Thüringen ist im Wandel. In der Kultur, in der Vielfalt seiner Städte und Dörfer sowie in seinen landschaftlichen Qualitäten liegen die Chancen für eine nachhaltige Zukunft im Freistaat. Doch es braucht neue Allianzen, eine schnelle Bauwende und regionale Kreisläufe, um den Zusammenhalt zwischen Stadt und Land zu stärken. Hier springt die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen ein. Sie hat mit hunderten Partner*innen experimentelle Projektprozesse im ganzen Freistaat durchgeführt. Jedes erprobt eine nachhaltige Raumpraxis und steht Modell für neue Lebens- und Wirtschaftsweisen, aber auch für die Herausforderungen, denen die Akteur:innen in den Städten und auf dem Land begegnen müssen.
IBA entwickelt seit zehn Jahren verschiedenste Projekte
Seit zehn Jahren entwickelte die IBA die verschiedensten Projekte. Sie aktiviert Leerstände. Sie unterstützt Raumunternehmer:innen und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Und sie realisiert experimentelle Neubauten und setzt Baukultur in Thüringen um. All dies mündet nun in die finalen Projektwochen, in denen die verschiedensten Aktionen und Veranstaltungen stattfinden. Wir sprachen deshalb mit IBA-Sprecherin Elisa Wrobel über Projekte, Ausstellungen und Engagement in unserem schönen Freistaat.
Die IBA neigt sich im Oktober dem Ende zu. Über zehn Jahre habt ihr innovative Projekte in Thüringen umgesetzt. Wo genau wart ihr im Freistaat aktiv?
Wir haben das StadtLand zu unserem Thema gemacht, also die besonders kleinteilige Struktur Thüringens bearbeitet, die wie ein Flickenteppich ist. Hier gibt es keine große Metropole, von der alles ausstrahlt. Stattdessen haben wir alle paar Kilometer ein Dorf, kleine und wenige große Städte. Das macht den Freistaat aus und das ist eine wichtige Ressource, denn so könnte beispielsweise eine regionale Bauwirtschaft für den Holzbau hier gut Fuß fassen. Wir haben viel Holz in Thüringen, das könnte ein regionaler Holzverarbeiter für Bauprojekte in Thüringen nutzen.
Das wäre klimafreundlich und gut für die regionale Wirtschaft. Oder unser großer Leerstand in Thüringen, den wir LeerGut nennen, weil es eben eine Ressource ist und nicht negativ, etwa als Schandfleck gesehen werden muss. Der Leerstand findet sich fast überall und wenn wir ihn wieder fit machen und dadurch Wohnraum oder Kulturorte entstehen, bereichert das den ländlichen Raum und damit auch das Selbstwertgefühl in den Dörfern. Wir haben insgesamt rund 40 Projekte in Thüringen, die sich mit solchen Themen und weiteren wie Landschaftsgestaltung oder Stadtplanung befassen. Dazu zählen zum Beispiel der Eiermannbau in Apolda, der Holzbau „Sch(l)afstall“ in Südthüringen oder die StadtLandSchule in Weimar.
Wie kann man diese Projekte denn nun konkret erleben?
Wenn man unsere Projekte besucht, lernt man Thüringen, die vielfältigen Orte und Potenziale noch mal neu kennen. Der beste Start ist in Apolda, bei unserer Ausstellung im Eiermannbau. Hier zeigen wir, was für Themen wir bearbeitet haben, wir stellen unsere wichtigen Partner vor, die so viel geleistet haben, informieren mit Daten und Fakten über Thüringen und präsentieren unsere Projekte. Das Tolle ist, dass der Eiermannbau selbst ja ein LeerGut-Projekt der IBA ist. Man sieht neben der Ausstellung also auch gleich, wie Leerstand ressourcenschonend umgenutzt werden kann. Auch unser Timber Prototype vor der Tür ist ein IBA Projekt und zeigt, wie Holzbau digital und robotisch gefertigt werden kann.
