Rot unterstrichen, in fetten Lettern prangt es erneut in der Thüringen Corona-Schutzverordnung, die vergangene Woche in Kraft trat: Schließung von Kultur- und Freizeitangeboten. Für Clubs, Discotheken, Bars, Indoor-Freizeiteinrichtungen und mehr heißt es: Lockdown. Erneut müssen lang geplante Veranstaltungen abgesagt, Weihnachtsmärkte geschlossen und Private treffen minimiert oder angezeigt werden. Corona setzt der Kultur in Thüringen erneut hart zu. Doch es gibt auch Orte, an denen kulturelle Veranstaltungen noch den Alltag versüßen dürfen. Dort wo 2G – für nicht Genesene und Geimpfte Schluss mit Lustig bedeutet – können jene, die geimpft und von Corona gesundet sind, wenigstens etwas Zerstreuung genießen: Kulturveranstaltungen wie Theater, Oper, Kino dürfen unter 2G weiter machen, dabei ist in geschlossenen Räumen die Halbierung der Besucherkapazität, Maskenpflicht und Kontaktnachverfolgung vorgeschrieben.
Wolfgang Staub vom DasDie Erfurt im Interview
Wolfgang Staub, der Chef von Erfurts größten privaten Kulturbetrieb, weiß dass natürlich auch. In seinen DasDie Spielstätten beschäftigt der Unternehmer zeitweise über 200 Mitarbeiter. In Vor-Corona-Zeiten brachte es das DasDie damit auf etwa 600 Veranstaltung. Das alles muss gut geplant sein. Wir sprachen deshalb mit Wolfgang Staub über die neuerliche Verordnung, 2G und die Auswirkungen von Corona auf seinen Kulturbetrieb.
Herr Staub, verraten Sie uns doch bitte zunächst, welche Orte genau zum DasDie gehören?
Da ist ja mehr als das DasDie Brettl am Hirschgarten …Wir betreiben insgesamt vier Spielstätten. Die größte ist die Alte Oper in der Theaterstraße in Erfurt mit tausend Plätzen. Die zweitgrößte Spielstätte ist das DasDie Brettl an der Langen Brücke, dort können wir mit Varieté-Bestuhlung 500 Menschen Platz bietet. In diesem Gebäude gibt es im Erdgeschoss zudem das Kabarett „Erfurter Puffbohne“ mit 180 Plätzen und ebenfalls Varieté-Bestuhlung. Die vierte Spielstätte ist das DasDie Live in der Marstallstraße, wo noch bis Ende Januar die Winter-Travestie-Show läuft. Da können wir circa 180 Menschen Platz bieten. Derzeit fahren wir in allen Spielständen aufgrund der Verordnung auf halber Kapazität, beispielsweise mit 250 Plätzen im DasDie Brettl. Auch in der Alten Oper spielen wir mit halber Kapazität bis Sylvester unsere Veranstaltungen. Da wird derzeit die Rocky Horror Show und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel aufgeführt.
Halbe Kapazität, 2G – Wie war das für Sie und die Belegschaft, als jetzt die strengeren Maßnahmen verordnet wurden?
Das war absehbar. Uns war klar, dass sich die Situation verschärfen wird. Ich denke, wir sind im DasDie jedoch mit einem blauen Auge davongekommen sind. Theater dürfen mit halber Kapazität unter Einhaltung von 2G spielen und das heißt, dass unsere Veranstaltungen alle planmäßig stattfinden können. Gerade jetzt, wo das Varieté vorbereitet wurde, haben wir lange gebangt. Immerhin reisen deshalb Künstler aus aller Welt an – aus Spanien, Russland, Frankreich. Immer wieder fragten wir uns: Dürfen wir spielen? Dürfen wir nicht spielen? Natürlich werden wir die Auflagen einhalten und hoffen auch, dass unsere Gäste das wahrnehmen. An 2G wird sich gehalten und an die entsprechenden Abstände auch.
Wie ist das mit den halben Kapazitäten an kleinen Spielorten, also beispielsweise in der Erfurter Puffbohne? Ist das noch finanzierbar und realistisch zu öffnen?
Ja. Dort werden wir auch mit halber Kapazität spielen. Die Gäste müssen eben mit Maske an ihren Platz kommen, dort können sie diese absetzen – wie in der Gastronomie, wenn man sich im Restaurant an seinen Platz setzt und dann seine Maske beim Essen abmachen darf. Genügend Abstand zur Bühne und den Künstlerinnen und Künstlern gibt es bei uns auch. Wir machen zwar mit halber Kapazität keine Gewinne, aber wir sind weiterhin am Start.
Und wie sieht das mit dem StageClub aus, der laut Homepage auch zum DasDie gehört?
Clubs müssen ja komplett schließen. Eigentlich ist der Veranstaltungs-Saal des Kabaretts der StageClub. Wenn beispielsweise eine unserer Ü30-Partys stattfindet, werden da Tische und Stühle rausgeräumt, eine andere Beleuchtung angeschlossen und dann läuft da die Veranstaltung. Allerdings haben wir solche Partys schon lange nicht mehr umgesetzt. Auch die After Work Partys sagten wir alle ab.
Da wären wir bei der Krux: Gibt es Veranstaltungen, die wegen der neuen Verordnung abgesagt werden müssen?
Im Moment nicht. Wir spielen derzeit unsere selbst produzierten Veranstaltungen. Viele andere, die bei uns zu Gast sind, wurden im Vorfeld bereits abgesagt, da ja überall andere Regeln gelten. Bei manchen unserer Shows, die ausverkauft waren, können wir natürlich nicht nur die Hälfte der Leute reinnehmen. Da wäre es schwer zu entscheiden: Wer darf kommen und wer darf nicht? Die wurden nicht abgesagt, sondern auf das nächste Jahr verschoben.
Was waren die größten Hürden für euch als Organisator von Veranstaltungen?
Da sind schon einige dabei … Wir sind ja der größte private Kulturbetrieb der Stadt Erfurt mit ungefähr 600 Veranstaltungen im Jahr. Seit anderthalb Jahren werden diese immer wieder verschoben, neu geplant und wir müssen schauen, ob wir spielen, wenn wir dürfen und sagen eben ab, wenn wir nicht dürfen. Naja, so ist eben die Situation … aber mittlerweile bekommen wir das gut hin. Eigentlich ist das alles im Theaterbereich sehr unüblich. In den vergangenen Jahren wurden von den 600 Veranstaltungen höchsten zwei oder drei abgesagt. Im Theater versucht man immer alles zu spielen, alles einzuhalten, alles zu machen. Das ist gerade eine besondere Situation, aber wir konnten mittlerweile viel Erfahrung darin sammeln.
Zum Abschluss: Was wünscht ihr euch denn in dieser Situation von der Politik? Was treibt euch gerade als Kulturschaffende um?
Wir wünschen uns natürlich, dass das Ganze so schnell wie möglich vorbei ist! Und damit das vorbei ist, ist es notwendig, dass viele – möglichst alle – sich impfen lassen. Wir brauchen eine hohe Impfquote, sodass die Normalität in den Kulturbetrieb zurückkommen kann.
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