Die Menschen sollten mehr flanieren! Denn wenn man flaniert – laut Duden: langsam, ohne besonderes Ziel umherschlendern – nimmt man seine Umwelt intensiver wahr. Der Geist ist dann ziellos und offen für Unbekanntes. Keine Pflichten, Pläne oder Termine verschleiern die Wahrnehmung – perfekte Voraussetzungen also, um Neues kennenzulernen. Von dieser Warte aus betrachtet, hätte der Tag der offenen Soziokultur in Erfurt keinen besseren Namen erhalten können als „Kultur flaniert“.
Bereits zum vierten Mal tritt das von der Ständigen Kulturvertretung (StKv) initiierte Event am 25. August in der Landeshauptstadt an, um den Menschen zu zeigen, was die soziokulturelle Szene in Erfurt alles zu bieten hat. Bürger können einen Blick hinter die Kulissen werfen. Erleben, mitmachen und genießen was Künstler, Kreative und Kulturschaffende alles auf die Beine stellen. Und laut Stefan Peter Andres, Spaziergangwissenschaftler, Organisator und Dozent an der FH in Erfurt, ist das ganz schön viel.
Die Vielfalt der Kulturszene kennen lernen
Gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Mittelstädt organisiert Andres in diesem Jahr „Kultur flaniert“, das 2018 aus ganz pragmatischen Gründen mit einem neuen Konzept an den Start geht. „In den vergangenen Jahren haben wir festgestellt, dass weite Wege es ungemein erschweren, bei „Kultur flaniert“ die Vielfalt der Kulturszene kennen zulernen. Künstler und Kreative waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und zeitlich es war für Besucher einfach nicht möglich, mehrere Veranstaltungen zu besuchen.“
Laut Andres sprangen Teilnehmer ab, weil zu wenige Besucher kamen, um den Aufwand für diesen Tag zu rechtfertigen. Doch nicht nur das: Die Vielfalt, die mit „Kultur flaniert“ gezeigt und gesehen werden soll, blieb mehr oder minder auf der Strecke. Deshalb wird in diesem Jahr alles anders. „Kultur flaniert“ goes Krämpfervorstadt. 2018 kommen alle Künstler, Musiker und Kreative aus Erfurt in einem Stadtteil zusammen, um sich dort zu präsentieren.
Facettenreiches und kulturelles Stadtteil-Festival
Laut Frank Mittelstädt funktioniere das mittels des Raumgeber-Raumnehmer-Prinzips. Die Menschen aus der Krämpfervorstadt stellen Räume, ihren Hof oder ihre Garage zur Verfügung und Kulturschaffende aus anderen Stadtteilen können diese mit Leben füllen. Nach dem Motto: „Kurze Wege, mehr Vielfalt“ haben die Erfurter in diesem Jahr bei „Kultur flaniert“ erstmals die Möglichkeit, ein facettenreiches und kulturelles Stadtteil-Festival zu erleben, bei dem so einiges geboten wird.
Auf dem Leipziger Platz, dem Hanse Platz, am Zughafen, am Wasserturm und an dutzenden anderen Orten in der Krämpfervorstadt präsentieren sich die Wächterhäuser, Frau Korte, das Retronom und viele weitere Kultur-Kämpfer aus Erfurt. Der WirGarten zaubert ein mobiles Festival aus dem Hut, diverse Kreativ-Arbeiter zeigen ihr Können, laden zum Mitmachen ein und Musiker sollen an allen Straßenecken zum Verweilen anregen. Herzstück des Stadtteil-Festivals bilde die Veranstaltungsreihe „Krämpf fresh“. In der Werner-Uhlworm-Straße und der dort beheimateten Lagune Erfurt werde ein großes Straßenfest samt Kinderfete aus dem Boden gestampft, das Groß und Klein den Tag versüßen soll.
Startschuss für ein Kultur-Festival an immer neuen Orten
In der Krämfervorstadt gibt die StKv mit dem neuen „Kultur-flaniert“-Konzept den Startschuss für ein Kultur-Festival, das wie die soziokulturelle Szene in Erfurt Jahr für Jahr wachsen und an immer neuen Orten zum Vielfalt-Entdecken einladen soll. „Ende des Jahres wollen wir bei einer Dankesparty mit allen Kultur-Akteuren den kreativen Staffelstab an einen anderen Stadtteil und ein neues Organisations-Team übergeben“, erklären Andres und Mittelstädt, die ähnlich wie viele weitere Erfurter am 25. August ganz bestimmt ihren Geist frei machen werden, um durch die Krämpfervorstadt zu flanieren und Erfurts soziokulturell Vielfalt zu feiern.
Zur Facebook-Veranstaltung – Kultur Flaniert 2018
Fotos: Juliane Großmann
Gepostet von Kultur flaniert am Donnerstag, 13. Juli 2017