„Mal gut, mehr schlecht.“ So heißt das Projekt der Künstlerin Nora Klein. Dass das Leben nicht immer nur Sonnenschein parat hält, ist uns allen bewusst, doch gibt es Menschen, die gar kein Licht mehr in ihrem Dasein sehen. Gefangen im dunklen Tal der Depression, schwindet die Hoffnung mehr und mehr. Ein Zustand, welcher für viele Menschen kaum vorstellbar erscheint. Mit ihrem Bildband und der dazugehörigen Vortragsreise durch Deutschland, möchte Nora, zusammen mit der Betroffenen Sabine Fröhlich, dazu anregen das Gespräch zu suchen und das Thema Depression transparenter zu gestalten. Aus gutem Grund, da diese psychische Erkrankung noch immer zu den Tabuthemen zählt. Das t.akt-Magazin hat sich mit der Fotografin getroffen, um mit ihr über das Projekt und den Vortrag am 8. Oktober in der Stadtbibliothek Gera zu sprechen.
Gebürtige Rostockerin verschlägt es nach Thüringen
Die gebürtige Rostockerin, wuchs in Erfurt auf, studierte Dokumentarfotografie in Hannover und arbeitet nun deutschlandweit für große Zeitungen und Magazine wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und den Spiegel. Im Rahmen eigener Projekte entstehen Fotografie-Serien wie „Mal gut, mehr schlecht.“, bei welchen Nora intensiv in ihre Fragestellungen eintaucht. Es fasziniert sie die menschliche Psyche zu erforschen und dabei verschiedene Personengruppen und deren Geschichten kennenzulernen. „Ich finde es unglaublich spannend, was in uns abläuft und nach welchen Mustern wir funktionieren, ohne dass wir das richtig greifen können.“
Depression verschafft eindrucksvolles Bildband
Ein Riss in der Tapete, Mondlicht, kahle Bäume an einem Wintertag – alles Sinnbilder, welche assoziativ für die Symptome der Depression stehen. Diese zeigt Nora gemeinsam mit Portraits und den konkreten Rückzugsorten der Betroffenen. Ein eindrucksvoller Bildband, welcher zudem Tagebucheinträge, Skizzen und Schnappschüsse der Projektteilnehmer in sich vereint. Neun Personen haben sich entschieden am Projekt mitzuwirken und die Fotografin in ihre Lebens- und Gefühlswelt eintauchen zu lassen. Dabei war es den Betroffenen freigestellt, ihre Namen zu veröffentlichen und ihr Gesicht zu zeigen. Alle teilen den Mut offen über das Krankheitsbild der Depression und die damit einhergehenden möglichen Suizidgedanken zu sprechen. Zitate und Berichte geben dem Leser einen Einblick in individuelle Erfahrungen, welche geprägt von kreisenden Gedanken und vielerlei Sinnfragen sind.
Vortrag mit Diskussionsrunde
„Du sitzt in deiner Wohnung, siehst die Dinge um dich herum, dann wird das Licht immer weiter heruntergedimmt, du siehst immer weniger, bis nichts mehr da ist: So ist die Depression. Sie ist die absolute Dunkelheit. Das ganze Leben wird ausgeblendet.“ Da nicht nur die Betroffenen unter der Erkrankung leiden, sondern auch die Angehörigen ein Gefühl der Ohnmacht plagt, bietet der Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde die Möglichkeit des Austauschs. Die Veranstaltung fungiert somit als Sprachrohr und erzeugt ein Gefühl des Verstehens und Verstandenwerdens.
Hard Facts:
- Wann? 8.Oktober, 18 Uhr
- Wo? Stadtbibliothek, Puschkinplatz 7, Gera
- Weitere Infos? Hier oder auch Hier.