Der Frühling steht vor der Tür, die ersten Schneeglöckchen schauen vielleicht hier und da vorsichtig hervor, die Luft wird immer wärmer, Äste präsentieren kleine Knospen und wir denken: Ist das schön! Oder wir sagen es sogar laut und voller Überzeugung: Ist das schön!
Ich habe es bisher nie erlebt, dass die Natur dann abwinkend gesagt hätte: „Ach, alles nicht so schwer.“ oder: „Dafür wird mir aber der Sommer nicht so gut gelingen.“ Nee, die Natur sagt gar nichts. Denkt sich aber wahrscheinlich: Ja, ich weiß. Knaller. Das hab‘ ich wieder mal echt gut gemacht. Cheers to me.
Immer wieder frage ich mich, warum es vielen von uns Menschen so schwer fällt, echte Begeisterung und Komplimente einfach anzunehmen. Oder wie eine Freundin neulich sehr treffend bemerkte:
Komplimente verteilen ist wesentliche einfacher, als sie anzunehmen.
Fakt. Stattdessen machen wir Folgendes:
• relativieren („Ach das ist nur eine gute Perspektive, das war ein Glückstreffer.“)
• auf die negativen Aspekte verweisen („Ja, aber ich habe auch den und den Fehler.“)
• sofort dasselbe Kompliment zurück geben („Ach DU doch viel mehr.“)
• alles in Frage stellen („Was will derjenige damit bezwecken?“)
Was in dem Moment passiert? Wir wehren ab! Wir lassen ernst gemeinte Komplimente, die uns stärken sollen, abprallen an unserem Turm ohne Tür. Anstatt einfach mal den Rapunzelzopf hinunter zu lassen und demjenigen – und dem Lob – eine Chance auf Einlass zu gewähren. Weißt du was passiert? Es kommt nicht in deinem Unterbewusstsein an! Es dauert ein paar Sekunden (etwa 7), bis sich Worte dort verankern. Wenn wir sie gleich abschmettern, werden sie das nie tun.
Die Aufgabe für diesen schönen März ist: Lass authentischen Komplimenten einfach erstmal ein paar Sekunden freien Lauf. Lass sie ankommen! Lass sie wirken. Damit du sie irgendwann auch glauben kannst.