Danger Dan, Koljah und Panik Panzer gießen mit ihrer Wunderwaffe „Anarchie und Alltag“ abermals Öl in das ausgebrannte Feuer der HipHop-Landschaft
Auf dem Album geht es einmal mehr um Gott und die Welt: einen Gott, der nicht existiert und eine Welt, die falsch eingerichtet ist. Dass der Gang weiterhin eine geistige Nähe zum Punk attestiert werden kann, macht nicht nur die Fehlfarben-Referenz im Albumtitel mehr als deutlich. Doch trotz kurzer Genreausflüge stellen die Antilopen auf „ Anarchie und Alltag“ unter Beweis, dass sie auf dem Rapfilm hängengeblieben sind. So entstand in Zusammenarbeit mit HipHop-Legende Roe Beardie ein modernes Rap-Album, das sich musikalisch so ausgetüftelt zeigt wie keine Antilopen-Veröffentlichung zuvor.
Bereits im März 2017 hatten wir Panik Panzer zum Album im Gespräch:
Verpackt mit einer ordentlichen Ladung Sarkasmus und Selbstironie ging es um das Album „Anarchie und Alltag“ und um die außergewöhnliche Verbindung zur Stadt Jena.
Mit welcher Band würdet ihr euch vergleichen, wenn ihr einem Unwissenden, der euch noch nicht kennt, eure Musik beschreiben müsstet?
So abgedroschen wie es auch klingen mag, es ist nicht so einfach uns zu vergleichen. Vielleicht sind wir eine Mischung aus verschiedenen Bands. Ein Hybrid aus Scooter, Slime und Bushido. Da du den Vergleich zu KIZ ansprichst, welchen wir aufgrund unserer gesellschaftskritischen Texte und unserem politischem Engagement oftmals nachgesagt bekommen, würde ich von uns weisen, da es dann doch gewisse Unterschiede gibt. Auch durch den Punkrock, welchen wir neben Hip Hop Elementen verkörpern oder gewissen Referenzen in den Texten, ist ein musikalischer Vergleich schwer möglich.
Wir sehen zudem aber auch viel schlechter aus und unsere Stimmen klingen auch nicht so gut, wie die von KIZ..
In euren Tracks habt ihr einen schönen Kontrast aus Rap Parts und melodischen Elementen geschaffen. Wollt ihr euch einer bestimmten Musikrichtung einordnen?
Das prägende und dominante an uns ist auf jeden Fall Rap oder Hip Hop, aber genau festlegen kann man das natürlich nicht.
Im Song „Baggersee“ ist das Zitat: „Atombomben auf Deutschland, dann ist Ruhe im Karton, alles Gute kommt von oben“ zu hören. Gab es aufgrund solcher Aussagen schon Probleme mit dem Verfassungsschutz?
Bisher noch nicht, aber ich denke, dass der Verfassungsschutz auch mit Sicherheit die wirkliche Aussage des Textes versteht. Denn im Endeffekt geht es um eine ganz positive Sache, nicht dass etwas kaputt geht oder jemand stirbt. Eher geht es um einen schönen Baggersee mit Wasserrutschen, bunten Lampions, Limonade und fröhlichen Menschen. Der Verfassungsschutz würde mit Sicherheit unsere gute Absicht erkennen.
Im letzten Lied des Albums „Gestern war nicht besser“ ist sehr viel Emotion erkennbar. Aber auch in weiteren Liedern ist das Verarbeiten suizidaler Gedanken und Depressionen spürbar. Woher stammen die Impulse und inwiefern werden solche Themen in den Liedern verarbeitet?
Ich vermute, dass am Ende jeder von uns etwas anderes gedacht und empfunden hat. Die Liedidee stammt von Koljah, soweit ich mich erinnern kann. Das ist eine sehr schwierige Frage, da jeder seine Impulse oder Stimmungen eingebracht hat. Thematisch wird in diesem Song sehr viel angesprochen. Zum einen ist es eine Abrechnung mit der Behauptung, dass es ein Schicksal gibt und zum anderen ein Hauch von Religionskritik. Das letzte Album „Aversion“ war beispielsweise viel geprägter von solchen Ereignissen. Du spielst mit Sicherheit unsere Bandgeschichte an. Jakob, unser viertes Bandmitglied, hat sich im Jahre 2013 das Leben genommen. Das wurde im damaligen Album viel häufiger thematisiert als im aktuellen. Am Ende spiegelt es aber auch tatsächlich eine Verarbeitung der Geschehnisse wider – nach wie vor.
Welche Verbindung habt ihr zu Thüringen?
Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir 2015 mal im Jenaer Kassablanca. Ein Auftritt, welcher gut besucht war und mir persönlich auch gut in Erinnerung blieb. Wir haben im Vorfeld einen dieser alten Züge voll gesprayt und unser Konzert war auch Top! Außerdem waren wir in der JG Stadtmitte zu dieser Zeit. Wir wurden dort herzlichst empfangen und mit Alkohol beschenkt. Dessen Wirkung haben wir aber sehr schnell gespürt, sodass wir den wahrscheinlich den besoffensten Auftritt unserer Bandgeschichte hinlegten. Ich hoffe, dass wir die Leute dort nicht zu sehr verschreckt haben und dass diese auch zu unseren nächsten Konzerten kommen.
Also konntet ihr einen positiven Eindruck von Jena bzw. von Thüringen gewinnen?
Der Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv, zumindest von dem, was wir mitbekommen haben. Ich denke, dass Kassablanca und JG Stadtmitte auf jeden Fall Orte sind, zu denen man gehen kann und auch vorwiegend nette Leute trifft. Dass es aber auch eine andere, negative Seite von Thüringen gibt, auf der irgendwelche rechten Hampelmänner Ärger machen wollen, ist uns allerdings auch bewusst.
Text: Sandro Frank
Antilopen Gang
28. Januar, 19 Uhr
Stadtgarten Erfurt
Tickets: antilopengang.merchcowboy.com