Das Jahr 2019 ist aus kulturgeschichtlicher Perspektive ein besonderes Jahr. Neben dem 500. Todestag des Künstlergenies Leonardo da Vinci feiert das Bauhaus 100-jähriges Jubiläum. 1919 gründete der Architekt Walter Gropius die Kunst- und Architekturschule, welche über seinen Standort Weimar hinaus neue Impulse in die ganze Welt hinaustrug. Mit dem Ziel einen „Bau der Zukunft“ zu erschaffen, verband das Bauhaus Kunst und Handwerk, um die Gesellschaft aktiv zu gestalten. Spuren dieses revolutionären Gedankenguts lassen sich noch heute im Erfurter Stadtbild finden. Nach dem Ersten Weltkrieg standen alle Zeichen auf Veränderung.
Bauhaus im Stadtbild von Erfurt
Das Neue Bauen in Europa
Das Bauhaus ebnete den Weg für neu gedachte und moderne Gestaltung in Architektur, Interieur und Design von Alltagsgegenständen. Dabei wurden neue Konstruktionsformen und Baustoffe verwendet, um mit der Umgestaltung der direkten Umwelt ein neues Lebensgefühl zu erzeugen. Als Folge daraus entstanden zahlreiche soziale Wohnungsbauten im Stil des sogenannten „Neuen Bauens“. Ähnliche Strömungen gab es auch in anderen Teilen Europas, beispielsweise in Form des „Rationalismus“ in Italien, dem „Funktionalismus“ in Skandinavien und dem „De Stijl“ in den Niederlanden. Vor allem die Architektur nahm einen hohen Stellenwert am Bauhaus ein, sodass in den 1920er Jahren erste Gebäude im neuen Gewand entstanden.
Der Grundstein in Erfurt
So auch in Erfurt, wo der Umbau des Geschäftsgebäudes am Anger 26 den Grundstein für Neues Bauen in Erfurt legte. Seine geflieste, schlichte Fassade mit den charakteristischen Fensterbändern bildet noch heute eine Unregelmäßigkeit im sonst historischen Stadtbild. Ein Jahr später, 1928, wurde das „Haus des Deutschen Handlungsgehilfen-Verbandes“ (DHV-Haus) durch den Architekten Heinrich Herrling am Anger erbaut.
Das erste Hochhaus der Stadt
Das Gebäude, welches in der Einmündung von Anger und Johannesstraße zu finden ist, war mit seinen 21 Metern Höhe das erste Hochhaus der Stadt. Prägnant ist die Gebäudeecke, die sich durch seine runde Form in den Straßenverlauf einfügt. Diese sogenannten Runderker sind ein weiteres typisches Merkmal des Neuen Bauens und betonen neben den geschichtet wirkenden Gesimsen die Dynamik der Architektur.
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Unaufällig aufällig
Ein weiteres Gebäude von Heinrich Herrling befindet sich in der Neuwerkstraße, unweit des Angerbrunnens. Das „Geschäftshaus Schellhorn“, in welchem heute nach Secondhand- Schätzen gestöbert werden kann, fügt sich eher unauffällig in den Übergang von Anger und Hirschgarten ein. Das liegt zum einen an seinem nach hinten versetzten Grundriss und zum anderen an der flächig gehaltenen Fassade. Die glatte und elegant geschwungene Gebäudehülle besitzt ebenfalls die prägnante gerundete Eckgestaltung und wird durch die Fensterbänder in seiner horizontalen Struktur betont.
Liebhaber und Kritiker
Der bereits erwähnte Kontrast zur historischen Architektur der Innenstadt fand viele Bewunderer, aber auch einige Kritiker. Zu seiner Bauzeit war das Geschäftshaus Schellhorn daher unter den Erfurtern umstritten. Auch das Bauhaus als neuartige Schule für kreative Köpfe wurde von der Weimarer Bevölkerung mit kritischem Blick beobachtet, bevor es 1925, auf Grund von politischem Druck, nach Dessau weiterziehen musste.
Weitere Infos zum Bauhaus und dem 100-jährigen Jubiläum unter: bauhaus100.de
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Text & Bild: Minetta