Die letzten Jahre in der Karriere von Jean-Claude Van Damme liefen alles andere als rosig. Die leider etwas albern geratene, von Amazon Prime produzierte Spionage-Serie „Jean-Claude Van Johnson“ wurde nach nur einer Staffel wieder abgesetzt – und sonst waren die Filme mit seinem Konterfei fast ausnahmslos nur in der Videothek zu finden. Dabei kann er nicht nur Schläge und Tritte verteilen, sondern ernsthaft schauspielern, wenn man ihn denn mal lässt – wie er etwa in dem selbstreferenziellen Actionthriller „JCVD“ im Jahr 2008 unter Beweis stellte, als er unerwartet offen und ehrlich mit seinem exzessiven Leben abrechnete. Der französische Thriller „The Bouncer“ knüpft hier an und gibt Van Damme – abseits hieb- und stichfester Action – viel Raum, seine gebrochene Figur zu zeichnen.
t.akt-Kritik: „The Bouncer“ mit Jean-Claude Van Damme
Nach dem Mord an seiner Frau hat Lukas (Van Damme) seinen Job als Bodyguard aufgegeben und versorgt sich und seine achtjährige Tochter Sarah über seinen Job als Türsteher in einer Discothek. Nach einem Zwischenfall mit einem Schwerverletzten bekommt Lukas einen Job als Türsteher im Strip-Club von Gangster Jan Dekkers (Sam Louwyck). Ein Interpol-Agent bietet Lukas an, sämtliche Anklagen gegen ihn fallen zu lassen und das Sorgerecht für seine Tochter behalten zu können, wenn er ihm regelmäßig Bericht über Dekkers‘ Aktivitäten erstattet. Lukas willigt ein – und gerät immer tiefer in die krummen Geschäfte von Dekkers, der auch vor Menschenhandel und Kidnapping nicht zurückschreckt.
Actionstar findet zu alter Stärke zurück
Bei allen gefährlichen Missionen von Lukas stehen die Actionszenen bei „The Bouncer“ nicht im Vordergrund. Regisseur Julien Leclercq liegt mit einem Dreh an Originalschauplätzen und mit dem Verzicht auf Effektbrimborium sehr viel an einer realistischen Milieuzeichnung, wobei er dabei auch nicht vor halbgaren Dramaturgie-Klischees um eine femme fatale oder ein entführtes Kind als Druckmittel gefeit ist. Diesen zum Trotz bietet der unterkühlte Thriller „The Bouncer“ aber eine fesselnde Grundspannung – und punktet durch die überzeugende Darstellung von Jean-Claude Van Damme.
DVD ab 6. Dezember im Handel
Wie er seinen inneren Konflikt verbissen gegen den Boxsack nach außen trägt, beim Training mit schmerzenden Muskeln, nach Kämpfen mit körperlichen Wunden kämpft oder sich in behutsam vorgetragenen Dialogen Lisa gegenüber öffnet, ist vielleicht keine große Schauspielkunst, aber in Sachen Performance deutlich mehr als alles andere, was der Mime in den letzten 10 Jahren seit „JCVD“ abgeliefert hat.
Text: Lutz Granert
Fotos: Constantin Film