Unmengen an Haarspray, Zeitdruck und ein gigantischer Ausblick auf die Skyline von New York – und mittendrin: Corinna Hohlbein aus Eisenach. Während der New York Fashion Week vom 6. bis 11. Februar stylte die Friseurmeisterin die Haare der Models für den Laufsteg und bekam so einen ganz besonderen Blick hinter die Kulissen einer der wichtigsten Modewochen der Welt. Über die Initiative „Grenzenlos Friseure“ war sie mit 28 weiteren Top-Hairstylisten aus Deutschland Teil dieses aufregenden Spektakels.
Eisenachs Corinna Hohlbein erlebt die New York Fashion Week hautnah
Bereits vor ihrer Reise erzählte sie uns im Interview von den intensiven Vorbereitungen im Bootcamp und ihren Erwartungen an die Arbeit hinter den Kulissen. Jetzt ist die Inhaberin des Salons COHO Head Spa in der Wartburgstadt zurück und berichtet von ihren Eindrücken, Erlebnissen und schönsten Momenten.
Corinna, wie war’s?
Aufregend. Es war wirklich eine sehr ereignisreiche Zeit. Ich bin immer noch geflasht.
Wie war das Feeling für Dich, als Du Backstage angekommen bist?
Am Vormittag lief alles noch entspannt. Die meisten Models gingen zuerst ins Make-up, und man konnte beobachten, wie sie geschminkt wurden.
Nachmittags wurde es dann hektisch. Mehrere Designer präsentierten ihre Mode direkt hintereinander an derselben Location. Da ging es schon wild zu. Teilweise wussten die Models nicht mal, für wen sie als Nächstes laufen. Man musste sich strikt an den Ablaufplan halten: Erst die Models der nächsten Show, nicht die, die erst in der dritten Show dran sind. Das war auf jeden Fall chaotisch und es kam Stress auf, auch der Ton der Veranstalter wurde ein bisschen rauer.
Eine Person behielt immer den Überblick und koordinierte, wer wann auf den Laufsteg musste und wie viel Zeit noch blieb. Aber trotz allem: Es war eine gute Erfahrung.
Kannst Du sagen, bei wie vielen Shows Du frisiert hast?
Ich war an zwei Locations im Einsatz. An der zweiten sogar zweimal – dort war ich dann einen ganzen Tag. Insgesamt waren es bestimmt sieben Designer. Unter anderem Bad Pink, Carlos Pineda, Kimia Arya, Mila Hoffman, Mister Triple X, Monday Blues und Tiffany Rae. Pro Show hatte ich ein bis zwei Models, es war also ordentlich Betrieb.
Mussten die Models Dich suchen, oder mussten sie einfach zum nächsten freien Friseur gehen?
Genau. Am Ende haben wir einfach laut gerufen: „Hier! Es muss jetzt vorwärts gehen!“, „Hier ist jemand frei!“ Irgendwann wurde nur noch gebrüllt: „Hier! Braucht jemand Haare?“ – und dann musste das nächste Model zu uns kommen.
Waren da auch zickige Models dabei, oder waren alle freundlich?
Ich persönlich hatte keine Probleme, aber man bekommt ja einiges mit. Da waren definitiv ein paar dabei, die rumgezickt haben – nicht nur beim Hairstyling. Ein Model saß bei mir und war total unzufrieden mit ihrem Make-up. Der Make-up-Artist musste dreimal zu uns an den Stuhl kommen und immer wieder nachbessern. Es gibt sie also, die kleinen Diven.
Was war die schrägste oder verrückteste Frisuren-Anweisung, die Du bekommen hast?
Die zu der Strickmode. Da habe ich bunte Kunsthaare mit eingeflochten – das war schon ziemlich wild. Die Anweisung war: kreativ sein! Wichtig war, dass die Kunsthaare drin waren, alles andere war offen. Wir hätten von wilden Zöpfen bis hin zu völlig verrückten Styles alles machen können.
Durftest du auch mal eine Show sehen?
Als alle Models fertig gestylt waren, konnten wir uns die letzten beiden Shows ansehen. Direkt ins Publikum durften wir zwar nicht, aber in einer Location – das war eine alte Kirche – konnten wir oben auf der Empore sitzen und zuschauen.
Hast du irgendwelche Stars gesehen?
Nicht wirklich. Auch die Designer waren eher Newcomer. Meine Kollegin hat mir ein Bild geschickt, auf dem Miss Universe im Publikum saß – die kennt man vielleicht. Aber selbst habe ich sie nicht gesehen. Sonst sind mir keine Berühmtheiten begegnet.
Wie ist es mit der Mode? Kannst Du uns den nächsten Fashion-Trend verraten?
