Talkshows leben neben ihren Themen auch von ihren Teilnehmern. Werden zu reißerischen Fragestellungen geistlose oder unsympathische Gäste eingeladen, die eher Beleidigungen gegeneinander ausstoßen als miteinander zu kommunizieren, dürften nur Freunde des (Fernseh-)Trashs daran Gefallen finden. Ganz anders die Improvisationstheater-Talkshow „Jetzt redet ZINK!“. Nach dem Umgang mit dem Tod oder einer kritischen Reflexion von Religion stellt die nunmehr sechste Ausgabe des etablierten Formats die Frage „Wem gehört die Literatur?“.
Die Talkshow „Jetzt redet Zink!“ behandelt bewegende Themen
Dazu kommen eine fiktive Romanautorin, eine Deutschlehrerin, ein Märchenerzähler und eine FanFiction-Autorin zu Wort, die unter anderem darüber diskutieren, ob als rassistisch geltende Bezeichnungen (der „Negerkönig“ aus Astrid Lindgrens „Pippi in Taka-Tuka-Land“) aus Kinderbüchern getilgt werden sollten. „Wir betreiben dabei keine Parteipolitik und sind auch nicht nur tagesaktuell. Wichtig ist, dass unsere Themen die Menschen bewegen“, so Marcel Buß. Er ist einer von drei Vereinsvorständen vom tHeater Zink e.V. und – neben seiner Verantwortung für die Dramaturgie des Stücks – in einer Rolle als Moderator der neuen Folge von „Jetzt redet ZINK!“ zu sehen, die am 12. Januar, um 19 Uhr, im Kulturbahnhof Jena aufgeführt wird. Sollte eine Präsenzveranstaltung wegen veränderter Corona-Bestimmungen nicht möglich sein, wird die Aufführung als Livestream ins Internet übertragen.
Älteste studentische Theatergruppe Jenas
Die – so die Selbstbeschreibung – älteste studentische Theatergruppe Jenas besteht seit dem Jahr 2001 als Hochschulgruppe. Im Jahr 2018 wurde der bis heute bestehende tHeater Zink e.V. gegründet. Seitdem ist die Theatergruppe im Dachverband der Freien Bühne Jena e.V. organisiert, welche sie etwa mit technischer Ausstattung unterstützt; auch Fördermittel für einzelne Stücke können durch die Rechtsform beantragt werden. Insgesamt 40 Theaterinteressierte kommen regelmäßig zu den Proben, eine Mitgliedschaft im Verein ist dafür nicht zwangsläufig notwendig. Obwohl darunter auch Auszubildende und Absolventen zu finden sind, machen Studierende von der Friedrich-Schiller-Universität und Ernst-Abbe-Hochschule Jena aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen den überwiegenden Großteil aus.
„So können die Mitwirkenden auch über andere Themen ins Gespräch kommen als die letzte Vorlesung, kreativ werden und eigene Ideen für Stücke oder Inszenierungen entwickeln“, freut sich Marcel Buß. Tatsächlich ist die Bandbreite der Inszenierungen beeindruckend: Neben modernen Theaterstücken wie „Connie & Blyde – ein Herbstabendblues“ umfassen die drei bis vier Programme im Jahr, die in separaten Gruppen entwickelt und geprobt werden, immer wieder auch klassische Stücke. Anfang 2021 wurde etwa Schillers Drama „Maria Stuart“ aufgeführt, im Oktober sorgte die Inszenierung von Goethes „Faust“ in der Philosophen-Mensa für großes Aufsehen und ausverkaufte Vorstellungen. „So werden auch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. Die modernen Stücke sind gerade unter Studierenden sehr beliebt“, so Marcel Buß.
Spielerische Auseinandersetzung mit Texten
Der 31-Jährige stand schon in seiner Jugend gern auf der Bühne – als Teilnehmer des Wettbewerbs von „Jugend musiziert“ allerdings als Sänger. Als er 2010 zum Studium nach Jena kam, ist er über eine Internetsuche auf Theater Zink gestoßen, schaute zu einer Probe vorbei – und ist bis heute geblieben. „Das Theater hat dabei etwas Kollaboratives und bietet tolle Möglichkeiten, sich spielerisch oder auch durch experimentelle Aneignung mit Texten auseinanderzusetzen“, so der Philosophie-Promovend.
Horváth2
„Ich selbst suche dabei immer wieder nach Leseproben dramatischer Werke – und wenn die mich nach zwei Szenen gepackt haben, klopfe ich sie auf eine mögliche Produktion bei Theater Zink ab“, so Buß weiter. Zuletzt war das bei den beiden Werken „Die Unbekannte aus der Seine“ und „Glaube Liebe Hoffnung“ vom ungarisch-deutschen Schriftsteller Ödön von Horváth der Fall, die vom sozialen Abstieg und Armut erzählen und die er unter dem derzeitigen Arbeitstitel „Horváth²“ in einer Aufführung als Einakter gegenüberstellen möchte. Die Aufführung ist für Mai oder Juni geplant.
Hart Facts:
- Jetzt redet Zink! (Folge 6): Mittwoch | 12. Januar | 19 Uhr | Kulturbahnhof Jena
- Tickets: kontakt@theater-zink.de
- Hier erfahrt ihr mehr.
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