„Soziale Interaktion mit euch ist, als hätte ich Asperger“, „Tourette del Mar“, „Ich war schon 3 Mal vegan“ – Kreativlosigkeit bei der Namenswahl seiner Werke kann man Marc Jung wahrlich nicht vorwerfen. Generell wäre es weit verfehlt, den jungen Erfurter Künstler als unkreativ zu bezeichnen. Marc ist eher das Gegenteil- frech, bunt und oftmals verspielt. Genau wie seine Bilder – zumindest rein oberflächlich betrachtet. Grell. Bunt. Kleckse. Graffiti. Strukturen. Linien. Körpe. Laut.
Kunst aus Erfurt: Marc Jung
Es ist wirklich schwierig, seine Kunst in ein Wortkorsett zu zwängen. „In your Face“ trifft es vielleicht ganz gut. Denn was Marcs Bilder auf jeden Fall auszeichnet, ist, dass sie volle Aufmerksamkeit fordern. Tausend Elemente verschmelzen zu Werken, die der Erfurter Künstler selbst dem postabstrakten Expressionismus zuordnet. „Meine Bilder sind abstrakt und figurativ. Ich spiele frei mit dem, was mir zur Verfügung steht“,sagt er.
Mehr als Pinsel und Farben
Doch was steht ihm zur Verfügung? Blickt man sich in seinem Atelier im Erfurter Kultur-Hot-Spot „Zughafen“ um, erkennt man schnell, dass Marc weit mehr nutzt als nur Ölfarbe und Pinsel, um seine Werke zu erschaffen – klar, alle Basics sind vorhanden. Doch dann sieht man Spielzeug-Formen, Metallgitter und viele weitere Schablonen, die er nutzt, um seine Bilder mit Graffiti-Spray zu veredeln.
Hassliebe zu grellen Farben
„Ich beginne oft mit einer Zeichnung, klaren Formen und Figuren. Das verfremde ich dann immer mehr“, sagt Marc, dem das Spiel mit der Spraydose und grellen Farben gefällt. „Besonders gerne arbeite ich mit Neonfarben. Die normale Farbpalette reicht mir oft nicht aus. Neon ist brutal. Es ist eine neue Farbe- nicht auf der herkömmlichen 100 Jahre alten Farbpalette.“ Es sei eine Hassliebe, die er zu der grellen Farbe aufgebaut hat, sagt er.
Tiefsinniger als man denkt
Zu Beginn seiner Karriere trugen die Neonfarben und auch das Sprayen oft dazu bei, dass er nicht ernst genommen
wurde. Er probierte sich deshalb aus. Zeichnete monochrom. Doch das ist er nicht. Marc ist brutal. Laut. Neon!
Doch Achtung: Der junge Mann, der mit dem illegalen Sprayen in der Thüringer Landeshauptstadt und kleineren Problemen mit den hiesigen Ordnungshütern begonnen hat, ist weit mehr als das, was man auf den ersten Blick vermuten
mag. Schaut man etwas genauer hin, merkt man schnell, dass Marc ein tiefsinniger Geist sein kann.
Kunst als Selbsttherapie
So verarbeitet er in seinen Werken das politische Geschehen oder kritisiert in Bildern wie „Ich würde auch lieber von den amis gefoltert werden als von den drecks chinesen“, „Pegidapädagogen“ oder „Die Wirtschaftsweisen“ den vorherrschenden Zeitgeist. „Meine Kunst ist ein Kampf zwischen Ordnung und Chaos. Sie soll zeigen, wie ich ticke und ist zugleich Selbstherapie für mich“, erklärt Marc, der mit seinen Bildern mittlerweile in Galerien und Ausstellungen rund um den Globus zu sehen ist. Unter anderem malte er bereits für Gerhard Schröder, Facebook und Mont Blanc. Und für sein aktuelles Kunstprojekt, in dem er Starfotografien von Marco Fischer bearbeitet, veredelte er bereits Pop und Fußballstars wie Lena Meyer- Landrut, Benedikt Höwedes oder Marteria.
Werkschau wird veröffentlicht
All das gibt es seit Kurzem in seinem Buch „Ghetto Superstar“ zu bewundern, das beim Berliner Verlag Kocmoc erschienen ist – ein bildgewaltiger Katalog und eine vielfältige Werkschau, die sein Wirken
ganz bestimmt besser beschreiben kann als so manches Wortkorsett.
Hard Facts:
- Mehr Infos zu Marc und seinem Buch unter: www.jungmarc.com und www.kocmoc-berlin.de
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