiel zwischen historisch und modern. Die Besucher werden in zwei Wohnzimmer eingeladen. Eines mit historischem Mobiliar und zeitgenössischer Kunst und das andere mit modernem Interieur und historischen Werken, unter anderem aus der Kunstsammlung Gera. Ein spannender Kniff, welcher Kunstinteressierte mit auf eine Zeitreise nimmt.
Unterstützung von verschiedenen Kunstvereinen
Veranstaltet wird die Schau vom Kunstverein Gera, komplettiert wird sie durch die Partizipation der Kunstvereine von Erfurt, Jena und Saalfeld. Diese Kooperation der heute wieder existierenden Kunstvereine soll darüber hinaus symbolisch für das gemeinsame Wirken der vergangenen Kunstinstitutionen stehen und eine Brücke von der Vergangenheit in das 21. Jahrhundert schlagen.
Hard Facts
- Wann: bis 11. Dezember
- Wo: Kunstverein Gera | Markt 8/9
- Mehr Infos gibts hier.