Ein Besuch während der Entstehung des Magazins
An einem sonnigen Samstag im Mai herrscht um die Mittagszeit in einer Wohnung im Leipziger Stadtteil Stötteritz reges Gewusel. Ein Dutzend junger Kreativer hat sich mit Notebooks am Küchentisch versammelt. An den Wänden kleben großflächig Plastikhüllen mit Bilderstrecken und bedrucktes Papier mit Text-Essays. Die Ausschreibung zum Thema „Spiel des Lebens“ für die 9. Ausgabe des unabhängigen „HANT – Magazin für Fotografie“ ist seit zwei Wochen beendet, jetzt sichtet das Team das eingereichte Material, diskutiert, wählt aus, verwirft, sortiert. Mit einem großen Vorrat an Cola- und Club Mate-Flaschen entsteht schnell der Eindruck, dass ein Studenten-Team bis Sonntagabend eine Präsentation für ein Praxis-Seminar fertig bekommen muss. Eine Assoziation, die bei dem spürbaren Liebhaber-Projekt so falsch nicht ist. Viele der Anwesenden sind aktuell oder waren bis vor einiger Zeit an Thüringer Universitäten und Hochschulen eingeschrieben. Dabei reichten die Fachbereiche von Betriebswirtschaft über Medienkultur bis hin zu Visueller Kommunikation.
Einer von ihnen ist Björn Schorr, Mitbegründer des Erfurter FOTOINIT e.V., Herausgeber des seit 2013 im Halbjahresturnus erscheinenden „HANT“-Magazins. Dass er sich nach einem theoretischen Studium der Kunstgeschichte inzwischen in der Praxis versucht, lässt sich bereits an seiner selbstgenähten Stoff-Hose ablesen. „Nachdem wir uns in Thüringen zusammengefunden haben, sind wir dort nicht mehr alle zuhause. Daher sind wir dieses Mal nach Leipzig ‚umgezogen‘. Wir möchten jungen Fotografen eine Chance geben, in ihrem Beruf Fuß zu fassen – und ihre bisher nicht groß ausgestellten oder unveröffentlichten Arbeiten deshalb bei uns zu zeigen.“ Dass dieses Konzept sowohl bei den Fotografen als auch bei der Leserschaft ankommt, hat vor allem die letzte Ausgabe bewiesen: Die 300 gedruckten Exemplare von Magazin No. 8 mit dem Titel „Das weiße Rauschen“ sind inzwischen komplett ausverkauft. „Für diese Ausgabe hatten wir erstmals mit 21×28 cm ein größeres Format gewählt, bei dem viele der Fotos schlicht besser zur Geltung kommen. Auch die bisher ohnehin schon hohe Qualität des Magazins konnten wir dadurch noch etwas steigern“, erklärt Björn und verrät, dass sich die Publikation neben der Initiative des Vereins inzwischen auch durch Mundpropaganda in der Szene einen Namen machen konnte.
Thematisch ist unter dem bewusst offenen Motto „Spiel des Lebens“ ein breites Spektrum unter den Einreichungen zu finden: Familiengeschichten, ein gesellschaftskritischer Zugang, die Verfremdung von Werbe-Ikonen oder Abbildungen des thailändischen Königspaars. Insgesamt haben den FOTOINIT e.V. um die 120 Einreichungen aus elf verschiedenen Ländern erreicht.
„Die Auswahl der Motive erfolgt basisdemokratisch. Die Bearbeitung der Fotos und Texte sowie die grafische Gestaltung des komplett werbefreien Hefts erledigen wir in unterschiedlichen Teams in Eigenregie“
so Layouterin Kristin Schulze. Für sie bricht nun Akkord-Arbeit an: Bis Sonntagabend soll ein Grobentwurf des Heftes fertig sein – geplanter Umfang: 124 Seiten. Gerade durch die anregende Atmosphäre und die Gruppendynamik ein Zeitdruck, der den eigenen Ideenreichtum beflügelt.
Inzwischen sind die Arbeiten an der 9. Ausgabe des „HANT“ beendet. Welche und wie viele Motive es ins Heft geschafft haben? „Das werden die Käufer eines Exemplars ab Juli erfahren“, so Kristin augenzwinkernd.
Releaseparty „HANT – Magazin für Fotografie“ No. 9
8. Juli, 19 Uhr, Kalif Storch in Erfurt