Sebastian Rabsahl alias Sebastian 23 ist Bestsellerautor, Poetry Slammer, studierter Philosoph und Twitter-Akrobat. Am 10. Juli kommt er im Rahmen der Veranstaltungsreihe #20fastforward mit seinem Programm ins Erfurter Kontor. Wir sprechen mit dem Slam-Poeten über die Verantwortung, die mit steigender Reichweite einhergeht, und was seine liebste Zukunftsutopie ist.
Slammer, Autor, Moderator, Musiker, Mütze – was war zuerst da und wie teilt sich das prozentual auf?
Nun, Autor und Musiker kamen gleichzeitig, ich habe beides mit acht Jahren angefangen. Klingt nach einem Wunderkind, bis man meine Lieder und Gedichte aus der Zeit hört. Der Rest macht mir auch Spaß, ist aber sehr viel später gekommen.
Du bist seit über 20 Jahren im Business unterwegs. Was hat sich aus deiner Sicht am meisten positiv und was negativ verändert?
Abgesehen vom großen Umzug der Kultur ins Internet während Corona? Für mich ist ein ganz großer Umbruch so um 2007/08 passiert. Damals wurde Poetry Slam bekannt, plötzlich war das mein Job und blieb es auch. Negativ hat sich geändert, dass die Aufmerksamkeit natürlich auch viele Hater anlockt.
Mit steigender Reichweite hast du zunehmend auch der Politik Raum gegeben. Wurde der Weg dadurch schwerer für dich?
Das ist richtig beobachtet. Irgendwann wurde mir bewusst, dass Reichweite mit Verantwortung einhergeht. Nichts gegen Leute, die reinen Quatsch machen, das mag ich sehr gerne. Aber ich hab‘ ’ne klare Meinung und Haltung und diese künstlerisch umzusetzen, fühlt sich für mich sehr richtig an. Insofern nehme ich gerne allen Gegenwind in Kauf.
Du setzt dich vor allem für Toleranz und Vielfalt ein. Auch die Klimapolitik ist ein Thema für dich. Möchtest du damit auch andere zu mehr Lautstärke animieren?
Ja, diese Idee durchdringt so ziemlich jeden Aspekt meiner Arbeit – von Schreibworkshops über das Veranstalten von offenen Bühnen bis hin zu meinen eigenen Veröffentlichungen. Ich wünsche mir, Raum zu geben und den Menschen bewusst zu machen, dass jede*r eine Stimme hat und auch etwas zu sagen.
Wo ist deiner Meinung nach noch das größte schwarze Loch in Bezug auf eben genannte Themen?
Das größte schwarze Loch ist, dass Menschen sich leicht einreden, dass sie eh nichts ändern können. Weder an sich, noch an der Gesellschaft, noch an der Welt. Das ist natürlich kompletter Unsinn, aber leider sehr weit verbreitet.
Welche zukünftige Welt wünschst du dir für deine Familie?
Erstmal würde mir schon reichen, wenn es in Zukunft überhaupt noch eine bewohnbare und lebenswerte Welt gibt. Wenn dann auch noch die Menschen lernen, friedlich, tolerant und gerecht miteinander umzugehen, dann wäre das eine wünschenswertere Utopie als jedes Raumschiff und jedes Hoverboard.
Welche Bedeutung haben die Stanisławs (Lem/Jerzy Lec) für dich?
Ah, die beiden Stanisławs. Nun, Stanisław Lem ist nicht nur einer der bekanntesten polnischen Autoren überhaupt, sondern auch eine Legende der Science-Fiction-Literatur. Ich bin seit meiner Kindheit großer Fan. Zu Stanisław Lec habe ich erst später gefunden, weil ich ein Zitat von ihm bei Umberto Eco entdeckte und zunächst an einen Druckfehler glaubte. Aber nein, Lec ist nicht Lem, zum Glück. Er ist ein exzellenter Aphoristiker, der es schafft, die Eigenarten der menschlichen Existenz in wenige Worte zu fassen. Auch hier: Fan.
Was bedeutet dir Sprache?
Sie ist unser zentrales Kommunikationsmittel und gleichzeitig eine Form, in die wir weite Teile unseres Denkens gießen. Sowohl in der Beschäftigung mit uns selbst, als auch im Austausch mit anderen Menschen ist sie elementar. Ich glaube, je besser wir sprechen lernen, umso besser gehen wir mit uns und anderen um.
Wann dürfen wir mit deinem nächsten literarischen Werk rechnen?
Ich gehe davon aus, dass meine nächste Textsammlung 2022 erscheinen wird. Wer so lange nicht warten mag, der folge mir gerne in den sozialen Medien. Hier versuche ich mich täglich daran, meine Ideen in kurzer Form umzusetzen.
Du bist im Juli im Erfurter Kontor zu sehen. Wer ist herzlich ausgeladen?
Es ist jede und jeder herzlich eingeladen, die oder der friedlich, tolerant und gerecht miteinander umgehen will – und mit mir. Aus sehr viel Feedback in den sozialen Medien weiß ich, dass das die Mitglieder einer bestimmten Partei leider weitgehend ausschließt. Und bevor du jetzt gegen mich klagst, Hans-Dieter, denk‘ mal lieber darüber nach, warum du dich angesprochen fühlst.
Und auf wen freust du dich?
Ich freue mich auf Erfurt und auf das Erfurter Publikum, das ich von Auftritten in der Vergangenheit in sehr guter Erinnerung habe. Insbesondere in der Franz Mehlhose war es ein Fest mit euch. Und wie immer, wenn ich nach Erfurt komme, freue ich mich auf meinen Homie Clueso. Seit wir vor ein paar Jahren angefangen haben, zusammen Songs zu schreiben, hab‘ ich einen Grund mehr, mich auf eure schöne Stadt zu freuen.
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Hard Facts
- Wann: 10. Juli 2021
- Wo: Kontor Erfurt Hugo-John-Straße 8, 99086 Erfurt
- Tickets gibts hier
- Sebastian auf Instagram
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