Möbelflüsterin Olivia Pellenat
Ob es ein Zufall ist, dass ihr Vorname aus dem lateinischen (Oliva) kommt und vom Olivenbaum abgeleitet ist? Schon im Namen ist also die Liebe zum Holz verwurzelt.
Zum Holz und zu alten Möbeln, die eine Geschichte in sich tragen.
Ich möchte, dass die Menschen erkennen, wie viel Charme und Potential für Neues in diesen Möbeln liegt,
erklärt Oli ihre Beweggründe.
Für das 20-jährige Jubiläum des SWE Stöberhauses im Mai hat sie einen wunderschönen alten Sekretär aus Holz aufgearbeitet, der nun eine neue Heimat bei einem glücklichen Gewinner gefunden hat. Den Aufarbeitungsprozess durften wir begleiten und Olivia in ihrer Werkstatt besuchen.
Hier wurde das Möbelstück auf Herz und Nieren geprüft – mit einer Überraschung:
Wir haben hier ein Weichholzmöbel im Stil „ Louis-Philippe“. Ein antiker Sekretär, der aus dem späten 19. Jahrhundert stammt, ca. 1850-1870.“ klärt mich Olivia auf. „ So ein Stück ist ca. 1.000 € wert, entsprechend aufgearbeitet noch viel mehr.
Ich bin baff – und auch ein wenig beeindruckt. Der Gedanke, dass solche alten Möbelstücke oft einfach weggeworfen werden, nur weil sie unansehnlich geworden sind, schmerzt.
Genau hier greift Olivias Vision: Bewusstsein schaffen für Altes, wider der Wegwerfgesellschaft:
Diese Stücke sind Zeugnisse unserer kulturellen Geschichte und es wert, erhalten zu werden.
Dabei experimentiert sie auch mit Stilbrüchen. Die Verbindung der Historie mit der Moderne setzt sie durch Farbanstriche oder bewusster Präsenz von kleinen Makeln um. Teile wie Füße oder andere dekorative Elemente versucht sie hierbei originalgetreu nachzufertigen. Wenn aber wie im Fall des Sekretärs ein Einschub fehlt oder ein Knauf repariert werden muss, dann hebt sie dies mitunter extra hervor, um die Geschichte des Möbelstücks zu unterstreichen.
Ich habe im Studium gelernt, dass man alte Baustile nicht einfach kopiert, sondern sich lediglich daran orientiert, besondere Merkmale aufgreift und etwas Neues schafft.
Dieser Stilmix gibt den von Olivia restaurierten Möbeln einen unverwechselbaren Charakter. Es zelebriert das Unperfekte und schafft so Gemütlichkeit.
Mein Traum ist, zukünftig in Erfurt einen Ort zu schaffen, wo Leute die Möglichkeit haben, selbst alte Möbel aufzuarbeiten. Dabei können sie Werkzeuge und Materialien nutzen und meinen Rat und Unterstützung nutzen. Gern übernehme ich aber auch weiterhin komplette Aufträge. Ich hoffe einfach, dass so weniger alte Möbel weggeworfen werden und wir gemeinsam die Nachhaltigkeit fördern können. Vielleicht lässt sich irgendwann auch ein Café integrieren, in dem man verweilen kann und das gleichzeitig als Präsentationsfläche für meine Werke genutzt werden kann. Es ist noch viel Arbeit – aber ich bin überzeugt von diesem Projekt!
Wenn man Olivia in der Werkstatt beobachtet, wird eines ganz deutlich: Für sie ist nichts hier totes Material, sondern wertvoll und lebendig. Ihre Arbeit und ihre Stücke präsentiert sie zukünftig unter dem Mädchennamen ihrer Urgroßmutter: ,,Luise de Veer“.
Schon immer hat mir der Name gefallen und nun kann ich ihn endlich nutzen. Wie meine Arbeit verbinde ich so Vergangenheit und Zukunft und erhalte etwas, was sonst verschwunden wäre. Namen haben eine besondere Wirkung auf uns. Sie schaffen eine besondere Beziehung und genau das nutze ich. Nach der Fertigstellung erhalten meine eigenen Arbeiten ein Typenschild mit Herkunft und einem Vornamen. So bleibt die Geschichte präsent und die Stücke erhalten eine Persönlichkeit, die es den Menschen schwer machen wird, sich von ihnen zu trennen.
erzählt sie uns mit einem Lächeln auf den Lippen. Wer also ein altes Möbelstück aufzuarbeiten hat oder ein Holzmöbel in gute Hände abgeben möchte, kann sich gern via Facebook an Sie wenden, per Mail: info@luise-de-veer.de oder Telefon: 0172 79 42 188.