Aufgewacht, der Frühling lacht! „Re:Boot Erfurt“ geht in die zweite Runde. Die Ständige Kulturvertretung Erfurt (SKV), das Kunsthaus Erfurt, die Galerie Hammerschmidt + Gladigau und der Café Hilge e.V. wollen pünktlich zum Frühlingsanfang die Kultur und Kunst der Thüringer Landeshauptstadt aus dem Winterschlaf erwecken. Vom 18. bis 20. März ruft das Bündnis aus lokalen Kulturakteuren auf, Kunst im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.
Kunstfestival Re:Boot vom 18. bis 20. März in der Erfurter Innenstadt
Es werden Künstler und Künstlerinnen gesucht, deren Arbeiten in einem außergewöhnlichen Umfeld gezeigt werden. Von Malerei und Fotografie, über Projektionen und Videos, bis hin zu Performance ist alles möglich. Damit diese Kunst einen Raum bekommt, rufen die Organisatoren alle lokalen Händler, Cafés, Restaurants, Ausstellungshäuser und Ladenbesitzer in Erfurt auf, sich zu beteiligen.
Die Künstler und Künstlerinnen erhalten die Möglichkeit, ihre Kunst im öffentlichen Raum auszustellen und mit ihrem Schaffen Menschen zu einem kulturellen Schaufensterbummel an die frische Frühlingsluft zu locken. Die Ladenbesitzer und Raumgeberinnen setzen ein klares Zeichen für kulturelle Vielfalt. Sie können durch die Aktion auf sich aufmerksam machen, Kunden anlocken und zeigen, dass Kreativität und Weltoffenheit in ihrem Geschäft großgeschrieben werden, wie das Bündnis mitteilt.
Monique Förster vom Kunsthaus Erfurt im Interview
Wir haben mit Monique Förster über das Kunstfestival gesprochen. Die Leiterin des „Kunsthaus Erfurt“ ist seit der ersten Stunde in dem Projekt involviert und kann dank ihres langjährigen Engagements im Bereich bildende Kunst viel über das Thema berichten.
Hallo Monique, ihr ruft derzeit zur Re:Boot auf und wollt damit Kunst im öffentlichen Raum und in Schaufenstern zeigen. Warum?
Immer wenn es heißt: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wi(e)der, sondern macht sichtbar“ setzen wir ihre Sichtbarkeit selbstverständlich voraus. Wo aber begegnen wir ihr? In Museen, Kunsthallen und Galerien, auf Kunstmessen oder Biennalen. Oftmals scheint sie einem Zirkel von Eingeweihten vorbehalten zu sein, die von Kunstort zu Kunstort jetten, über die letzten Kunstkäufe räsonieren oder aktuell gehypte Künstler diskutieren. Die Hemmschwelle, beiläufig durch eine Ausstellung zu schlendern, ist für viele noch immer hoch. Dieser gebremsten Entdeckerfreude wollten wir etwas entgegensetzen. Das war für uns 2013 der Impuls „Hammerschmidt + Gladigau contemporary fine arts“ zu gründen, eine 24/7-Galerie im migrantisch geprägten Bahnhofsviertel von Erfurt. Ein Ausstellungsort, der auf Sichtbarkeit setzt. Ein Ort, an dem die Kunst über große Schaufenster mit dem Publikum in Kontakt tritt.
Wie kam es dann zu Re:Boot?
Die Monate des Lockdowns im Pandemiewinter 2020/21 verlangten viel ab. Es wurde über Systemrelevanz diskutiert. Museen, Theater, Clubs, Konzerthäuser oder das kleine Café um die Ecke mussten schließen. Die Sehnsucht nach Begegnung und Austausch war immens, der digitale Raum kein echter Ersatz. Gerade hatten wir die üppig wuchernde Schaufensterausstellung „Tropenoper“ verpackt. Auf Kisten sitzend erinnerten wir uns an die mutmachenden Gemeinschaftsaktionen der Italiener. Wie sie im Frühjahr zuvor dem Corona-Blues mit Balkonkonzerten trotzten. So etwas fehlte Erfurt! Kunst, wohin das Auge blickt.
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Was ist das Ziel von Re:Boot und warum ist es wichtig für die Stadt Erfurt?
