Mike Möller wohnt in Heinrichshöhe bei Bad Lobenstein, wird aber inzwischen für Filmproduktionen weltweit gebucht. Als Kampfchoreograf, Stuntman oder Darsteller wirkte er zuletzt u.a. an den Hollywood-Produktionen „Gunpowder Milkshake“ und „Matrix Resurrections“ mit, demnächst ist er in „Die Känguru-Verschwörung“ und „Expendables 4“ im Kino zu sehen.
Wie hast du den Sprung zum professionellen Kampfsportler und Stunt-Choreograf geschafft?
Das war im Jahr 2000 durch den Kontakt mit Donnie Yen, einem meiner Idole. Ich habe erfahren, dass er in Berlin dreht und habe handschriftlich an die Produktionsfirma geschrieben, dass ich ein großer Fan bin und gern am Set ein Foto mit ihm machen möchte. Mit meinen Kumpels hatte ich vorher schon eigene Kampfszenen aus Filmen nachgedreht und auch neue entwickelt – und da habe ich gleich eine Videokassette beigelegt, damit die sehen, dass es mir ernst ist. Ein paar Tage später kam ein Anruf aus Berlin und ich wurde eingeladen, mit den Jungs zu trainieren. Das war für mich wie ein Lotto-Gewinn und ich habe mich total gefreut.
Wie ging es dann weiter?
Ich bin dann nach Berlin gefahren und es war kein Training, sondern ein Casting. Natürlich habe ich einige Fehler gemacht, aber denen haben mein Humor und meine Skills gefallen und so wurde ich gefragt, ob ich bei der TV-Serie „Der Puma“ noch mitmachen möchte. Ich habe zugesagt und bei den Dreharbeiten einen deutschen Stuntman kennengelernt, der schon lange im Geschäft war. Der meinte zu mir: „Du kannst gut stürzen, kannst gut kämpfen. Willst du auch richtige Stunts machen?“ – Er hat meinen Kontakt weitergegeben und so bin ich an eine große Berliner Stuntfirma gekommen, die mich dann für „Resident Evil“ besetzt haben. Weiter ging’s dann mit dem Steven SeagalFilm „Halbtot“. Und so habe ich immer weitere neue Leute kennengelernt und mir einen Namen erarbeitet, während ch zunächst noch in einer Autoteile-Fabrik gearbeitet habe.
Du bist für Dreharbeiten viel unterwegs. Warum wohnst du noch immer in Thüringen?
Ich wohne immer noch hier und will auch hier bleiben, weil meine Familie und Freunde hier leben. Und ich habe die besten Trainingsmöglichkeiten für mich ganz in der Nähe. Abgesehen davon arbeite ich in ganz Deutschland, und Thüringen liegt sehr zentral.
Wo trainierst du genau?
Ich habe verschiedene Trainingsmöglichkeiten. Da ich Mitglied im Bad Lobensteiner Athletik-Verein bin, kann ich deren Vereinsräume zum Krafttraining sowie eine vom Verein organisierte Halle für mein Stunt- und Akrobatik-Training nutzen. Dann gibt es da noch private Trainingsräume, die mir zur Verfügung stehen und die Weng Chun Academy in Hof, wo ich regelmäßig mein Kampfsport mit Gleichgesinnten ausübe.
Wie häufig trainierst du?
Ich trainiere fünf bis sechs Mal die Woche, jeweils anderthalb bis zwei Stunden. Immer abwechselnd Fitness-,Kampfsport- und Stunt-Training. Kommt ein spezifisches Filmangebot, fokussiere ich mein Training, auf das, was gebraucht wird.
Wie unterscheiden sich die Anforderungen an Kampfszenen in einzelnen Produktionen?
Das ist von Film zu Film sehr unterschiedlich. Während die Kampfszenen in westlichen Produktionen eher kurz ausfallen, ist in asiatischen Filmen oft drei Minuten „Dauerfeuer“ angesagt, mit langen Box- und Kick-Combos, Akrobatik und harten Stürzen. In Deutschland werden oft sehr realistisch aussehende Schlägereien gebraucht. Das heißt, es gibt nur einzelne Faustschläge, mehr Rangelei, vielleicht mal einen Kick, Wurf oder Ellbogen-Einsatz
Was war bisher dein härtester oder anspruchsvollster Dreh?
Die härtesten Dreharbeiten hatte ich in Hongkong für den Film „Coweb“: jeden Tag zwölf Stunden in der schwülen Hitze kämpfen und stürzen. Wenn du Glück hast, gibt es eine halbe Stunde Mittagspause. Nach vier Drehtagen hatte ich den größten Muskelkater meines Lebens.
Ab 25. August bist du in „Die Känguru-Verschwörung“ im Kino zu sehen …
Das ist ein Film, auf den ich mich freue. Hier durfte ich etwas mehr kämpfen als im ersten Teil, war auch als Fight Choreographer eingesetzt und hatte ein paar Spielszenen. Ich war in den Kampfszenen das Double vom Comedian Volker Zack, der das Känguru spielt. Beim Dreh hatte ich einen mit Sensoren ausstaffierten Blaumann an und
dann wurde mit CGI (einer Computer-Animation, Anm. d. Red.) das Känguru draufgesetzt.
Dein nächstes prestigeträchtiges Filmprojekt ist „Expendables 4“. Was kannst du uns schon darüber verraten?
Ich habe im August 2021 einen Anruf vom Jackie Chan Stunt Team bekommen zu einem neuen Projekt. Da wusste ich noch nicht, dass es dabei um „Expendables 4“ geht. Sie sagten, dass sie mich schon länger auf dem Schirm hatten, aber es bisher nicht geklappt hat wegen meiner Körpergröße. Viele Darsteller wollen eben gern große Gegner haben und ich bin eben nur 1,60 Meter (schmunzelt). Der Dreh war in London und in Bulgarien – und supercool. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt und dann hieß es, ich habe sogar etwas Text. „Waaaaas, Text?“, dachte ich mir. Und dann hatte ich eine kurze Dialogszene in einer Bar mit Jason Statham und Sylvester Stallone. Aus dem geplanten Kampf, zu dem wir schon eine Previz (eine aufgezeichnete Demonstration, wie eine Kampfchoreografie aussehen kann, Anm. d. Red.) gemacht haben, ist dann aber leider nichts geworden. Der wurde gestrichen.
Im April warst du auf Malta. Woran hast du dabei gearbeitet?
Das war ein Projekt namens „Hounds Of War“ von Isaac Florentine. Ich bin ein großer Fan seiner Filme und habe seit zig Jahren Kontakt zu ihm. Er ist in Fankreisen ziemlich bekannt, weil er mit Scott Adkins unter anderem die Filme der „Undisputed“-Reihe gedreht hat. Ich war als Assistant Fight Choreographer am Set und habe auch eine kleine Darsteller-Rolle.
Warst du schon einmal in eine echte Schlägerei verwickelt?
Mehrfach (lacht), irgendwie hat der Ärger mich immer gefunden, dabei habe ich nie Streit gesucht. Vielleicht dachten meine Gegner, ich wäre leichte Beute mit meiner Körpergröße. Zum Glück habe ich nie was abbekommen, sondern immer nur ausgeteilt. Das jahrelange Kampfsport-Training hat sich bezahlt gemacht. Es lief also immer auf Selbstverteidigung hinaus, ganz anders als im Film.
Hard Facts:
- Die Känguru-Verschwörung: ab 25. August im Kino
- Hier gibt es spektakuläre Kämpfe von Mike Möller
- Mike Möllers Instagram kannst du hier finden