Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit mehreren Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne „Food Storys aus Thüringen“, die einmal im Monat erscheint, nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenendschmaus oder die kleine Alltagsversüßung.
Nashi Dining: Modern japanisch essen in Erfurt
Letzte Woche hat mir der Postbote einen Brief aus Japan gebracht. Urlaubsgrüße und ein Sticker mit dem Motiv einer Ramen-Schüssel. Witzig, dachte ich, denn es war der gleiche Tag, an dem ich auch ein Team des japanischen Fernsehens durch Erfurt begleitet habe. Zwischen den Dreharbeiten, in denen ich Thüringer Spezialitäten angepriesen habe, unterhielt ich mich mit der Redakteurin über japanisches Essen. Ob es in Erfurt denn gutes Sushi gäbe, hat sie mich gefragt. Ich ging im Kopf alle Optionen durch, die ich kenne und blieb bei einem Restaurant hängen, von dem ich bisher nur Gutes gehört, das ich aber selbst noch nicht ausprobiert habe.
Und das ändern wir jetzt! Das Nashi Dining hat Mitte 2023 direkt am Wenigemarkt eröffnet und wer noch nicht da war, sollte das ändern, denn das Restaurant verspricht nicht weniger als die moderne japanische Küche auf gehobenem Niveau nach Erfurt zu bringen. Die großen Fensterscheiben des Restaurants öffnen die Sicht auf einen der schönsten Plätze der Stadt und lassen von außen neugierige Blicke zu. Man sieht viel Holz, warmes Licht und eine große Schieferwand, durch die ein goldener Riss geht. Inspiration war das japanischen Reparaturprinzip „Kintsugi“. Dabei wird normalerweise Porzellan kunstvoll mit einem goldenen Kitt repariert – hier spiegelt es die Geschichte des alten Hauses wider. Es wurde nicht nur renoviert, sondern beherbergt nun das Restaurant sowie elf Gästezimmer.
Eine Anlaufstelle für alle
Das ganze Projekt hat ein ordentliches Konzept mit Anspruch: die Einrichtung, die stilvoll gedeckten Tische, die Karte, der kompetente Service, die Verbindung von japanischer Küche mit lokalen Rohstoffen. Die Betreiber Rico Raßbach und Maximilian Perdacher haben wirklich ihre Hausaufgaben gemacht und ergänzen die Erfurter Restaurantlandschaft mit einem Laden, dem der Spagat gelingt, nicht nur eine Anlaufstelle für Touristen zu bieten, sondern auch bei Einheimischen beliebt zu sein.
Mehr als nur Fisch?
Was mich persönlich überraschte: die Karte im Nashi deckt wirklich viele Vorlieben ab. Wer befürchtet, dass es nur rohen Fisch gibt, der irrt. Neben den Sushi-Variationen werden Fleischgerichte und eine große vegane Auswahl angeboten, die sich von Sushi bis Blumenkohl in Misomarinade erstreckt. Ergänzt wird die Karte mit tagesaktuellen Specials. Viele Gäste bestellen beim ersten Besuch, so wie ich, das Tasting Menü, um sich erstmal einen Überblick zu verschaffen. Dieses eignet sich natürlich auch wunderbar, um einen besonderen Anlass zu feiern. Auch die Probiermenüs gibt es in einer omnivoren und einer veganen Variante.
Beide Menüs starten mit der obligatorischen Miso-Suppe, die nicht immer ein besonderes Geschmackserlebnis ist – hier im Nashi aber schon. Ich nippe dazu an meiner fruchtig-frischen Yuzu-Schorle und lasse den Blick durch den gemütlichen und gleichzeitig schicken Innenraum gleiten. Ich sehe Pärchen jeden Alters, ich sehe internationale Gäste, ich sehe Familien – eine Mischung, die man in Erfurt gar nicht so oft in einem Restaurant versammelt zu Gesicht bekommt. Am Nebentisch wird gerade ein kleines Sake-Tasting durchgeführt. Es ist eine entspannte, professionelle Atmosphäre.
Pilzgericht mit Rosen- und Austernseitlingen
Danach probiere ich mich durch mein eigenes veganes Menü und stibitze auch den ein oder anderen Happen vom omnivoren Menü meines Gegenübers. Mein Highlight des Abends ist ein Pilzgericht mit Rosen- und Austernseitlingen von der Pilzmanufaktur Erfurt, das mit einer Beurre Blanc serviert wird. Ich genieße Nigiri mit Zuckerschoten, California Rolls mit Avocado und Lachs-Sashimi. Besonders mag ich den im Restaurant selbst eingelegten Rettich, der von Dachgemüse im Erfurter Norden angebaut wurde, und die hauseigene, sehr milde, fast süße Sojasoße.
Begeisterung ist vorprogrammiert
Als ich zum Schluss noch mein Eis aus schwarzem Sesam löffele, bin ich zufrieden. Das ist eine schöne neue Option für Erfurt und ich freue mich schon, noch mehr Gerichte von der Speisekarte auszuprobieren. Ich kann mir vorstellen, hier im Sommer entspannt auf dem Wenigemarkt ein Gläschen Sake zu trinken. Oder ich nehme jemanden mit hierher, der bisher wenig Berührungspunkte mit japanischem Essen hatte, um die wachsende Begeisterung mit anzusehen. Denn dass ein Besuch im Nashi Dining einen anderen Effekt erzielt, bezweifle ich.
Hard Facts:
- Nashi Dining: Wenigemarkt 19 | Erfurt
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag: 17 bis 23
- Weitere Infos: www.nashi.de
- How to Gourmet auf Instagram | Nashi auf Instagram
- Mehr zu Mira: how-to-gourmet.de