Mit Re:Boot verbanden sich verschiedene Erwartungen. Wir wollten die Kunst aus den Ateliers, den Galerien, den Kunstvereinen in den öffentlichen Raum bringen, die Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern sichtbar machen. Ob Fenster, Balkone, Ladengeschäfte, Fassaden – an unerwarteten Orten sollte man überraschend auf Kunst stoßen können. Die Idee einer lebendigen, kunstdurchfluteten Stadt trieb uns an. Wir wollten gemeinsinnbildend ein Zeichen setzen, den kreativen Reichtum dieser Stadt aufzeigen und solidarisch der Isolation entgegenwirken. Im Verbund mit starken Partnern, wie der Ständigen Kulturvertretung (SKV), dem Café Hilge e.V., dem Kunsthaus Erfurt und dank der vielen Akteure erlebten vom 5. bis 8. März 2021 tausende Kulturflaneure an 60 Orten ein einzigartiges Wochenende. Darauf wollen wir 2022 aufbauen.
Ihr ruft jetzt bereits zum Festival im März auf?
Ja. Aktuell laufen die Ausschreibungen für Re:Boot 2022. Der Termin steht. Am 18. bis 20. März ist es wieder soweit. Die Plakate – Very Peri – warten auf den Druck. Und damit beginnt die heiße Phase der Organisation. Es müssen Raumgeber und Akteure, Künstlerinnen und Künstler angesprochen und vermittelt werden. Der interaktive Stadtplan für die Kulturflaneure ist wieder am Wachsen.
Was bedeutet Re:Boot für die Erfurter und Thüringer Kunstszene?
Re:Boot ist eine tolle Möglichkeit, für Kreative mit ihren Arbeiten eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. An außergewöhnlichen Orten, konzentriert auf ein Wochenende bietet die Veranstaltung eine Plattform für Kontakte und Austausch – zieht es Kunstinteressierte in die Landeshauptstadt. Aber nicht nur Künstler, auch Kulturinitiativen, kleine Projekte oder die großen städtischen Museen und Ausstellungshäuser profitieren von dieser Vernetzung.
Und wer kann bei Re:Boot mitmachen?
Es ist ein offenes Format. Ob Malerei, Graphik, Fotografie, Skulptur, Objekte, Projektionen – alles ist möglich. Dabei sollten sich die Arbeiten auf das außergewöhnliche Umfeld einlassen. Damit diese Kunst einen Raum bekommt, rufen die Re:Boot-Organisatoren alle lokalen Händler, Cafés, Restaurants, Ausstellungshäuser und Ladenbesitzer in Erfurt auf, sich zu beteiligen. Werdet Raumgeber und verwandelt die Innenstadt in eine Galerie!
Was bedeutet das Festival für die Raumgeber?
Neues entdecken zu können. Räume verändern durch spannende, berührende oder aufregende Kunst. Es ist zugleich ein Beitrag für eine lebendige Stadtgesellschaft und setzt Impulse gegen die Verödung der Innenstädte. Wir alle nehmen wahr, wie Corona diese Entwicklung noch beschleunigt.
Warum sollte jeder am Re:Boot-Wochenende durch Erfurt flanieren?
Aus purer Entdeckerfreude. Allein oder in Gesellschaft, es wird ein Wochenende der Inspiration.
Ihr seid Künstler oder Künstlerin und kommt aus Thüringen, oder ihr seid Händler, Laden- oder Schaufensterbesitzer, Café oder Restaurant in der Erfurter Innenstadt? Dann meldet euch für die Veranstaltung an. Nutzt den Betreff Re:Boot 2022 und schreibt eine Mail an kontakt@staendigekulturvertretung.de.
Hart Facts:
- Wann? 18. bis 20 März
- Wo? in der Erfurter Innenstadt
- Kunsthaus Erfurt: Instagram | Facebook | Homepage
- Ihr seid Künstler oder Künstlerin und kommt aus Thüringen, oder ihr seid Händler, Laden- oder Schaufensterbesitzer, Café oder Restaurant in der Erfurter Innenstadt? Dann meldet euch für die Veranstaltung an. Nutzt den Betreff Re:Boot 2022 und schreibt eine Mail an kontakt@staendigekulturvertretung.de.
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