Am 23. November wissen wir mehr. Dann findet in Magdeburg die Preisverleihung zu „local heroes“-Bundesfinale an, bei dem die Musikerin Chanielle als Vertreterin für Thüringen antritt. In dem Wettbewerb, der als einer der wichtigsten Musikpreise der deutschen Non-Profit-Musikszene gilt, treffen die besten NewcomerActs aus ganz Deutschland aufeinander. Erstmals werden die Awards 2024 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung bekannt gegeben, bei der nicht nur die Fachjury, sondern auch das Publikum eine entscheidende Rolle spielt.
Chanielle aus Sömmerda im „local heroes“-Finale
Ab dem 14. November können Musikfans online über einen Publikumspreis abstimmen. Zeitgleich werden die Musikvideos der Liveperformances aller Acts auf YouTube veröffentlicht, sodass die breite Öffentlichkeit ihre Favoriten unterstützen kann. Wir sprachen vorab mit Chanielle, für die der Abend des 23. November der Startschuss für eine vielversprechende Karriere sein könnte – und für Thüringen eine weitere musikalische Erfolgsgeschichte.
Chanielle, nimm uns mit zu den Anfängen deines Weges als Solo-Künstlerin.
Die Geschichte hat mir meine Mum erzählt: Zwei Tage nach meiner Geburt lag ich in meinem Bettchen und summte schon vor mich hin. Daraufhin haben mich die Hebammen „Sängerin“ genannt, weil ich noch keinen Namen hatte. In den Jahren danach bin ich meiner Familie mit meinem Gesinge auf die Nerven gegangen, bis ich mit acht Jahren schließlich das erste Mal bei einem Schulwettbewerb auf der Bühne stand. Dann ging es stetig weiter. Ich hatte mit 15 Jahren eine Schulband und sammelte mit ihnen Bühnenerfahrung. Seit 2018 trete ich allein auf, begleitet von Instrumentals. Es ist inzwischen mehr als ein Hobby für mich.
Was war das bisherige Highlight deiner Reise als Artist?
Definitiv das erste Mal im Radio zu erscheinen. Aber auch das local heroes-Bundesfinale Anfang September auf Schloss Hundisburg war ein Höhepunkt. Ich danke der Jury des Landesfinales in Thüringen so sehr für die Chance, dabei gewesen zu sein! Es war toll, unter so vielen talentierten und lieben Menschen zu sein. Es war eine Flucht aus der Realität.
Als local heroes Bundesfinalistin vertrittst du dein Bundesland. Was bedeutet das für dich?
Es ist eine Ehre für mich. Ich habe es bis zum Ende des Landesfinales – und darüber hinaus – gar nicht glauben können. Die anderen drei Bands, die im Finale standen, waren wirklich so gut.
Thüringen ist aktuell vor allem auf politischer Ebene in den Schlagzeilen. Wie geht es dir als BPoCKünstlerin, die aus Sömmerda kommt?
Auch wenn ich Schwarz bin, fühle ich mich nicht wirklich in der Position für große Statements zur politischen und gesellschaftlichen Lage in Thüringen. In den letzten Jahren war ich durch meine Ausbildung und Jobs kaum zu Hause. Zudem bin ich ja hier geboren und relativ „deutsch“ aufgewachsen. Da fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden und zum Beispiel für Personen zu sprechen, die aus einem anderen Kulturkreis hierhergekommen sind.
Aber: Je mehr ich in die Öffentlichkeit trete, desto eher wird offenbar von mir erwartet, dass ich mich zu dem Thema positioniere. Als BPoC wird man da automatisch in eine Verantwortung genommen. Dabei stehe ich ja als Musikerin in der Öffentlichkeit und möchte nicht unbedingt mit Politik verbunden werden. Auf der anderen Seite kann man mit Musik natürlich auch an die Öffentlichkeit appellieren. Aus dem Grund würde ich gern einmal mehr die Erfahrungen von Menschen in den Mittelpunkt stellen, die noch stärker von Ausgrenzung betroffen sind. Mit Blick auf die Wahlen in Thüringen ist meine größte Angst, dass sich die Geschichte wiederholt …
Wie erlebst du die Musikszene vor Ort in deinem Heimatbundesland?
Ehrlich gesagt, habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Spannend finde ich aber zum Beispiel den Zughafen in Erfurt. Dort kommen so viele Künstler unter und es ist toll, diese mitzuerleben!
Wie würdest du dein musikalisches Alleinstellungsmerkmal beschreiben?
Meine Mum hat mir alles mitgegeben, was ich für meine Musik brauche: Verrückt sein, viel Lachen. Ich würde sagen, das charakterisiert mich sehr. Ich mache einfach, worauf ich Bock habe und was sich für mich gut anfühlt. Und dann freue ich mich über jeden, der mitmacht.
Warum bist Du bei local heroes dabei?
Ich sah eher zufällig eine Anzeige des Wettbewerbs und war gleich sehr interessiert. Ich wollte sehen, ob auch mehr Leute mich und meine Musik als gut empfinden. Das war glücklicherweise auch der Fall. Manchmal braucht man den Zuspruch von völlig fremden Personen, um nochmal die Bestätigung zu bekommen, dass man nicht alles umsonst macht.
Wie, hoffst du, wirst du von deiner Teilnahme bei local heroes profitieren?
Ich konnte vor Ort viele liebe Menschen kennenlernen und mir Tipps abholen, wie ich in meiner Karriere weiterkomme und mit wem ich zukünftige Projekte starten kann.
Wie sehen deine nächsten Zukunftspläne aus?
Es ist manchmal echt schwer, allein an einem Song zu arbeiten. Deshalb ist für mich der nächste Step, mir passende Songwriter und Producer zu suchen, mit denen ich gut arbeiten kann.
Was glaubst du, muss ein Musikprojekt heutzutage mitbringen, um längerfristig zu bestehen – und was tust du dafür?
Der Schlüssel ist in meinen Augen, immer up to date zu sein sein und regelmäßig Songs rauszuhauen.
Die Musikindustrie ist in ständigem Wandel, nochmal mehr seit den Pandemiejahren. Was wünschst du dir von der Branche für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die Musikindustrie in Zukunft mehr Künstlern eine Chance gibt, auch wenn sie vielleicht noch keine große Reichweite mitbringen oder bislang nur wenige Hörer haben. Schaut auf das Talent und nicht auf die Zahlen!
Hard Facts:
-
- Preisverleihung am 23. November in Magdeburg
- Ab 14. November Online-Abstimmung unter: www.youtube.com/localheroes_de
- Zu Chanielle: linktr.ee/chanielleofficial