Mitte April traf sich eine große Expertenrunde an der Gera in der Geraaue kurz vor Gispersleben und diskutierte über die Ankunft des Bibers. Die untere Naturschutzbehörde im städtischen Umwelt- und Naturschutzamt hatte eingeladen, weil die Spuren des streng geschützten Säugetiers nicht mehr zu übersehen waren und zunehmend Fragen zum Umgang mit dem sehr seltenen Tier aufwarfen, wie es in einer Mitteilung der Stadt Erfurt heißt.
Eine Expertenrunde diskutiert über die Ankunft des Bibers in Erfurt
Teilnehmende waren zum einen der Biberexperte Marcus Orlamünder vom Bibermanagementprojekt des Nabu Thüringen, die obere Wasserbehörde (TLUBN) als Gewässerunterhalter der Gera und des Flutgrabens, die untere Wasserbehörde, der Gewässerunterhaltungsverband Gera/Gramme, das Garten- und Friedhofsamt, der Gewässerbeauftragte des Naturschutzbeirates Dominik Borrmann, der Ortsteilbürgermeister Wilfried Kulich (Rieth), ein Anwohner mit Bildnachweisen und der Ortsteilbeauftragte Frank Wenzel.
Frische Fraßspuren und gefällte Stämme
Der Biber war in Thüringen lange Zeit ausgestorben und ist erst seit 2007 wieder dauerhaft in Thüringen heimisch. Seitdem verbreitet er sich entlang der Flüsse. An der Gera fehlte er bislang noch weitgehend. Mittlerweile deuten Funde, Fraßspuren und Aktivitäten darauf hin, dass der Biber auch in Erfurt eine neue Heimat gefunden hat. Zuletzt wurde er direkt in der Innenstadt hinter dem Rathaus auf Wanderschaft entdeckt. In der Geraaue fielen vor allem frische Fraßspuren an Bäumen und gefällte und entrindete Stämme auf.
In der Geraaue fielen vor allem frische Fraßspuren an Bäumen und gefällte und entrindete Stämme auf. Foto: Pixabay
Ein neuer Lebensraum für die Biber
Damit die Baumpflanzungen der jüngeren Vergangenheit und die neu gestalteten Flächen der Geraaue keinen größeren Schaden nehmen, war es notwendig, sich über mögliche Schutzmaßnahmen zu verständigen. Eine Umsiedlung des Bibers kommt nicht in Betracht, weil benachbarte Reviere bereits besetzt sind und neue Biber nachkommen würden. Es kommt darauf an, die schützenswerten Bäume zu erhalten und gleichzeitig den Biber in seinem neuen Lebensraum zu begleiten, ggf. neue Pflanzungen vorzunehmen und Ruhebereiche zu schaffen.
Helft mit – lasst der Natur und den Lebewesen Ihre notwendige Ruhe!
Daher appelliert das Umwelt- und Naturschutzamt an die Erfurterinnen und Erfurter, die Uferbereiche der Gewässer vor allem abends und nachts nicht zu betreten, keinen Müll zu hinterlassen und der Natur dort ihre notwendige Ruhe zu lassen. In den letzten Jahren wurden ausreichend Möglichkeiten geschaffen, die Ufer der Gewässer zu erleben. Diese sollen auch dafür genutzt werden, damit andere Bereiche Tieren und Pflanzen vorbehalten bleiben. Das nützt nicht nur dem Biber, sondern auch gerade brütenden Vögeln oder am Gewässer vorkommenden Fledermäusen. Zukünftig sollen Informationstafeln die Bürgerinnen und Bürger für den Natur- und Umweltschutz sensibilisieren.