Die Würfel sind gefallen: 127 Festivals aus allen 16 Bundesländern werden 2025 von der Initiative Musik gefördert. Mit insgesamt 4 Millionen Euro abzüglich Durchführungskosten fördert die gemeinnützige Initiative im Auftrag der deutschen Bundesregierung die kulturelle und gesellschaftliche Arbeit von Musikfestivals. Denn: „Musikfestivals schaffen einzigartige Kultur- und Gemeinschaftserlebnisse und bringen Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen. Sie leisten nicht nur einen unersetzlichen Beitrag zur Vielfalt unseres Kulturlebens, sie stärken zugleich auch regionale Strukturen“, so Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.
„Medival Open Air“ bei Eisenach gefördert
Der Schwerpunkt der Förderrunde liegt besonders auf Festivals in ländlichen Regionen. 75 Prozent der geförderten Festivals stammen aus nicht-urbanen Regionen und darunter auch so einige Highlights der Jury, die über die Vergabe entscheidet. Ganz vorne mit dabei in diesem Jahr ist das „Medival Open Air“, das explizit gewürdigt wird und seit 2015 am Fuße der Ruine Brandenburg bei Lauchröden in der Nähe von Eisenach stattfindet.
Einzigartige Verbindung von Musik
Demnach wird das Open-Air-Musikfestival der elektronischen Tanzmusik hervorgehoben, weil es „durch seine einzigartige Verbindung von Musik, historischer Aufarbeitung und politischer Bildung überzeugt.“ Wir sprachen deshalb mit Antonia Grabowski, die sich beim Medival um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.
Herzlichen Glückwunsch Antonia! Um auf die Jury Bezug zu nehmen: Erklär doch mal, was das „Medival Open Air“ so einzigartig in seiner Verbindung von Musik, historischer Aufarbeitung und politischer Bildung macht?
Durch die Förderung können wir die Verbindungen zwischen den drei Bereichen endlich stärker ausbauen. Wir planen eine komplett neue Workshop-Area in einem bisher nicht genutzten Bereich der Burgruine. Es wird erstens DJ-Workshops geben, um gezielt junge Talente aus der Region zu fördern. Zweitens wird es einen Workshop-Bereich für politische Bildung in Form von Vorträgen und Diskussionsrunden geben, die auf die DDR-Geschichte in Thüringen und rundum die Location eingeht. Die Burgruine war zu DDR-Zeiten nicht zugänglich, da sie im Sperrgebiet lag. Daher ist sie ein geeigneter Ort, um Besucher:innen für die deutsche Teilung, Demokratie, Freiheit und Leben in einer tatsächlichen Diktatur zu sensibilisieren.
Könnt ihr das mit der politischen Bildung noch etwas präzisieren?
Wie wir das genau umsetzen, planen wir in den nächsten Wochen. Wir möchten auf jeden Fall wichtige (lokale) Akteure zu gesellschaftlich relevanten Themen zu Wort kommen und auf dem Festivalgelände stattfinden lassen. Natürlich gehört dazu auch die Auseinandersetzung mit und Sensibilisierung für Rechtsextremismus in unserer Gegend und die Bedeutung demokratischer Werte.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit lokalen Akteur:innen, Gemeinden oder Bildungseinrichtungen aus?
Der Fokus unseres Festivals wird zukünftig noch stärker auf Regionalität liegen. Konkret heißt das: Wir geben lokalen Künstler:innen eine Bühne und arbeiten mit lokalen Vereinen zusammen: Sportverein, Feuerwehrverein, Brandenburgverein, Kirmesverein. Durch die Zusammenarbeit machen wir das kulturelle Erbe und die Vielfalt der in unserer Region lebendig. Langfristig möchten wir damit die Region stärken. Unser Festival soll ein kultureller Identifikationspunkt für die Menschen in der Region bleiben und die kulturelle Vielfalt zeigen und fördern.
Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Burgverein, der durch die Museumseinnahmen während des Festivalwochenendes sowie durch unsere jährlichen Spenden einen Großteil seiner Kosten decken kann. Darüber hinaus profitiert der Verein und das Burggelände von zusätzlichen Wartungs- und Pflegearbeiten. Besonders schön ist, dass das Festival junge Menschen inspiriert hat, sich dem Burgverein anzuschließen, wodurch neue Impulse in die Vereinsarbeit kommen.
Aber auch andere lokale Vereine sind involviert: Der Sportverein beispielsweise stellt einen Teil des Campingplatzes sowie die sanitären Einrichtungen für die Festivalgäste zur Verfügung. So fließen Einnahmen zurück in die Region und das Festival wird zu einem Gemeinschaftsprojekt, von dem alle profitieren.
Wie wird das Line-up im Hinblick auf Diversität aufgestellt?
Ein diverses Booking liegt uns sehr am Herzen. Insgesamt spielen auf unserem Festival 30 verschiedene DJs. Das aktuelle Booking läuft noch. Der Frauenanteil liegt dieses Jahr bei 36 Prozent. 2024 hat ein blinder DJ bei uns aufgelegt. Wir bieten auch Newcomern jedes Jahr die Chance, direkt mal auf einem Festival aufzulegen. Auch das zählt für uns zu Diversität.
Der diesjährige Headliner ist das DJ-Duo Schrotthagen, bekannt für Cinematic Techno. Ante Perry und Lexer sind auch wieder dabei. Dieses Jahr werden wir auch noch 10 Jahre alt. Deshalb werden wir viele Weggefährten mit auf dem Programm haben. Paul Schulze ist bekannt als Producer und wird ein eigenes Set spielen. Bald folgt unsere zweite Line-Up Welle, wo wir ein tolles Showcase ankündigen werden.
Wie gelang es euch, das Festival in der ländlichen Region Thüringens nachhaltig und langfristig zu etablieren?
Die Anfangsphase war herausfordernd – vor allem, weil wir uns zunächst einen Namen machen und finanzielle Hürden überwinden mussten. Doch unser Erfolgsgeheimnis lag in unserer Leidenschaft und Hingabe: Wir haben von Anfang an hundert Prozent gegeben, mit viel Herzblut gearbeitet und etwas Einzigartiges geschaffen.
Das haben die Besucher:innen sofort gespürt. Unser Festival war nie eine 08/15-Veranstaltung, sondern ein Erlebnis mit Charakter und Seele. Außerdem war es uns wichtig, faire Ticketpreise anzubieten, sodass sich möglichst viele Menschen den Besuch leisten konnten. Dadurch haben wir viele verschiedene Menschen erreicht und über die Jahre eine treue Fangemeinde aufgebaut.
Was macht das mit euch, dass ihr herausgehoben wurdet?
Wir fühlen uns beflügelt und freuen uns wirklich unbeschreiblich darüber. Einerseits, weil unser Tun und unsere Mühen von Außenstehenden gestärkt werden. Andererseits weil wir damit unserer Region noch etwas mehr geben können als gute Musik und Spaß. Unsere Vorhaben sollen dafür sorgen, dass Menschen aus der Gemeinde wieder mehr miteinander und mit Besucher:innen aus anderen Teilen Deutschlands ins Gespräch kommen. Umso schöner, dass dieser Wunsch nun in Erfüllung geht!
Neben dem Medival werden drei weitere Festivals 2025 von der Initiative Musik gefördert: das „Bunt! Laut! Kämpferisch! Open Air“ vom „Cosmic Dawn e. V.“ in Jena, die Saalepartie in Auerstädt organisiert vom „C.Keller & Galerie Markt 21 e. V.“ in Weimar und das „Yiddish Summer Weimar – Festivalwoche“ von der Other Music Academy ebenso in Weimar.
Hard Facts
- Medival Open Air 2025: 11. bis 13. Juli
- Lauchröden bei Eisenach
- Mehr Infos gibt’s auf der Website und auf Instagram