Na ja, das meiste, was ich dort gesehen habe, war nicht wirklich tragbar. Ein Designer hat zum Beispiel nur geklebt. Das war seine Show. Am Ende waren das nur Aufkleber an bestimmten Stellen des Körpers von nackten Frauen. Ich weiß nicht, ob wir jetzt alle so auf der Straße rumrennen wollen (lacht).
Eine Designerin hatte Stricksachen in richtig coolen Farben, das sah schon stark aus. Aber für den Alltag? Eher schwierig. Vielleicht kann man das abwandeln – grob gestrickte, ausgefallene Pullover könnten bestimmt wieder ein Ding werden. Dann gab es noch einige Haute-Couture-Kleider. Perfekt für den roten Teppich, aber nichts, was alltagstauglich ist.
Was ist der größte Unterschied zwischen Backstage-Arbeit bei der Fashion Week und dem Arbeiten im Salon?
Definitiv der Zeitdruck. Im Salon läuft alles ein bisschen ruhiger ab. Ich will gar nicht sagen, dass die Frisuren ausgefallen waren, aber man macht sie nicht so im Salon – Wellen ja, aber nicht mit diesem extremen Volumen, und auch Wet-Looks sind dort eher die Ausnahme.
Du hast ja viele Haare gestylt. Hast Du Frisuren-Trends mitgenommen, die auch bei uns angesagt sein könnten?
Nicht wirklich, in diese Richtung ging es dort gar nicht. Auch in New York selbst hab ich kaum etwas aufgeschnappt – alle trugen Mützen, weil es kalt und regnerisch war. So richtig auffällige Styles gab es eher weniger. Dort waren schon ein paar coole Leute, aber was Mode und ausgefallenere Looks angeht, sieht man in Berlin wahrscheinlich mehr.
Wie viel Haarspray wurde verbraucht?
Es war sehr viel. Gegen Nachmittag wurde die Luft immer schlechter, weil kein Fenster da war (lacht). Es wurde gesprüht, was das Zeug hält – auf dem Laufsteg muss ja auch alles halten. Es kommt nicht so gut an, wenn da auf einmal etwas auseinander rutscht.
Konntest Du zwischendurch auch mal durchatmen? Im wahrsten Sinne des Wortes …
Definitiv. Wir hatten auch genug Zeit, um New York zu erkunden. Wir haben viel gesehen und erlebt.
Was hast Du so gesehen?
Wir waren meistens zu zweit oder in Gruppen unterwegs. Ein absolutes Highlight war der Summit, eines der höchsten Gebäude dort. Der Ausblick über New York war gigantisch. Die Brooklyn Bridge ist typisch für New York, die haben wir auch gesehen.
Außerdem waren wir im American Museum of Natural History, dem aus „Nachts im Museum“, wo die riesigen Dinosaurier am Eingang stehen. Das wollte ich unbedingt mal sehen. Ich habe hunderte Fotos gemacht. Es ist wirklich sehr empfehlenswert, auch wenn wir an dem Tag relativ spät dran waren und wahrscheinlich nur die Hälfte sahen.
Der Times Square lag ganz in der Nähe unseres Hotels, da sind wir öfter vorbeigelaufen. Die riesigen Leinwände und die Lichter, das sieht schon alles toll aus.
Wie war das Gefühl, durch New York zu gehen?
Wenn man so darüber nachdenkt, hatte das schon etwas magisches, weil ich an Filme denken musste und in einer der größten und bekanntesten Städte der Welt unterwegs war. Es war richtig schön.
Hat sich Dein Blick auf die Modebranche nach dieser Erfahrung verändert?
Es kommt wirklich auf die Shows an. In den meisten Shows, bei denen ich gestylt habe, war die Mode für mich einfach nicht tragbar. Einmal waren wir im „Flying Solo“, da waren die Sachen etwas schicker und tatsächlich tragbarer – leider habe ich von der Show nicht so viel mitbekommen. Man kennt es ja auch aus dem Fernsehen: Vieles ist einfach nicht alltagstauglich. Also, viel verändert hat sich für mich nichts.
Würdest Du es noch mal machen? Oder sagst Du jetzt: „Einmal Fashion Week reicht fürs Leben“?
Definitiv würde ich es noch einmal machen. Die nächste Chance gibt es über die „Grenzenlos Friseure“ in Miami – ob ich da wieder mitmache, weiß ich noch nicht. Man muss sich das auch erstmal wieder erarbeiten, schließlich ist es kein günstiger Spaß. Man bezahlt praktisch dafür, dass man mitmachen darf, ich habe alles selbst gezahlt. Die Erfahrung war es aber auf jeden Fall wert.
Hard Facts
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- Corinna’s Salon: COHO Head Spa
- Wo: Katharinenstraße 41, 99817 Eisenach
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