„Ich schneckel dich mal schnell“
Ich wurde geschneckelt. Zum ersten Mal in meinem Leben. Es ging sehr schnell und es hat auch nicht wehgetan. Ich bin zur Perückenprobe geladen, da muss jeder durch, der auf einer der Bühnen des Theater Erfurt stehen will.
Mit schnellen, geschickten Bewegungen dreht Maskenbildnerin Vera meine Haare zu kleinen Schnecken und steckt sie hoch. Dann misst sie meinen Kopfumfang inklusive der kleinen Steckschnecken, für den Fall, dass ich für die Aufführungen eine Perücke benötige. „Wahrscheinlich bekommst du sowieso eine Maske oder Haube auf – je nachdem, ob du die Hexe oder die Leibwächterin bist. Wenn nicht, bringst du zumindest gutes Material (sie meint meine Haare) mit. Vielleicht reicht es, wenn wir mit Farbe arbeiten. Aber falls du doch eine Perücke bekommst, hab ich jetzt schon mal deine Maße!“
Ich nutze die Gelegenheit um ein wenig mit Vera plaudern. Es wird schnell deutlich, wie sehr sie ihren Job liebt – auch wenn dieser natürlich auch Schwierigkeiten mit sich bringt. „Wir arbeiten in der Regel auch dann, wenn andere frei haben.“ Schließlich müssen die Schauspieler, Tänzer und Sänger vor den abendlichen Aufführungen in ihre jeweilige Rolle verzaubert werden. Auch während und nach den Inszenierungen sind die Aufgaben vielfältig: Frisuren umstecken, nachschminken oder Aufbereitung der Zweitfrisuren für den nächsten Tag gehören dazu.
Tagsüber knüpfen Vera und ihre Kollegen Perücken, stellen Bärte her oder fertigen Silikonmasken an. Jeder Solist am Theater bekommt eine individuell für ihn angefertigte Perücke mit Echthaar. Dafür gehen schon mal 60 bis 80 Stunden ins Land. Nicht umsonst geht der Ausbildung zum Maskenbildner meist die Friseurlehre voraus. „Außerdem sollte man gut mit Menschen können“ so Vera „man kommt den Schauspielern vor und während der Vorstellung sehr nah. Das muss man aushalten können, darf keine Berührungsängste haben.“
Maskenbildner ist sozusagen ein Beruf, den man mit Haut und Haar lieben sollte – so wie Vera.
Auch beim Abmessen für das Kostüm war ich – allein in der Schneiderei sind 16 Maßschneider mit den Festspielen beschäftigt. Unter Anleitung eines Gewandmeisters fertigen diese nach dem Entwurf des Kostümbildners die Gewänder an. Dafür benötigt es besondere Fähigkeiten, wie viel Geschick und Weitsicht. Gerade wenn es Zweibesetzungen von Rollen gibt, müssen die Kleider mit wenigen Handgriffen auf verschiedene Figuren adaptierbar sein.
Der Troubadour
Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi
10. – 27. August, tägl. außer Montags
Tickets unter www.domstufen.de und im Ticketshop Thüringen