Bis zum 29. Oktober, wenn die IBA Ausstellung zu Ende geht, gibt es noch einige Veranstaltungen. Was sollte man nicht verpassen?
Auf jeden Fall den Tag des offenen Denkmals am 10. September. Im Eiermannbau werden um 11 Uhr und um 14 Uhr Führungen angeboten, 16 Uhr tritt das Puppentheater aus Jena dann bei uns auf. Also ein Programm für Groß und Klein. Die Kunstkapelle in Krobitz im Saale-Orla-Kreis hat auch geöffnet. An diesem malerischen Ort kann man den Klängen der eigens für die Kapelle gebauten Feuerorgel lauschen. Die Kirche hat ab 14 Uhr geöffnet.
Wer sich gern fachlich mit der IBA auseinandersetzen möchte, sollte unbedingt zu unserem StadtLand Forum am Eiermannbau vom 7. bis 10. September kommen, wenn wir über das regionale Leben und Wirtschaften sprechen. Die Wüstenrot Stiftung ist dabei unser Partner und bringt auch Erfahrung aus eigenen Projekten ein.
Gibt es außer in Apolda noch weitere Ausstellungen?
Ja, einige. In Nordhausen zeigen wir an der Ecke Stolbergstraße/Dr.-Robert-Koch-Straße in einer Open-Air-Ausstellung, wie die IBA Projekte dort den Ressourcenschutz und den Umbau der Energiesysteme schaffen. Dazu gehört zum Beispiel der Umbau eines ganzen Plattenbauquartiers. Und in Sundhausen, einem Dorf in der Nähe von Bad Langensalza, präsentieren wir in einer Open-Air-Ausstellung auf dem Dorfanger den Entstehungsprozess des örtlichen Landzentrums und unsere Gesundheitskioske, die in den umliegenden Dörfern entstanden sind. Die kann man mit dem Auto dann gleich besuchen. Und in der Michaeliskirche in Neustadt am Rennsteig war bis zum 3. eptember die Ausstellung StadtLand:Kirche zu sehen, danach zieht sie weiter in die Lutherkirche in Tambach-Dietharz. Die beiden Kirchen sind auch IBA Projekte, in denen man übernachten kann.
Auf Schloss Schwarzburg werden noch einige Audiowalkführungen angeboten. Was können Besucher*innen dort erleben?
Schloss Schwarzburg ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, des Fördervereins Schloss Schwarzburg und der IBA. Dank der Audiowalks kann man die Schlossanlage und das teilsanierte Schloss-Hauptgebäude besichtigen. Das Schloss liegt mitten im traumhaften Schwarzatal und dort haben wir über viele Jahre mit ganz vielen Partnern gearbeitet. Da lohnt sich auch ein Abstecher in den Bahn-Hofladen nach Rottenbach oder zur Bergbahn.
Jetzt haben wir nur wenige der dutzenden Projekte besprochen.
Das stimmt, es gibt aber Projekte, die man auch außerhalb unseres Finales immer besuchen kann. Dazu zählt die Tankund Rastanlage Leubinger Fürstenhügel an der A71. Hier kann man den Dreiklang aus Kulturlandschaft, Archäologie und Baukultur rund um die Uhr erleben. Im Thüringer Wald können Touristen in den Her(r)bergskirchen übernachten. Die Häselburg in Gera ist ein toller Kulturort und zeigt viele Austellungen. Und wer sich selbst für das StadtLand und Leerstand engagieren will, sollte sich bei den LeerGut-Agenten melden. Denn wir wollen ja, dass sich viele für Thüringen engagieren.
Hard Facts:
- Wo? Auenstraße 11 | 99510 Apolda
- Wann? 5. Mai bis 29. Oktober 2023 | Di. bis Fr.: 14 bis 18 Uhr | Sa., So. u. Feiertage: 10 bis 18 Uhr
- Alle Infos zu IBA: iba-thueringen.de
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