Diese Redewendung habe ich lange nicht verstanden. Wie kann man gleichzeitig konstant und doch wechselhaft sein? Heute frage ich mich: Wie schafft man es, in diesem unfassbar schnellen Alltag Schritt zu halten, wenn man neuen Situationen gegenüber völlig verschlossen bleibt?
Lassen wir mal Bilder sprechen und vergleichen es mit Wasser. Es hat deshalb so viel Kraft, weil es so anpassungsfähig ist. Es fließt, steht, rauscht, fällt, wird gasförmig oder fest – es passt sich immer wieder den äußeren Gegebenheiten an. Es ändert sich ständig und bleibt doch immer gleich – auch wenn es mitunter halsbrecherische Geschwindigkeiten erreicht.
Auch unser Alltag ist so schnell geworden. Die Beschleunigung verkürzt gezwungenermaßen die Reaktionszeiten. Konnten wir früher die Geduld aufbringen, auf einen Brief zu warten, haben wir durch die digitalen Medien heute innerhalb von Minuten eine Antwort. Nachrichten überschlagen sich, sind fast schon veraltet, wenn sie uns erreichen. Viele machen eigentlich keinen Urlaub mehr, sie arbeiten nur von irgendwo, wo man sonst Urlaub gemacht hat. Es gibt kaum noch etwas, dass diese Geschwindigkeit ausbremst.
Und wer nicht mithält, bleibt auf der Strecke – zumindest scheint das eine der Ängste zu sein.
Vielleicht ist es weniger anstrengend, wenn man sich weder gezwungen fühlt, noch strikt dagegen stellt. Um mal beim Wasser-Bild zu bleiben: vielleicht ist es besser, die Dynamik der Welle zu nutzen, um auf ihr zu gleiten. Man kann sich selbst treu bleiben, ohne Veränderungen um einen herum zu blocken. Man kann sie sogar nutzen, um noch mehr zu wachsen, noch mehr bei sich zu sein. Ein altes Sprichwort besagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“
Es würde uns sicher mehr nützen, würden wir uns an die Windmühlen halten.
