Mi|ni|mal – „Ein sehr geringes Ausmaß an Größe, Stärke oder Ähnliches aufweisend; sehr klein, sehr gering.“
Kon|sens – „Übereinstimmung der Meinungen. Im Verhalten: Zustimmung, Einwilligung.
Mi|ni|mal|kon|sens – Konsens auf einer Basis, die trotz unterschiedlicher Weltanschauung oder politischer Richtung als kleinstmögliche Grundlage für ein gemeinsames Handeln dienen kann.“
Der Duden findet klare Worte, wenn es um den Begriff „Minimalkonsens“ geht. Im Allgemeinen ist es der kleinste gemeinsame Nenner mehrerer Meinungen. Wobei bei der aktuellen Ausstellung in der Galerie Waidspeicher in Erfurt namens „MinimalKonsens. Re:Defining Spaces“ der Begriff „Meinung“ in Bezug auf Konsens vielschichtig ausgelegt werden kann. Handelt es sich doch der landläufigen Beschreibung nach um eine „Überzeugung oder Einstellung“. Schaut man aber genauer hin und bemüht erneut unseren guten Freund „Duden“, rückt schnell das Schlagwort „persönliche Ansicht“ als Deutung für den Begriff „Meinung“ in den Fokus. Im Kontext der Ausstellung muss demnach ganz klar die „Ansicht“ als Begriff hervorgehoben werden. Denn bei der erneuten lexikalischen Analyse wird klar, wie fein die Sprache in Bezug auf den Ausstellungsnamen „Minimalkonsens“ gedacht werden kann. Bedeutet doch Ansicht nicht nur Meinung und Überzeugung, sondern auf weltlicher konkreter Ebene „Bild oder Abbildung“. Und das ist es auch, was es in der Galerie Waidspeicher noch bis zum 30. Januar zu sehen gibt.
„Minimalkonsens“-Ausstellung wird in der Galerie Waidspeicher gezeigt
Bilder. Abbilder. Minimalistische Kunst. – Fünf Künstlerinnen und Künstler, die der geometrischen Abstraktion nahestehen, gestalten die Galerieräume unter anderem mit raumgreifenden Installationen wie auch räumlichen Konstruktionen um. Bei alledem ist der Name Programm. Auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner der Ansicht treffen sich die Künstler und Künstlerinnen – der Geometrie.
Neudefinition des Raumes
Sie zeigen Linien und Formen – abstrakte Beschreibungen der konkreten Welt. Mehr oder weniger nur durch Sprache greifbar und doch im Waidspeicher sichtbar sowie gegenständlich. Nicht umsonst greift die Werksschau das Thema „Re:Defining Spaces“ auf. Der Raum wird neu definiert durch abstrakte Ansichten sowie Aussagen, die nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner der künstlerischen Positionen suchen. So sind die gezeigten Beiträge in ihrer Grundanlage ähnlich, aber in ihrer Ausführung unterschiedlich und individuell geprägt.
Die Künstlerinnen und Künstler aus Thüringen und Sachsen-Anhalt zeigen verschiedene Werke und laden die Besucherinnen und Besucher zum Entdecken von Gemeinsamkeiten und Unterschieden ein. Arbeiten aus Holz, Glas, Papier, Wolle, Metall und Emaille stehen sich in einem spannungs- und facettenreichen Rundgang über zwei Etagen gegenüber. Teils konträr und gegensätzlich, teils harmonisch und in Symbiose, zeugen sie – bei aller Reduktion und Minimalismus – von der Vielfalt künstlerischer Produktionsmöglichkeiten und dem differenzierten Umgang mit unterschiedlichsten Werkstoffen.
Geometrische Reliefs und unterschiedlichste Materialien
Zu sehen sind abstrakte Skulpturen und Plastiken von Simon Horn aus Halle an der Saale. Der Bildhauer ist Mitglied der Akademie der Künste Sachsen-Anhalt und arbeitet mit Holz, Ton und Keramik, die er in seinen Kunstwerken mixt, um zu einer abstrakten Form zu gelangen, die mit seinem Umfeld interagiert. Nora Keilig aus Weimar, die an der Bauhausuniversität studierte, ist mit grafischen Werken, Kollagen und Fotografien zu sehen, welche laut Titel vom Rezipienten nicht nur interpretiert, sondern auch benannt werden sollen. Die Erfurter Künstlerin Annekatrin Lemke zeigt in der Werkschau ihre geometrischen Reliefs, die durch ihre materielle Beschaffenheit mit dem Betrachter flirten. Unterstützt durch Farbe laden ihre Werke zur Betrachtung auf mehreren Ebenen ein.
Raumgreifend widmet sich Thomas Prochnow aus Gera dem Thema „Re:Defining Spaces“. Der studierte Künstler konstruiert Skulpturen, die den kompletten Raum in ihrer Erscheinung aufnehmen und abhängig vom Blickwinkel neu definieren. Im Laufe der Ausstellung wird Thomas Prochnow im Hof vor der Galerie eine mehrere Meter hohe Installation aufstellen. Cornelia Theimer Gardella aus Erfurt beschließt den Minimalkonsens. Die Künstlerin widmet sich mit ihren gewebten Werken einem Material, das in der Kleidung allgegenwärtig ist und von ihr durch Form, Farbe sowie Grafik auf eine neue Ebene gehoben wird. Mit ihren „Wandteppichen“ schließt sich der Kreis: Linien bilden die Ansicht, die schließlich einen Konsens auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bilden und in ihrer Einfachheit doch die Fähigkeit besitzen den Raum neu zu definieren.
Führungen und Gespräche geplant
Sollte es die Thüringer Verordnung zulassen, können sich die Besucher auf öffentliche Führungen und Gespräche freuen. Unter der Überschrift „Meet the Artist“ sind für Führungen mit den Künstlern und Künstlerinnen geplant:
- 15. Januar, 15 Uhr – Simon Horn (Skulptur, Plastik)
- 20. Januar, 18 Uhr – Annekatrin Lemke (Relief, Malerei)
- 27. Januar, 18 Uhr – Nora Keilig (Collage, Fotografie)
- 30. Januar, 15 Uhr – Abschlussveranstaltung mit Führung durch Kurator Philipp Schreiner
Hart Facts:
- Wann? Noch bis 30. Januar 2022 | immer Dienstag bis Sonntag | 11 bis 18 Uhr
- Wo? Galerie Waidspeicher Michaelisstraße 10 | Erfurt
Mehr coole News für euch:
-
Kunstinstallation auf der Krämerbrücke: Ideen für das Jahr 2022 gesucht
-
Der t.akt-Lieblingsladen: Wohnzimmershopping bei Soyuz
-
Viel Lärm um Corona – Sommerkomödie Erfurt ruft zum Spenden auf